WWF erkämpft Akteneinsicht in Landes-Gutachten und belegt unvollständige Tiwag-Unterlagen – Sachverständige sehen offene Gefahren – WWF fordert Stopp des UVP-Verfahrens
Tausend Tote Tiger: Was vom Tiger übrig bleibt
Wien, Mittwoch, 10. November 2010 – Tigerkrallen als Glücksbringer in Malaysia, Wundermittelchen aus Tiger-Knochen in China, Felle in Indien oder Nepal – der illegale Handel mit Tiger-Produkten floriert nach der aktuellen Studie “Reduced to Skin and Bones” der Umweltschutzorganisationen WWF und TRAFFIC in ganz Asien. In den letzten zwei Jahren ist sogar ein deutlicher Anstieg illegaler Aktivitäten zu beobachten. Von der indonesischen Insel Sumatra über das Grenzgebiet Myanmar-China bis nach Russland reicht das kriminelle Netz aus Wilderern, Schmugglern, Zwischenhändlern und Verkäufern. Dabei wurden nach Angaben des WWF allein in den vergangenen zehn Jahren knapp 500 Aufgriffe dokumentiert. Nach Schätzung des WWF lassen die konfiszierten Produkte darauf schließen, dass allein für diese Schmuggelfälle mindestens 1.069 Tiger ihr Leben lassen mussten. Und das ist, so WWF-Expertin Jutta Jahrl, nur die Spitze des Eisbergs. “Wie bei jeder Schmuggelware gibt es eine hohe Dunkelziffer. Wir müssen davon ausgehen, dass die bekannten Fälle nur einen kleinen Bruchteil des illegalen Geschäfts mit dem Tiger ausmachen”, so die WWF-Expertin. Wilderei und Schmuggel sind derzeit die größte Bedrohung der Großkatze und könnten zum Aussterben der Tiger führen.
Insgesamt rangiert Indien im internationalen Vergleich an der Spitze des illegalen Tiger-Handels. Umschlagsplätze der “heißen Ware” sind neben den Metropolen Neu Delhi und Mumbai die wenigen verbliebenen Tiger-Lebensräume auf dem Subkontinent. Erschreckend ist besonders, dass viele Aufgriffe im Umkreis von 50 Kilometern von Tigerschutzgebieten stattfanden. Eine besonders hohe Schmuggelaktivität verzeichnet der Report mit 71 Aufgriffen im indisch-nepalesischen Grenzgebiet. “Natürlich ist Indien mit der größten Tigerpopulation Asiens auch ein Hotspot des illegalen Handels. Wo viele Tiger sind, können schließlich auch viele gewildert werden”, sagt Jahrl. “Doch wir konnten auch nur mit den Daten arbeiten, die uns zur Verfügung gestellt wurden.” So gibt es vor allem in Myanmar und China einen florierenden Schwarzmarkt mit Tiger-Produkten. Ausgerechnet von diesen Behörden liegen keine oder nur sehr unvollständige Daten vor, kritisiert der WWF.

Um in Zukunft die Wilderei von Tigern und den illegalen Handel mit ihnen zu unterbinden, besteht nach Einschätzung des WWF dringender internationaler Handlungsbedarf. “An den bekannten Hotspots für Wilderei und Handel muss seitens der Behörden rigoros durchgegriffen werden. Es kann nicht sein, dass dubiose Zwischenhändler und mafiaähnliche Organisationen an der Ausrottung des Tigers verdienen”, kritisiert Jahrl. Der WWF empfiehlt eine staatenübergreifende Tiger-Taskforce ins Leben zu rufen, um die lokalen Behörden beim Vollzug der Kontrollen zu unterstützen. Außerdem braucht es eine internationale DNA-Datenbank zu Herkunftsbestimmung von Tigern und ein konsequentes Monitoring der Schmuggleraufgriffe.
Nach dem chinesischen Kalender befinden wir uns derzeit im “Jahr des Tigers”. Nach WWF-Schätzungen gibt es nur noch rund 3200 Tiger in der freien Wildbahn. Der WWF widmet der charismatischen Großkatze daher eine weltweite Schutz-Kampagne. Ziel des WWF ist es, die Bestandszahl bis zum nächsten “Jahr des Tigers” 2022 zu verdoppeln. Ab 21. November findet in St. Petersburg der Welttigergipfel statt, der die Regierungsvertreter der 13 “Tigerstaaten” zum dauerhaften Schutz der Großkatzen verpflichten soll.
Weiter Informationen, Grafiken und Daten finden Sie auch unter www.wwf.de.
Nur noch 3.200 Tiger leben in der freien Wildbahn: 2010 – Das Jahr der Tiger
Rückfragehinweis:
MMag. Franko Petri, Leiter Medien WWF
Tel. 01-48817-231, , Email: franko.petri@wwf.at.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Schlechtes Zwischenzeugnis für Österreichs Renaturierungsplan
Europaweite Analyse durch mehrere Umweltverbände: Österreich landet in der Kategorie der Länder mit geringen Fortschritten – Mehr Ambition und Budgetsicherheit für Renaturierung gefordert
Good News: Spektakuläres Comeback von Tiger Gamma in Thailand
Erfreuliche Wendung in Thailand: Der verschollen geglaubte Tiger Gamma ist wieder aufgetaucht. Seine Reise durch neu geschaffene Wildtierkorridore zeigt eindrucksvoll, wie Tiger-Schutz wirkt.
Silvester: Stressnacht für Tiere und Umwelt – WWF fordert Verbot von Böller-Verkauf
Leid für Wild- und Haustiere, Umweltverschmutzung und Gesundheitsgefahren durch Feuerwerkskörper – WWF fordert Verkaufsstopp
Neuer Biodiversitätsbericht: WWF fordert Naturschutz-Offensive
Wissenschaft warnt vor Folgen der Klima- und Biodiversitätskrise für Österreich und schlägt Lösungen vor – WWF für rasche Umsetzung „natürlicher Schutzmaßnahmen”
WWF-Erfolg: Kameras filmen Tiger in Myanmar
In Nagaland gelang nach 5 Jahren erstmals wieder der Nachweis eines Tigers. Ein Erfolg eines Wildtierkameras-Projekts, das bereits über 30 Säugetierarten festgehalten hat.
WWF: Fünf Tipps für einen umweltfreundlichen Weihnachtsbaum
Österreicher:innen greifen zu echten Weihnachtsbäumen – WWF zeigt, worauf es bei einem nachhaltigen Christbaum ankommt
WWF: Verordnung zur Biber-Tötung in Oberösterreich Rückschritt für Arten- und Naturschutz
Bis zu 158 Biber pro Saison in Oberösterreich zur Tötung freigegeben – Vorgehen der Landesregierung widerspricht EU-Recht
WWF: Anti-Umwelt-Paket der EU ist gefährlicher Irrweg
Naturschutzorganisation kritisiert Brechstangen-Politik gegen wichtige Standards – EU-Kommission handelt fahrlässig und verantwortungslos













