Abschwächung des Schutzniveaus für den Wolf bei Berner Konvention – Naturschutzorganisation warnt vor weitreichenden Konsequenzen für EU-Naturschutz
Wahl 2015 – Warscheneck-Befragung: Deutliche Opposition gegen Skischaukel, die ÖVP schweigt
Presseinformation der Freunde des Warscheneck
Linz, 17. September 2015 – An der öffentlichen Politik-Befragung durch die Initiative „Freunde des Warscheneck“ – ein Zusammenschluss der großen Alpin- und Naturschutzorganisationen – beteiligten sich fünf Parteien und Bürgerlisten: SPÖ, Grüne, FPÖ, Liste Bergauf und KPÖ. Die ÖVP ignorierte die Aktion für mehr Transparenz im Vorfeld der OÖ-Wahl. In ihren Antworten sprachen sich die wahlwerbenden Listen deutlich gegen Skischaukel-Vorhaben über das Warscheneck und gegen Eingriffe in das Naturschutzgebiet aus. Statt für mehr Lifte und Pisten plädierten die meisten für die Entwicklung des Natur-Ganzjahrestourismus und regionaler Angebote. Das vergleichsweise schneesichere Skigebiet Wurzeralm müsse modernisiert und mit neuen Angeboten wie einem Schitouren-Kompetenzzentrum attraktiver gemacht werden. Versäumnisse wie das Fehlen hochwertiger Hotelangebote könne nicht durch eine Skigebietserweiterung kaschiert werden, meinte etwa das Büro von Landesrat Haimbuchner. Auch Vorschläge für mehr Schlechtwetterangebote, etwa ein Hallenbad und Wellness-Angebote, fanden sich in den Antworten. Alle Reaktionen können auf www.warscheneck.at im Detail eingesehen werden.
Die Pyhrn-Priel Tourismus GmbH hatte vergangene Woche via OTS empfohlen, die Fragen der NGOs nicht zu beantworten. Die Bürgermeister der Gemeinden Vorderstoder und Rosenau erklärten, die Befragung intern nicht weiterzuleiten. Die Initiative „Freunde des Warscheneck“ bedauert die Dialogverweigerung durch die ÖVP und die beiden Gemeinden und startet heute eine E-Mail-Aktion, an der die Menschen ihren Protest an die zuständigen Politiker übermitteln und direkt Antworten einfordern können: www.warscheneck.at/aktuelles/protest-schicken
„Das Ziel der Befragung war mehr Transparenz und Klarheit für die Wählerinnen und Wähler zu schaffen. Leider hat ein Teil der Politik diesen Demokratie-Test nicht bestanden. Nun sind die Bürgerinnen und Bürger am Wort. Wir rufen daher zu einer breiten Beteiligung an der Email-Aktion auf“, unterstreicht Matthias Schickhofer vom WWF. „Das Kapital der Pyhrn-Priel-Region ist die alpine Naturlandschaft samt ihrer Schutzgebiete. Darauf sollte sich das touristische Angebot ganzjährig fokussieren, statt immer noch in neuen Pistenkilometern zu denken und den Klimawandel zu verleugnen. Naturschutz darf nicht zum Spielball von Investoreninteressen werden, von denen in absehbarer Zeit nur mehr rostige Liftanlagen und schneelose Pisten übrig sind“, so Schickhofer weiter.
Herbert Jungwirth, Naturschutzreferent des Alpenvereins Oberösterreich, erklärt: „Man kann von gewählten Mandataren erwarten, eine Meinung zu haben. Egal ob dies vor oder nach einer Wahl ist. Zudem ist das Thema nicht neu. Man müsste eigentlich davon ausgehen können, dass gerade die Entscheidungsträger in Gemeinden und im Land sich mit Fragen wie dem Klimawandel und den damit verbundenen Chancen und Risiken für den Tourismus, sowie mit der Tendenz beim Schifahren angesichts der Preisentwicklungen, auseinander gesetzt haben. Dafür wurde man gewählt und muss nicht erst jedes einzelne Mitglied oder jeden Bürger fragen. Die Bürger haben gerade vor einer Wahl ein Anrecht auf Informationen zu ‚heißen‘ Themen.“
„Es wurde schon 2006 und 2007 versprochen, dass das Naturschutzgebiet des Warscheneckgebirges nicht mehr angetastet wird. Wir appellieren an die Politik, zu ihrem Wort zu stehen. Die grandiose Naturkulisse mit seinen seltenen Pflanzen und Tieren des Warschenecks ist viel zu schade, um durch kurzsichtige Tourismusprojekte nachhaltig zerstört zu werden“, sagt Josef Limberger, Obmann des Naturschutzbundes Oberösterreich.
„Die kontinuierlich zurückgehende Zahl an Wintersportlern sowie der dramatisch fortschreitende Klimawandel bereiten dem klassischen pistenorientierten Wintersport immer größere Probleme. Schon jetzt kann kaum mehr ein Skigebiet ohne Kunstschnee überleben. Die damit verbundenen Kosten lassen die Preise für die Liftkarten in die Höhe schnellen. Für viele Familien ist ein Skiurlaub nicht mehr leistbar. Die Anzahl von Schülern, die an Schikursen teilnehmen, geht von Jahr zu Jahr zurück, gleichzeitig geben immer mehr Babyboomer das alpine Skifahren auf. Der Konkurrenzkampf der Skigebiete nimmt allerdings ständig zu. Unter 1500 Meter Seehöhe wird es in absehbarer Zeit keine Schneesicherheit mehr geben, eine Entwicklung, die mit Kunstschnee und dem damit verbundenen enormen Wasser- und Energiebedarf nur für eine begrenzte Zeit aufgefangen werden kann. Hingegen erhöhen sich die Chancen für den Sommertourismus, weil in heißen Sommern die Menschen in die kühleren Gebirgsregionen flüchten werden. In dieser Situation neue Skigebiete bis auf 750 Meter Seehöhe zu erschließen, erscheint daher äußerst fragwürdig und unverantwortlich“, fasst Prof. Mag. Josef Friedhuber von den Naturfreunden Oberösterreich die aktuellen Trends im Skisport zusammen.
Die Alpin- und Naturschutzorganisationen fordern die ÖVP, insbesondere Landeshauptmann Josef Pühringer, auf, den Wählerinnen und Wählern reinen Wein einzuschenken und sich vor der Wahl zu den Fragen zu äußern. Anstatt weiterhin hinter verschlossenen Türen Fehlinvestitionen in Skigebiets-Erweitungen oder –Verbindungen auszuhecken und Geld mit unrealistischen Planungen zu verschleudern, sollten alle verfügbaren Mittel in eine vernünftige Regionalentwicklung gesteckt werden. Die Verbände begrüßen das Nein von Naturschutzlandesrat Manfred Haimbuchner zum Skigebietszusammenschluss über das Warscheneck und zu jeden Abänderungen beim Naturschutzgebiet. Aber auch die Skigebietserweiterung nach Vorderstoder sei angesichts des Klimawandels ein Fehlgriff und ruiniere die Landschaft. Das „Hoamatland“ sei im Bereich Schafferteich ebenfalls zum „Gernhaben“. Daher fordern die Organisationen Haimbuchner auf, der nicht klimasicheren und landschaftsschädigenden Pisten-Anbindung von Vorderstoder eine Absage zu erteilen. Die einzige nachhaltige Lösung ist die Entwicklung des naturorientierten Ganzjahrestourismus, um eine echte Basis für zukünftige Generationen herzustellen.
Link zur E-Mail-Aktion: http://www.warscheneck.at/aktuelles/protest-schicken
Rückfragehinweis:
Herbert Jungwirth, MBA, Österreichischer Alpenverein, Naturschutzreferent für OÖ, Tel. 0676 8465 49 165
Prof. Mag. Josef Friedhuber, Naturfreunde OÖ, Naturschutzbeauftragter, Tel. 0664 422 9686
Matthias Schickhofer, WWF Österreich Kampagnenprojekte, Tel. 0699 1129 7184
Claudia Mohl, WWF Österreich Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
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