Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
"Unser Inn": WWF präsentiert Schutzprogramm für Tiroler Landesfluss
![Inn bei Tösens Oberland. (c) WWF/A.Vorauer](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/10/45743ccb6812a.jpg)
Innsbruck, am 17. Oktober 2013 – Der WWF und eine breite Allianz aus Umweltorganisationen haben dieser Tage den ersten umfassenden Gewässerschutzplan Österreichs beim Umweltministerium zur Prüfung eingebracht. "Unser Inn" ist ein Konzept für den Schutz und die Nutzung des Tiroler Landesflusses und all seiner Zubringer wie etwa der Ötztaler Ache oder den Ziller. "Dieser Schutzplan ist unsere Antwort auf den Wasserwirtschaftsplan Oberes Inntal der TIWAG", erklärt Thomas Diem vom WWF. Im Gegensatz zum Versuch des Energiekonzerns, ein Instrument des Gewässerschutzes als Feigenblatt für sechs umstrittene Kraftwerksneubauten im Tiroler Oberland zu missbrauchen, räumt der NGO-Plan der Ökologie einen gleichrangigen Stellenwert gegenüber der Wasserkraft ein.
Auf Basis offizieller Gewässer- und Naturschutzdaten der Republik und in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur wurde für jeden Gewässerabschnitt des Inn eine Art "Zweckwidmung" erstellt, sodass wertvolle Flussstrecken von jenen unterschieden werden, an denen grundsätzlich noch ökologisch verträgliche Gewässernutzungen wie etwa Wasserkraftwerke möglich wären. Für die Studie wurden 3.800 Flusskilometer des Tiroler Inn und seiner Zuflüsse untersucht.
Gesamtkonzept soll Wassernutzung und Fluss-Schutz in Einklang bringen
Obwohl der Inn und seine Seitengewässer zum Teil stark verbaut sind, haben sich dort ökologisch wertvolle Strecken wie die Ötztaler Ache, deren Zuflüsse Gurgler und Venter Ache, sowie die Brandenberger Ache in gutem Zustand erhalten. Wenn Flüsse ohne künstliche Hindernisse und Verbauungen dahinfließen können, hat dies neben der Bedeutung für den Natur- und Artenschutz, auch einen unschätzbaren Wert für die Gesellschaft. Seit Jahren forderten deshalb Österreichs Umwelt-, Fischerei- und Kajakverbände ein übergeordnetes Schutz- und Nutzungskonzept für das gesamte Einzugsgebiet des Inn; auch als Gegengewicht zum enormen Druck der E-Wirtschaft auf die letzten freien Fließstrecken – bislang vergeblich.
"Unser Inn": Gewinn für Mensch und Natur
Mit dem Gewässerschutzplan "Unser Inn" für das gesamte Flusseinzugsgebiet, liegt nun der erste von der Zivilgesellschaft Österreichs erarbeitete Wasserwirtschaftsplan vor. Dieser sieht unter anderem vor, 35 Prozent des Inn vor wasserbaulichen Eingriffen zu bewahren, weil es sich dabei um besonders schützenswerte Strecken handelt, die seltene Arten wie beispielsweise Flussuferläufer und Deutsche Tamariske beheimaten.
Entlang 384 Kilometern sollten die Flüsse aufgeweitet und somit mehr Retentionsraum als natürlicher Hochwasserrückhalt geschaffen werden. „Gerade die Katastrophenhochwasser der vergangenen Jahre haben uns vor Augen geführt, dass sich moderner Hochwasserschutz zunehmend an ökologischen Gesichtspunkten orientieren sollte. Dieses Gebot der Stunde darf Tirol nicht verschlafen – daher nimmt die Hochwassersicherheit einen bedeutenden Teil unseres Planes ein", erklärt Diem vom WWF.
Gewässernutzungen wie etwa Kraftwerksbauten sind nach dem NGO-Plan "Unser Inn" an rund 600 der 3.800 untersuchten Kilometer möglich. Hier besteht ein Potential für die Erzeugung von rund 700 GWh Strom, was der Kapazität von acht geplanten Regionalkraftwerken der IKB entspricht. "Unser Plan soll sowohl für den Gewässerschutz, als auch für den ökologischen Hochwasserschutz und eine ökologisch verträgliche Gewässerentwicklung impulsgebend sein", erklärt Diem und entgegnet damit der landläufigen Meinung, wonach alle NGOs ohnehin gegen jeglichen Ausbau der Wasserkraft auftreten würden. Nach einer positiven Prüfung durch das Umweltministerium soll das Konzept mit Landesregierung, Gemeinden und Interessensvertretungen diskutiert und schließlich zur Umsetzung gebracht werden.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
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