Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
Wagemutiger Einsatz für den Seeadler!

Wien, am 11. Juni 2008 – Im Rahmen des internationalen Beringungsprogramms für den Seeadler, der in Österreich vom Aussterben bedroht ist, hat der WWF dieser Tage in den niederösterreichischen March-Thaya-Auen zwei Jungvögel durch Ringe an den Füßen individuell markiert. Um zum Horst in der Schwarzpappel zu gelangen, war eine waghalsige Kletterpartie am Stamm bis in 15 Meter Höhe erforderlich. Die knapp zwei Monate alten Jungadler wurden kurz aus dem Hort gehoben, an Ort und Stelle beringt und wieder in den Horst gesetzt. Diese beiden Adler sind die ersten in Österreich geschlüpften Vögel, deren Beringung fotografisch dokumentiert wurde. „Die Beringung hilft uns, das Verhalten der sensiblen Adler über einen längeren Zeitraum genau zu verfolgen und sie so besser schützen zu können“, erklärt Dr. Bernhard Kohler, Leiter des WWF-Seeadlerprojekts. Die Aktion wurde unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Remo Probst durchgeführt.
Die Vögel wurden von den Mitarbeitern des WWF mit jeweils zwei Ringen versehen. Ein Farbring in Schwarz und Grün mit weißem Nummerncode kennzeichnet das Tier als Angehörigen der pannonischen Population. Beim zweiten Ring handelt es sich um den Kennring, der eine individuelle Bestimmung ermöglicht: Anhand der darauf angebrachten Buchstaben- und Ziffernkombination können auch Geburtsort und -alter des Vogels festgestellt werden – und er dadurch identifiziert werden, wenn er gefangen oder tot aufgefunden wird.
Sowohl die Farbkombination als auch der Kennring-Code lassen sich aus großer Entfernung mit dem Spektiv ablesen. Dadurch ist es möglich, das scheue Tier wiederholt und ohne es zu stören zu kontrollieren. Um das Verhalten einzelner Vögel über einen großen Zeitraum verfolgen zu können ist es eine nähere Bestimmung von Gefährdungs- und Mortalitätsfaktoren wichtig.
Heuer leben in Österreich sieben Seeadlerbrutpaare. Drei haben davon erfolgreich gebrütet. Dass der hierzulande 1946 ausgerottete Seeadler überhaupt zurückkehren konnte, ist der engen Zusammenarbeit eines Netzwerks an Schutzinitiativen in ganz Europa zu verdanken. Sie entwickelten ein einheitliches System für die Überwachung und Beobachtung der Bestände. „Je genauer wir die Populationsentwicklung beobachten können, umso rascher können wir auf Gefahrenquellen reagieren“, erklärt Kohler.
Für die störungsanfälligen Großgreifvögel sind etwa Windkraftanlagen oder Hochgeschwindigkeits-Bahntrassen, aber auch die zunehmende Erschließung ruhiger Waldgebiete ein großes Problem. Die unmittelbarste Bedrohung des Seeadlers stellt allerdings der illegale Einsatz von Giftködern dar, die mit dem Pestizid Carbofuran präparierte sind. So fiel auch in der Brutsaison 2006/2007 ein Seeadler einem illegalen Gifteinsatz zum Opfer. Dank seiner Ringe konnte der Vogel als fünf Jahre altes Männchen aus Estland identifiziert werden.
Rückfragehinweis und Fotos:
Dr. Bernhard Kohler, Leiter des WWF-Seeadlerprojekts
Tel. 01/488 17-281, E-Mail: bernhard.kohler@wwf.at
Christian Pichler, Projektleitung „Vorsicht Gift“
Tel. 01/488 17-279, E-Mail: christian.pichler@wwf.at
Wir danken den Österreichischen Lotterien herzlich für die Unterstützung des WWF-Seeadlerprojekts!
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Welterschöpfungstag am 24. Juli: WWF fordert Kurswechsel zum Schutz des Planeten
Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
Neue WWF-Studie: Ankerschäden bedrohen artenreiche Seegraswiesen im Mittelmeer
Urlaubssaison am Mittelmeer: Seegraswiesen durch ankernde Boote stark gefährdet – Wichtiger Lebensraum beheimatet über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – WWF fordert Ausweitung von Schutzzonen
Vielfalt braucht Weide: “Arten-Boom” im WWF-Auenreservat Marchegg
Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf
Kaunertal: WWF kritisiert Ausbauprojekt als “gefährlich und naturzerstörerisch”
Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
WWF-Grillfleisch-Check: Billigfleisch-Aktionen befeuern die Naturzerstörung
Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch