Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
Was kostet die Welt?

Berlin – Landwirtschaft, Fischerei, Tourismus, riesige Wirtschaftzweige sind auf eine intakte Natur angewiesen. Wissenschaftler schätzen, dass die Natur Jahr für Jahr ein Bruttosozialprodukt von 32 Billionen Dollar erwirtschaftet. „Angesichts dieser Dimensionen wird klar, dass es beim Schutz der biologischen Vielfalt nicht um Peanuts geht“, betont Günter Mitlacher vom WWF Deutschland. „Beim Artenschutz steht nicht allein die Rettung der Köcherfliege, sondern das Überleben der Menschheit auf dem Spiel.“ Der WWF fordert anlässlich des internationalen Tag des Artenschutzes, die wirtschaftliche Bedeutung der Natur stärker zu betonen und umweltzerstörerische Subventionen abzubauen.
„Will man den finanziellen Wert der Natur abschätzen, so ist das eine Gleichung mit vielen Unbekannten“, räumt Mitlacher ein. Breche man diese Gleichung auf einzelne Bereiche herunter, werde das Bild klarer. Allein die Leistung der Bienen als Produzenten von Honig und in Ihrer Rolle als Bestäuber zahlreicher Nutzpflanzen könne man auf etwa vier Milliarden Dollar im Jahr hochrechnen. Ein anderes Beispiel: Intakte Korallenriffe. Sie schützen die Küsten vor Sturmfluten und gelten als Kinderstube ungezählter Fischarten. Addiert man zu diesen Leistungen der Riffe die Einnahmen aus dem Tauchtourismus, so gehen Ökonomen von einer jährlichen wirtschaftlichen Leistung in Höhe von 170 Milliarden Dollar aus.
Der WWF betont, dass sich auch Investitionen in Naturschutzprojekte oft doppelt und dreifach auszahlen. Schätzungen zufolge könnte allein die Ausweisung von Meeresschutzgebieten eine Million Arbeitsplätze schaffen. Die Maßnahmen würden zugleich Fischerträge von 70 bis 80 Milliarden US-Dollar pro Jahr sowie Ökosystemdienstleistungen im Wert von 4,5 bis 6,7 Billionen US-Dollar erbringen. Die Säuberung von Böden und Wasser, die Speicherung von Kohlendioxid durch Wälder und Ozeane oder die Bereitstellung von Medikamenten, die auf natürlichen Inhaltsstoffen beruhen, seien im Grunde unbezahlbar.
Auf vielen politischen Ebenen habe sich diese Erkenntnis leider noch nicht durchgesetzt, beklagt der WWF. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten friste der Artenschutz ein Schattendasein. Überfällige Investitionen in die ökologische Infrastruktur, etwa in die Renaturierung von Flußauen oder die Anlage von Naturwäldern werden als Luxus abgestempelt und verschleppt. Stattdessen klammere man sich an überholte Konzepte. Bestes Beispiel sei eine völlig verfehlte Subventionspolitik in der EU.
Der WWF Deutschland fordert den drastischen Abbau Umwelt zerstörender Subventionen z.B. für die Landwirtschaft und die Fischerei. Aktuellen Studien zufolge fließen weltweit Jahr für Jahr 670 Milliarden Euro an Staatshilfen in Branchen, die wesentlichen Anteil an der Zerstörung der Natur haben. „Diese Geldverschwendung muss gestoppt und die Vergabe der Mittel an ökologische Kriterien geknüpft werden, um eine nachhaltige Wirtschaftsweise zu fördern“, so Günter Mitlacher vom WWF.
Der Internationale Tag des Artenschutzes wurde 1973 im Rahmen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES – Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) ins Leben gerufen unterzeichnet. Die nächste CITES-Konferenz, bei der der Handel mit bedrohten Arten geregelt wird, findet Mitte März in Katar statt. Der WWF erwartet ein Tauziehen um kommerziell genutzte, marine Arten wie Blauflossentun, Dorn- und Heringshai sowie Korallen. Auch um die Handelsbeschränkungen bei Elfenbein und ein effektiverer Schutz von Tigern und anderen asiatischen Großkatzen dürfte auf der Konferenz heftig gerungen werden. Der Europäischen Union könnte dabei eine Schlüsselrolle zukommen: Die EU wird einheitlich abstimmen und ist mit ihren 27 Staaten der einflussreichste Stimmenblock.
Kontakt:
Jörn Ehlers, Pressestelle WWF Deutschland
Tel.: 0 30 / 30 87 42-12
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Welterschöpfungstag am 24. Juli: WWF fordert Kurswechsel zum Schutz des Planeten
Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
Neue WWF-Studie: Ankerschäden bedrohen artenreiche Seegraswiesen im Mittelmeer
Urlaubssaison am Mittelmeer: Seegraswiesen durch ankernde Boote stark gefährdet – Wichtiger Lebensraum beheimatet über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – WWF fordert Ausweitung von Schutzzonen
Vielfalt braucht Weide: “Arten-Boom” im WWF-Auenreservat Marchegg
Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf
Kaunertal: WWF kritisiert Ausbauprojekt als “gefährlich und naturzerstörerisch”
Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
WWF-Grillfleisch-Check: Billigfleisch-Aktionen befeuern die Naturzerstörung
Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch