Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
Trotz Trump – Energiewende nicht aufzuhalten!
Wien, 11. November 2016. „Es gibt keinen Weg zurück. Das Pariser Klimaabkommen ist seit einer Woche in Kraft und damit sind die Ziele der Vereinbarung verbindlich. An der Dekarbonisierung unserer Energieversorgung führt kein Weg vorbei. Österreich muss im Zuge der Erarbeitung seiner Energie- und Klimastrategie ambitionierte Ziele für eine nahezu vollständige Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energie – mit klaren Zeitplänen, Instrumenten und Maßnahmen – festlegen“, so GLOBAL 2000, Greenpeace und WWF im Rahmen einer gemeinsam mit IG Windkraft und Erneuerbare Energie Österreich veranstalteten Tagung heute im Wiener Museumsquartier.
Bei der Veranstaltung wird als eine der Diskussionsgrundlagen auch der aktuelle New Energy Outlook 2016 von Bloomberg New Energy Finance (BNEF) vorgestellt, der unter anderem den weltweiten Erfolgszug der erneuerbaren Energie, insbesondere im Bereich Windkraft und Photovoltaik, beschreibt. 2015 wurde 53,6 Prozent der neuen Stromerzeugungskapazitäten – exklusive Großwasserkraft – im Bereich erneuerbarer Energie (134 GW) errichtet. Das sind drei Mal so viele wie Kohlekraftwerke (42 GW) und auch Gaskraftwerke (40GW). Neben den weiter voran schreitenden enormen Kostenreduktionen bei Windkraft und Solarenergie wird auch der Erfolg der Elektromobilität in den kommenden Jahren als wesentlicher Treiber der erneuerbaren Energierevolution gesehen. Laut Bloomberg Szenario werden E-Fahrzeuge im Jahr 2040 35 Prozent der Pkw-Neuzulassungen ausmachen, was den Strombedarf um 8 Prozent steigern würde und den Ölbedarf um 13 Millionen Barrel pro Tag senken würde.
Für GLOBAL 2000, Greenpeace und WWF stellt der Bericht einen Anlass dar, in Österreichs Klima- und Energiestrategie auch die wirtschaftlichen Chancen als Innovationsmotor des Strukturwandels zu betonen. Eine klare Perspektive schafft auch Sicherheit für Unternehmen. Wer frühzeitig in der Lage ist, den Strukturwandel zu gestalten und die Zeichen der Zeit erkennt, wird als Innovationsmotor auch wirtschaftlich erfolgreich sein. Immer mehr Unternehmen in Österreich wollen diesen Weg gehen. Die Bloomberg-Szenarien zeigen auch, dass wir trotz des Durchbruchs bei erneuerbaren Energieträgern noch weit davon entfernt sind, den Pariser Klimazielen gerecht zu werden. Es braucht mehr Anstrengungen, um die Dekarbonisierung des Energiesektors umzusetzen. Und es braucht konkrete politische Rahmenbedingungen dafür.
Wichtige Bausteine dieser Strategie sind:
Klare Perspektive: Klimaneutral bis 2050
Ziel ist die nahezu vollständige Dekarbonisierung des Energiesystems bis zur Mitte des Jahrhunderts. Wichtige Säulen dafür sind die Reduktion des Endenergieverbrauchs in Österreich um 50 Prozent gegenüber 2005, die Reduktion der Treibhausgasemissionen um mindestens 95 Prozent gegenüber 1990 und der Ausbau der erneuerbaren Energien auf de facto 100 Prozent des Endenergiebedarfs.
Wichtige Meilensteine: 100 Prozent erneuerbarer Strom bis 2030
Die Stromversorgung erfolgt bis 2030 bilanziell vollständig auf Basis erneuerbarer Energie; der Anteil der erneuerbaren Energien steigt auf mehr als 60 Prozent des Endenergiebedarfs. Ziel ist die Reduktion des Endenergieverbrauchs um 30 Prozent gegenüber 2005.
Verlässliches und deutliches CO2-Preissignal
Ein wesentliches Instrument zur Zielerreichung sind ansteigende CO2-Mindestpreise, die vorhersehbare, stabile Rahmenbedingungen schaffen. Auch auf nationaler Ebene sind entsprechende Preissignale umsetzbar.
Neuausrichtung steuerlicher Anreize
Beendigung der kontraproduktiven Subventionen (mindestens 4 Mrd. Euro pro Jahr) wie etwa der steuerlichen Begünstigung von Heizöl oder Diesel und der Förderung klimaschädlicher Strukturen.
Klimaneutral wird schrittweise zum Standard
Ob in der Mobilität, bei Gebäuden oder in der Kraftwerks-Infrastruktur: Der schrittweise Ausstieg aus fossiler Energie geht auch damit einher, insbesondere bei langfristig wirksamen Strukturen jene Qualitätsstandards zu setzen, die Treibhausgasneutralität ermöglichen und Lock-In Effekte vermeiden.
Dass man mit ambitionierten Schritten nicht allein ist, beweisen viele Beispiele:
- Schweden – Netto-Null-Emissionen bis 2045. Nach der geplanten 40 Prozent Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2020 (auf Basis 1990) bekennt sich Schweden auch zum Ziel, bis 2045 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. 85 Prozent der Emissionen soll durch eigene Maßnahmen verringert werden sollen, 15 Prozent durch Offsetting, also durch Investitionen in CO2-einsparenden Maßnahmen, in anderen Staaten erreicht werden.
- Dänemark 100 Prozent Strom- und Wärme bis 2035: Dänemark plant in seiner Energiestrategie, bis 2050 vollständig erneuerbar versorgt und somit unabhängig von Kohle, Öl und Erdgas zu sein. Im Jahr 2035 soll der gesamte Strom- und Wärmebedarf auf Basis erneuerbarer Energie abgedeckt werden. Bereits seit 2013 ist die Installation von Öl- und Gasheizungen in Neubauten untersagt. Seit dem 1. Januar 2016 gilt auch bei Sanierungen im Gebäudebestand ein Verbot von Ölheizungen, sofern Fernwärme zur Verfügung steht.
- Die Stadt Kopenhagen hat bereits vor einigen Jahren das ehrgeizige Ziel beschlossen, bis 2025 die erste Stadt zu sein, die bilanziell klimaneutral ist. 228 Städte aus allen Kontinenten haben sich im Zuge einer Initiative rund um die Klimakonferenz in Paris zu einer Treibhausgas-Verringerung im Ausmaß von 13 Gigatonnen CO2-Äquivalenten bis 2050 bekannt.
- Norwegen gilt als Vorreiter in Sachen Elektromobilität und sehr ambitioniert in der Gestaltung der Transformation. Aktuell besitzt bereits jedes vierte neu zugelassene Modell einen Elektroantrieb; E-Mobile stellen bereits drei Prozent des Fahrzeugbestands dar. Bis 2030 sollen die Emissionen aus dem Verkehr um die Hälfte gegenüber den aktuellen Werten halbiert werden. Ziel ist, dass von 2025 an nur noch elektrisch angetriebene Fahrzeuge verkauft werden dürfen.
- Immer mehr Staaten und Regionen setzen auf CO2-Preise: Neben der steigenden Anzahl internationaler CO2-Bepreisungsinstrumente in großen Wirtschaftsräumen, etwa über Emissionshandelssysteme, sind zahlreiche nationalstaatlichen Initiativen in der Umsetzung einer entsprechenden Steuergewichtung erfolgreich. Die höchsten Preise pro Tonne CO2-Äquivalent laut Weltbank: Schweden (137 US$), gefolgt von der Schweiz (88 US$) und Finnland (62-66 US$) sowie Norwegen (53 US$). Großbritannien hat 2013 einen CO2-Mindestpreis im Strommarkt etabliert.
Rückfragen & Kontakt:
Mag. Gerhard Auer, Kommunikationsleiter WWF Österreich, 0676 83 488 231, gerhard.auer@wwf.at
Mag.a Lydia Matzka-Saboi, GLOBAL 2000 Pressesprecherin, 0699 14 2000 26, lydia.matzka@global2000.at
Mag.a Réka Tercza, Greenpeace Pressesprecherin, 0664 85 74 598, reka.tercza@greenpeace.org
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