Reduktion der Verschwendung sollte in jedes Maßnahmenpaket gegen die hohe Teuerung integriert werden – Bundesregierung sollte Lebensmittelspenden erleichtern
Toter Seeadler im Waldviertel: Verkehrsunfall durch Bleivergiftung?

Wien, St. Pölten, am 16. März 2010 – Am 24. Januar machte der Jadgdleiter von Oberthürnau im Bezirk Horn einen ungewöhnlichen Fund: 20 Meter neben der Straße, die nach Luden führt, lag im Feld ein toter Seeadler. Nach der Verständigung des Landesjagdverbandes und des WWF – Partner im gemeinsamen Seeadler-Schutzprojekt „Vorsicht Gift!“ – wurde der Greifvogel zur Obduktion nach Wien überstellt. Im Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie fanden die Veterinäre im Kadaver weder Hinweise auf einen Abschuss noch Anhaltspunkte für eine Vergiftung durch das Pestizid Carbofuran. Dieses Pflanzenschutzmittel wird immer wieder missbräuchlich und illegal zur Vergiftung von Tieren verwendet. Die Bleiwerte in der Leber und in den Nieren des Adlers waren allerdings stark erhöht, und er hatte Verletzungen im Beckenbereich. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Seeadler durch eine abklingende Bleivergiftung geschwächt war“, erklärt WWF-Projektleiter Christian Pichler.
Bleivergiftungen sind bei Seeadlern seit vielen Jahren bekannt. In Deutschland stellen sie sogar die häufigste Todesursache dieser Tierart dar. Die Seeadler – oder auch Greifvögel wie Habicht, Mäusebussard oder Rotmilan – nehmen über die Nahrungskette immer wieder auch zersplittertes Munitionsblei auf.
Gerade während der Hauptjagdsaison im Winter, wenn Fische und Wasservögel schwer verfügbar sind, fressen Seeadler vermehrt Aas und demnach auch geschossenes Wild, das trotz intensiver Nachsuche nicht gefunden wird. Auch angeschossene Wasservögel oder in der Landschaft verbleibender Aufbruch – Innereien von Wild – dienen als Nahrung. Auf diese Weise können Bleifragmente in den Körper der Greifvögel gelangen.
„Wir werden unsere Jäger in Zukunft verstärkt darauf hinweisen, dass das Entfernen der Aufbrüche aus der Natur insbesondere in Gebieten mit Seeadlervorkommen einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Bleivergiftungen bei diesen geschützten Tieren darstellt“, kündigt Peter Lebersorger von der Zentralstelle Österreichischer Landesjagdverbände an.
Im Gegensatz zum Magen von Säugetieren verhindert ein Vogelmagen die rasche Ausscheidung von Blei auf natürlichem Wege. Bei Adlern äußert sich eine solche Vergiftung unter anderem in Apathie und Störungen des Nervensystems. Noch lebende, vergiftete Vögel kollidieren deshalb häufig mit Autos, Zügen oder anderen Hindernissen. „So könnte die tragische Situation entstehen, dass ein Vogel nicht mehr in der Lage ist, richtig zu fliegen und einem herannahenden Auto oder Zug rechtzeitig auszuweichen“, erklärt Pichler.
Erfreulich sind die Ergebnisse der heurigen Winterzählung an Seeadlern durch die Vogelexperten von WWF und BirdLife Österreich. Heuer haben 122 Seeadler in den Donau-March-Thaya Auen, dem Waldviertel, dem Laaer Becken, der Parndorfer Platte sowie im Neusiedler See-Seewinkel Gebiet und im Hanság überwintert. „Das ist der zweithöchste Wert seit 2001, als mit den Synchronzählungen begonnen wurde“, freut sich Pichler vom WWF. „Seither überwintern pro Jahr zwischen 100 und 140 Seeadler aus Nordeuropa bei uns und in den Grenzregionen.“ Für den Seeadlerexperten ist der Anstieg der Bestandszahlen ein Hinweis darauf, dass die Naturschutzmaßnahmen zur Förderung des Österreichischen Wappenvogels zunehmend greifen.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 488 17 250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Dr. Peter Lebersorger, Zentralstelle Österreichischer Landesjagdverbände, Tel.: 01/ 405 16 36
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
UN-Plastik-Verhandlungen: WWF fordert Abkommen gegen tödliche Plastikflut
UN-Plastik-Verhandlungen starten – Plastikmüll als Gefahr für Mensch und Tier – WWF-Weckruf: Tödliche Plastikflut stoppen, bevor es zu spät ist.
WWF-Erfolg: Neuer Meilenstein für Kroatiens Auen
Der erste Kilometer des Bjelobrdska Altarms bei Osijek wurde erfolgreich ausgebaggert – der Auftakt für eine Flusslandschaft, die wieder lebendiger wird. Denn die Renaturierung im 5-Länder-Biosphärenpark Mur-Drau-Donau kommt sowohl dem Auwald als auch vielen Arten zugute.
WWF-Erfolg: Rekord bei Störchen, Jubiläum bei Konik-Pferden
Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
Welterschöpfungstag am 24. Juli: WWF fordert Kurswechsel zum Schutz des Planeten
Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
Neue WWF-Studie: Ankerschäden bedrohen artenreiche Seegraswiesen im Mittelmeer
Urlaubssaison am Mittelmeer: Seegraswiesen durch ankernde Boote stark gefährdet – Wichtiger Lebensraum beheimatet über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – WWF fordert Ausweitung von Schutzzonen
Vielfalt braucht Weide: “Arten-Boom” im WWF-Auenreservat Marchegg
Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf