Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
VCÖ und WWF: Mehr als 24.000 Hasen wurden im Vorjahr Opfer des Straßenverkehrs

Wien, 16. April 2014 – Der Straßenverkehr ist für Österreichs Wildtiere eine große Gefahr, besonders für die Hasen, machen der VCÖ und der WWF aufmerksam. Allein im Vorjahr wurden 24.405 Hasen Opfer von Lkw und Pkw. Die Straßen in Niederösterreich und Oberösterreich sind das gefährlichste Pflaster für Meister Lampe. WWF und VCÖ weisen darauf hin, dass der Lebensraum eines Feldhasen im Schnitt von 60 Kilometer Straßen durchschnitten wird.
Hasen sind derzeit besonders umtriebig. Es ist Paarungszeit und entsprechend mobil sind die bei Kindern besonders beliebten Vierbeiner. „Der Lebensraum der Hasen wird von vielen Straßen durchschnitten. Viele Hasen fallen daher dem Straßenverkehr zum Opfer“, verweist VCÖ-Sprecher Christian Gratzer auf die Daten der Jagdstatistik. Im Vorjahr kamen 24.405 Hasen unter die Räder. Erfasst werden von der Statistik nur die bei der Bezirkshauptmannschaft eingegangenen Meldungen. Die Dunkelziffer ist weit höher. Die Hasen sind nach den Rehen die zweitgrößte Opfergruppe unter den heimischen Wildtieren. VCÖ und WWF weisen darauf hin, dass laut offiziellen Zahlen in Österreich mehr als 81.000 Wildtiere von Autos und Lastwagen zu Tode gefahren wurden, davon 38.738 Rehe und 8.819 Fasane.
„Feldhasen schätzen Landschaften, die aus einem bunten Mosaik von Wiesen, Weideflächen, Gebüschen, und lockeren Baumgruppen bestehen. Heutzutage müssen Feldhasen oft auf Straßenböschungen und Siedlungsränder ausweichen, wo sich letzte Reste des einstigen Landschaftsmosaiks befinden. Dort werden sie aber leicht zu Verkehrsopfern“, erklärt Bernhard Kohler, Leiter des Österreichprogramms im WWF.
Das gefährlichste Pflaster für Hasen ist der Straßenverkehr in Niederösterreich, machen VCÖ und WWF aufmerksam. Fast die Hälfte der im Straßenverkehr verunglückten Hasen – nämlich 11.311 – kam in Niederösterreich unter die Räder. In Oberösterreich wurden 5.565 Hasen Opfer des Straßenverkehrs, im Burgenland 3.527, in der Steiermark 2.848, in Salzburg 737 und in Kärnten 380. In Vorarlberg und Tirol sowie in Wien ist die Hasenpopulation und damit auch die Opferzahl gering: In Wien wurden 20 Hasen niedergefahren, in Vorarlberg 17 und in Tirol wurde kein einziger Fall gemeldet.
Das Straßennetz engt den Lebensraum der Tiere stark ein. Österreich wird von rund 110.000 Kilometer Straßen durchzogen. Im 20 Quadratkilometer großen Aktionsraum eines Feldhasen befinden sich im Durchschnitt 60 Kilometer Straßen, machen VCÖ und WWF aufmerksam. Deshalb sollen in schützenswerten Naturgebieten keine neuen Straßen mehr gebaut werden.
„Zum Schutz des Feldhasen ist es auch notwendig, die Intensität der Landbewirtschaftung zurückzunehmen“, so WWF-Experte Kohler. „Mit Hilfe von Agrar-Umweltprogrammen müssen ausreichend Landschaftselemente wie Hecken, Feldraine, Böschungen erhalten und gefördert werden. Es braucht Blühstreifen an den Ackerrändern, aber auch großflächige Brachen, Wiesen und wo möglich sogar extensive Weideflächen. Nicht zuletzt muss auch der Pestizid-Einsatz deutlich reduziert werden. Feldhasen sind ein empfindlicher Gradmesser dafür, ob wir tatsächlich eine Kulturlandschaft, oder eine beinharte Nutzlandschaft haben.“
Rückfragen:
VCÖ-Kommunikation, Mag. Christian Gratzer, Tel. 01/8932697
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250
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