Rechnungshof-Bericht zeigt große Defizite und massiven Handlungsbedarf – WWF fordert rasche Umsetzung aller Empfehlungen und Maßnahmen gegen Flächenfraß – Zuständiger Landesrat Achleitner gefordert
Vampire der Nacht? Fledermäuse verschlafen Halloween

Wien, Marchegg am 24. Oktober 20214 – Halloween und Allerheiligen stehen vor der Tür; die Nächte werden länger. Wer nach einem ausgedehnten Herbstspaziergang an den Auen an Donau, March und Thaya in den dunklen Himmel spät, wird bisweilen noch dunkle Flattertiere vorbeiflitzen sehen. Mit einiger Sicherheit handelt es sich dabei um Fledermäuse auf der Jagd. „Gerade in Augebieten sind die wendig-geschickten Fledermäuse enorm nützlich, weil sie als Insektenjäger die Belastung der Anrainer durch Gelsen reduzieren können. Eine Kolonie von 50 Mückenfledermäusen kann im Sommerhalbjahr bis zu 15 Kilogramm Insekten fressen – das ist viel effizienter und umweltschonender als die Plagegeister mit Giftstoffen zu bekämpfen“, weiß WWF-Mitarbeiter Gerhard Egger, Experte für die March-Thaya-Auen in Niederösterreich. In diesem Gebiet sind 20 Fledermausarten heimisch. Dazu gehören die Mausohren und Grauen Langohren ebenso wie der Große Abendsegler und die Zwergfledermaus.
Aufgrund ihrer nächtlichen Lebensweise wurden Fledermäuse früher mit Dunkelheit, Unheil und Tod verknüpft. Auf historischen Darstellungen verlassen die Seelen beim Sterben den Körper in Form einer Fledermaus. Daraus könnte der Vampirglaube entstanden sein, dessen Helden – von Graf Dracula bis zum „Twilight“-Charakter Edward Cullen – die menschliche Phantasie bis heute beflügeln. Es gibt tatsächlich drei Arten von Vampirfledermäusen, die sich ausschließlich von Blut ernähren; allerdings nur in Süd- und Mittelamerika. Die insgesamt 28 in Österreich vorkommenden Fledermausarten ernähren sich hingegen von Insekten.
In den letzten Jahrzehnten hat sich das Image der Fledermaus, dem weltweit einzigen aktiv fliegenden Säugetier, entscheidend verbessert! Die Kleinsäuger sind nicht nur nützlich, sondern auch ein Indikator für intakte Lebensräume. Im Nationalpark Donau-Auen wurde bisher rund die Hälfte der in Österreich vorkommenden Arten nachgewiesen. „Diese faszinierende Vielfalt besteht hauptsächlich aus Baumhöhlen-Bewohnern – für sie stehen hier im Nationalpark, in welchem Bäume altern dürfen, genügend Quartiere und auch Nahrung zur Verfügung. Zu den bei uns vorkommenden Vertretern zählen Wasser-, Fransen-, und Rauhautfledermaus, Breitflügelfledermaus und Braunes Langohr“, so Christian Baumgartner vom Bereich Natur & Wissenschaft. Besonders hervorzuheben ist auch die Mopsfledermaus, die europaweit einen besonders hohen Schutz genießt.”
Erst vor kurzem wurde in den March-Thaya-Auen eine neue Fledermausart für Österreich nachgewiesen, nämlich die Teichfledermaus. Im Zuge eines aktuellen Forschungsprojektes des WWF spürten die Wissenschaftler dieser Art bei einer nächtlichen Bootsfahrt nach. Dabei wurden die Rufe von über dem Wasser jagenden Fledermäusen aufgenommen, welche später am Computer bestimmt werden konnten. „Es war eine Überraschung für uns, dass die Teichfledermaus auf der ganzen Strecke zwischen Hohenau und Dürnkrut festgestellt werden konnte“, freut sich Ulrich Hüttmeir von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz und –forschung in Österreich.
Das Vorkommen von vergleichsweise vielen Fledermäusen im Osten unseres Landes darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die meisten heimischen Vertreter dieser Gruppe in der Roten Liste der gefährdeten Säugetiere als gefährdet angeführt sind.
Fledermäuse benötigen für mehr als die Hälfte ihres Lebens höhlen- und spaltenartige Quartiere wie Baumhöhlen, Stammrisse oder Mauerspalten. Viele Fledermausarten sind Kulturfolger geworden – wenn sie geeignete Möglichkeiten an Gebäuden finden, nehmen sie diese gerne an. Als Jagdreviere dienen Wälder, Lichtungen, Wiesen und Gewässer, die reich an Insekten, Motten und Nachtschwärmern sind. In unserer dicht verbauten und stark genutzten Landschaft finden die Fledermäuse optimale Lebensräume immer seltener vor. Wer zur Verbesserung ihrer Jagdgebiete und Quartiere beitragen möchte, kann Ersatzquartiere an Gebäuden oder im Wald anbringen. Auch der Griff zu naturnahen Produkten im Garten und in der Land- und Forstwirtschaft trägt zum Schutz der Insektenfresser bei.
Wenngleich der Vampirmythos also längst widerlegt ist, lässt sich mit Fledermäusen immer noch gut Spuk erzeugen – besonders zu Halloween. „In Wirklichkeit sind die Fledermäuse Ende Oktober meist längst im Winterschlaf“, schmunzeln die Experten abschließend.
Rückfragehinweis
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Erika Dorn, Pressebetreuung Nationalpark Donau-Auen, Tel.: 02212/3450-26, mobil: 0676/ 84223526,
E-Mail: e.dorn@donauauen.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Fünf WWF-Tipps für umweltschonenden Christbaumkauf
Großteil der Österreicher:innen setzt auf echte Bäume zu Weihnachten – Naturschutzorganisation liefert Entscheidungshilfe für umweltschonende Baumwahl
WWF warnt vor Scheitern der COP28: Auslaufen fossiler Energien als Knackpunkt
Fossile Energien entscheiden über Erfolg und Misserfolg der Klimakonferenz – WWF fordert Verknüpfung mit Ausbau der Erneuerbaren – Fonds für Klimaschäden ist positiver Grundstein für mehr Klimagerechtigkeit
Weltbodentag: WWF kritisiert Ausreden und Schönfärberei der Politik
Bodenverbrauch in Österreich nach wie vor zu hoch, Versiegelung sogar schlimmer als bislang angenommen – Naturschutzorganisation fordert wirksame Maßnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden
WWF-Erfolg: Seltenes Sumatra-Nashorn geboren
In Indonesien gibt es Nachwuchs bei den extrem seltenen Sumatra-Nashörnern! Die Geburt des männlichen Kalbs ist ein wichtiger Erfolg der Sumatra-Nashorn Allianz, zu der auch der WWF gehört. Denn laut Schätzungen gibt es weltweit nur mehr 80 Tiere dieser Art.
WWF: Bodenversiegelung deutlich höher als angenommen
Neue offizielle Zahlen bestätigen hohen Bodenverbrauch in Österreich – Versiegelte Fläche ist sogar um über 20 Prozent höher als bisher berechnet – WWF fordert Bodenschutz-Paket
Stromanbieter-Check 2023: Jede fünfte Kilowattstunde Strom aus fossilen Energien
21 Prozent des österreichischen Stroms aus Gas und Kohle – Vier Atomstrom-Konzerne direkt am heimischen Strommarkt aktiv – Stromanbieterwechsel ist kinderleicht, kostenlos und geht schnell
Neue Erdgasförderung wäre klimapolitisches Harakiri-Projekt
Umweltschutzorganisation kritisiert „völlig falsche Weichenstellung“ in Oberösterreich und fordert eine naturverträgliche Energiewende – Fatales Signal im Vorfeld der Weltklimakonferenz
Kein Regenwald, kein Jaguar: WWF fordert Entwaldungs-Stopp im Amazonas
Tag des Jaguars am 29. November – WWF im Einsatz zum Schutz der Großkatzen durch Regenwaldschutz und Aufklärungsarbeit