Der WWF konnte gemeinsam mit VIER PFOTEN einen Seeadler retten und besendern. Am Montag wurde er wieder freigelassen. Der Vogel war zuvor mit einem Schädel-Hirn-Trauma aufgefunden worden.
Umweltschützer erhöhen Druck: Kraftwerk Gurgler Ache durch Klage auf Eis gelegt
Presseaussendung WWF und ÖKOBÜRO
Wien, Innsbruck, am 31. August 2015 – Der WWF und ÖKOBÜRO, Allianz der Umweltbewegung, kritisieren die unzureichende Ermittlung der Tiroler Umweltbehörde im Feststellungsverfahren zum Sölder Kraftwerk Gurgler Ache. „Die Prüfung der UVP-Behörde ist unvollständig und daher rechtlich nicht haltbar“, erklärt Thomas Alge, Umweltjurist und Geschäftsführer von ÖKOBÜRO. Anstelle der Umweltauswirkungen und möglichen Wechselwirkungen aller vier im Ötztal geplanten Kraftwerksvorhaben, wurden nur drei untersucht. Ausgerechnet das TIWAG-Vorhaben Kaunertal, das mit dem Söldner Projekt (KW Gurgler Ache) in direkter Konkurrenz steht, wurde außen vor gelassen. WWF und ÖKOBÜRO haben deshalb am 28. August beim Bundesverwaltungsgericht eine Beschwerde gegen den Bescheid der Umweltbehörde eingereicht. „Das Gericht soll die UVP-Pflicht für das Kraftwerk Sölden feststellen. Bis dahin sind damit beide Projekte – Gurgler Ache und Kaunertal – aus unserer Sicht gestoppt“, stellt Christoph Walder, Leiter des WWF Tirol, klar.
Nach dem Aus der Kraftwerksvariante Kaunertal mit Nutzung der Gurgler Ache durch ein höchstrichterliches Urteil des Verwaltungsgerichtshofes vom 18. Dezember 2014, hatte die TIWAG das Projekt im Juni – ohne ernstgemeinte Änderung im Hinblick auf die Gurgler Ache – neu zur UVP eingereicht. Somit wurde klar gegen die bestehenden Sölder Wasserrechte verstoßen und eine Entscheidung der Höchstgerichte nicht umgesetzt. „Umweltreferentin Ingrid Felipe hätte diesen Antrag sofort zurückweisen müssen. Der Rechtsrahmen muss schließlich für alle gleichermaßen und somit auch für die TIWAG gelten“, schüttelt Walder den Kopf. Durch die Nicht-Zurückweisung dieses Antrages, stellt sich die Rechtslage nun anders dar: Das Kaunertal-Vorhaben muss wiederum als laufendes Projekt behandelt und seine Wechselwirkung mit anderen Kraftwerken umfassend untersucht werden.
Nächste Runde im Streit um die Ötztaler Gewässer
Im Ötztal sind insgesamt vier Kraftwerksvorhaben geplant: Die Projekte an der Gurgler Ache, der Venter Ache, das Kaunertalprojekt und das Kraftwerk Tumpen. Die Umweltabteilung des Landes Tirol hatte zu prüfen, ob diese Kraftwerke sich gegenseitig beeinflussen oder zusammenwirken. „Der Ausbau des Kaunertalkraftwerks wurde nicht untersucht. Das ist nicht nur einseitig, sondern auch fachlich unverständlich“, ärgert sich Walder. Immerhin steht das Kaunertalprojekt am massivsten mit dem Sölder Projekt im Konflikt. Pikanterweise hat die Umweltbehörde ihren Sachgutachtern eine Prüfung des Projektes sogar ausdrücklich untersagt.
Alleine aus dem Umstand, dass die Staumauern und Wehranlagen der konkurrierenden Kraftwerke Kaunertal und Gurgler Ache praktisch am gleichen Ort stehen, ergibt sich eine offensichtliche Wechselwirkung. Die verschiedenen Kraftwerke beeinflussen sich gegenseitig und erzielen gemeinsam eine erhebliche Auswirkung auf die Umwelt. Daher muss die Tiroler UVP-Behörde auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung für das Kraftwerk Gurgler Ache vorsehen. „Die letzten unterbauten Flussgebiete wie die Venter und Gurgler Ache haben sich eine umfassende Behandlung verdient und gehören nicht verbaut, sondern unter Schutz gestellt“, so Walder vom WWF abschließend.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Thomas Alge, Geschäftsführer ÖKOBÜRO, Tel.: 01/5249377, E-Mail: thomas.alge@oekobuero.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert “populistischen Angriff auf Artenschutz”
Abschwächung des Schutzniveaus für den Wolf bei Berner Konvention – Naturschutzorganisation warnt vor weitreichenden Konsequenzen für EU-Naturschutz
Weltbodentag: WWF fordert “Bodenschutz-Vertrag” von künftiger Bundesregierung
Regierungsverhandler:innen müssen starkes Bodenschutz-Kapitel vorlegen – Verbindliche Ziele verankern, bundesweite Treiber der Bodenversiegelung eindämmen
Berner Konvention: WWF warnt vor Schutzstatus-Senkung beim Wolf
Geplante Absenkung des Schutzniveaus für den Wolf ist wissenschaftlich nicht gedeckt – Europäische Union riskiert Vorreiterrolle beim Naturschutz
Stromanbieter-Check: Nur wenige Anbieter überzeugen
WWF und GLOBAL 2000 analysieren heimischen Strommarkt – Nur 9 von 125 untersuchten Anbietern schneiden sehr gut oder gut ab – Schlechte Bewertung vieler Landesenergieversorger
COP29: WWF kritisiert Politik-Versagen beim Klimaschutz
Umweltschutzorganisation: Weltklimakonferenz endet mit untauglichen Ergebnissen – Verbindliche Ausstiegspläne aus Kohle, Öl und Gas gefordert
Appell der Wirtschaft: Über 100 Unternehmen fordern mehr Klimaschutz von künftiger Bundesregierung
Gemeinsam mit über 100 heimischen Unternehmen fordern WWF und GLOBAL 2000 verlässliche politische Rahmenbedingungen: “Planbarer Klimaschutz ist kluge Wirtschaftspolitik”
Regierungsprogramm: WWF fordert starkes Bodenschutz-Kapitel
Umweltschutzorganisation für verbindliche Reduktionsziele und Steuerreform gegen Flächenfraß – Bundesweite Treiber der Bodenversiegelung eindämmen – To-Do-Liste mit elf Punkten
Kaunertal: WWF fordert naturverträgliche Alternativen statt Platzertal-Zerstörung
Optimierung der Kraftwerksgruppe Kühtai könnte Zerstörung des Platzertals verhindern – Tiwag will Ötztaler Bevölkerung hinsichtlich Wasserableitungen täuschen