Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
Unteres Murtal wird das Tor zum „Amazonas Europas“

Halbenrain, 26. Juni 2019 – Anlässlich der Anerkennung des ersten steirischen Biosphärenparks „Unteres Murtal“ am 19. Juni durch die UNESCO fand heute eine Presseveranstaltung in Halbenrain statt. Die Bürgermeister der Biosphärenparkgemeinden Bad Radkersburg, Halbenrain, Mureck und Murfeld, sowie die Vertreter der Region Südoststeiermark, sehen im neuen Biosphärenpark und dessen künftiger Eingliederung in den 5 Länder Biosphärenpark Mur-Drau-Donau eine großartige Chance für die Bevölkerung der gesamten Region auf beiden Seiten der Mur.
Der Bürgermeister von Bad Radkersburg und Sprecher der Biosphärenpark-Gemeinden, Heinrich Schmidlechner, unterstreicht die Verbindung zu Slowenien: „Das Untere Murtal war schon immer intensiv mit den angrenzenden slowenischen Regionen verbunden. Der Biosphärenpark – der an der slowenischen Mur bereits seit einem Jahr besteht – gibt uns die Gelegenheit, die Zusammenarbeit mit den slowenischen Mur-Gemeinden noch zu intensivieren. Gerade für eine Stadt wie Bad Radkersburg / Gornja Radgona, die sich über beide Staaten erstreckt, ein wichtiger Erfolg!“
Dietmar Tschiggerl, Bürgermeister von Halbenrain, sagt: „Der Biosphärenpark Unteres Murtal mit dem Ziel der nachhaltigen Entwicklung ist eine tolle Chance, den erfolgreichen Weg der Mur-Gemeinden fortzusetzen: Die touristische Entwicklung der letzten Jahrzehnte baut grundlegend auf den natürlichen Ressourcen auf – wir sind Weinregion, Thermenregion, Radregion. Noch mehr als bisher stellen wir nun also die natürlichen Grundlagen in den Mittelpunkt, um sie für die Bewohnerinnen und Bewohner vieler Generationen positiv zu nutzen!“
Biosphärenparke sind Modellregionen für nachhaltige Entwicklung. Das Untere Murtal ist der nunmehr vierte Biosphärenpark Österreichs. Die Mur zwischen Murfeld und Bad Radkersburg ist prädestiniert für diese Schutzgebietskategorie, die Naturschutz und nachhaltige menschliche Nutzung vereint.
Das betont auch der Vertreter des Landes Steiermark, Baubezirksleiter Franz Kortschak: „Das Land Steiermark hat in den letzten Jahren bereits einige Projekte zur Revitalisierung der Mur durchgeführt, etwa in Gosdorf und in Sicheldorf. Damit soll der Fluss wieder natürlicher werden und insbesondere selten gewordenen Fisch- und Vogelarten Lebensraum bieten. Aber auch für den Menschen sind die renaturierten Ufer attraktiv – als Ausflugsziel und zum Flussbaden.“
Der Biosphärenpark Unteres Murtal stellt in Zukunft gleichzeitig das Tor zum „Amazonas Europas“ dar. Die Flüsse Mur, Drau und Donau verbinden Österreich, Slowenien, Kroatien, Ungarn und Serbien. Hier soll das größte Flussschutzgebiet Europas entstehen, der weltweit erste 5-Länder Biosphärenpark.
Für Günter Köck, Generalsekretär des MAB-Nationalkomitees an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, das die Einhaltung der UNESCO-Kriterien von Biosphärenparken verantwortet, ist der neue Biosphärenpark darüber hinaus ein Vorzeigeprojekt der Völkerverständigung: "Mit dem Biosphärenpark Unteres Murtal wurde nicht nur der erste Biosphärenpark in der Steiermark geschaffen, sondern auch der Grundstein für ein einzigartiges länderübergreifendes Friedensprojekt gelegt – in einer Region, in der immer noch die Folgen der Balkankrise zu spüren sind".
Arno Mohl, Programmleiter Mur-Drau-Donau beim WWF Österreich, unterstreicht: „Mur, Drau und Donau sind im europaweiten Vergleich noch weitgehend ökologisch intakt. Sie bieten einer Vielzahl von bedrohten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum, die die Flüsse selbst durch ihre Dynamik ständig neu schaffen. Gerade in Zeiten der Klimakrise und des Artensterbens ist es unsere gemeinsame Aufgabe, dieses einzigartige europäische Naturerbe zu schützen!“
Auch über EU-Projekte werden Maßnahmen umgesetzt: Das Land Steiermark (Referat für Naturschutz) war Partner im nun zu Ende gehenden Projekt coop MDD. In diesem wurden gemeinsame Managementziele für das 5-Länder Flussgebiet erarbeitet. Die Projektergebnisse werden auf der Mur-Drau-Donau Konferenz am 28. 6. in Bad Radkersburg präsentiert.
Ein weiteres länderübergreifendes Projekt ist der „Amazon of Europe Bike Trail“: dieser 5-Länder Radweg soll mit allen gängigen Services wie Verleihstationen, geführten Touren etc. gebucht werden können. Der Tourismusverband Bad Radkersburg, der auch das Freitagabend im Zeichen des neuen Biosphärenparks Unteres Murtal stattfindende „Flanieren & Radieren“ organisiert, ist hier Partner.
Für die weitere Zusammenarbeit wurde das Projekt „lifelineMDD“ im Donauprogramm eingereicht, in dem das Land Steiermark (Referat Schutzwasserwirtschaft) eine weitere Revitalisierungsmaßnahme plant, und das Regionalmanagement Fortbildungen zur Umweltbildung an Flüssen, in den so genannten RIVER‘SCOOLs, abhalten wird.
Anton Gangl, Abgeordneter zum Steirischen Landtag und Vorsitzender des Regionalverbands „Südoststeiermark.Steirisches Vulkanland“ hält dazu abschließend fest: „Die verschiedenen EU-Förderprogramme bieten uns große Chancen, um sowohl Naturschutz- als auch Regionalentwicklungsmaßnahmen zu finanzieren. Für die grundlegende Verwaltung und eine kontinuierliche Arbeit in der Biosphärenparkregion müssen wir aber selbst Sorge tragen. Als Vorsitzender des Regionalverbands bin ich stolz, dass darüber Einvernehmen besteht, und wir auch die erforderlichen Ressourcen für einen Erfolg des Biosphärenparks so rasch bereitstellen konnten.“
Fotos von Naturlandschaften und Arten des Biosphärenparks finden Sie hier:
https://we.tl/t-nSQwhrZirN
Das Bildmaterial steht Ihrem Medium im Zusammenhang mit dieser PA und bei Angabe der Fotocredits honorarfrei zur Verfügung.
Rückfragehinweise:
Margreth Kortschak-Huber, Landentwicklung Steiermark, Projektmanagement, Tel. 0676/86643759 E-Mail: margreth.kortschak-huber@landentwicklung-steiermark.at
Claudia Mohl, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel. 0676/83488203, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
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