Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
Wasserbaulobby torpediert Schutzbemühungen am "Amazonas Europas"
![Danube-Drava confluence in Croatia_Web Resolution © Mario Romulic.jpg](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/10/4edf7daae7413.jpg)
Brüssel, Wien, am 8. Dezember 2011 – Kroatiens Naturschönheiten umfassen neben den blauen Adriastränden auch die letzten großen Auwälder Europas. Am Tag vor der Unterzeichnung des EU-Beitrittsvertrages durch Kroatien warnt der WWF vor der Zerstörung der einzigartigen Flussökosysteme des Landes. Jahrzehnte alte Regulierungs- und Kanalisierungspläne aus kommunistischen Zeiten, werden derzeit von der dortigen Wasserbaulobby aus der Schublade geholt.
„An der kroatischen Donau, Drau und Mur, an der Save und der Neretva finden wir noch Flussparadiese mit riesigen Auwäldern und einer enormen Artenvielfalt vor“, schwärmt Arno Mohl, internationaler Flussexperte beim WWF. „Diese Flüsse sind gesamteuropäisches Naturerbe, und müssen unbedingt für die kommenden Generationen bewahrt werden!“ Statt ökologisch gesunde Flüsse in Korsette aus Leitwerken und Steinpackungen zu zwängen, solle Kroatien unverzüglich das EU-Umweltrecht in die Praxis umsetzen und seine wertvollen Flusslandschaften effizient schützen, fordert Mohl.
Insgesamt stehen 500 Kilometer natürlicher Flusslandschaften auf dem Spiel. Die meisten Projekte – entlang insgesamt fast 450 Kilometern – wurden bereits vom Umweltministerium genehmigt. Die Regulierung einer 53 Kilometer langen Grenzstrecke der Donau zwischen Kroatien und Serbien, ist jedoch noch Gegenstand einer Umweltverträglichkeitsprüfung, die in spätestens vier Monaten abgeschlossen sein soll. Das Europäische Parlament hat allerdings bereits Anfang dieses Jahres festgestellt, dass „auf die für Europa einzigartige landschaftliche Situation und die Anwendung der in der EU geltenden Regeln“ bei Genehmigungen von Anfang an Rücksicht genommen werden muss.
![Destruction Plans.jpg, © by WWF Destruction Plans.jpg, © by WWF](/wp-content/uploads/2021/10/4edf7c994bc90_o.jpg)
Prof. Dr. Emil Dister, renommierter europäischer Auenexperte von der Universität Karlsruhe in Deutschland, zu diesen Projekten: "Die Kanalisierung der Donau würde Europas wertvollste Augebiete, wie das weltberühmte Kopacki rit, massiv schädigen. Die Vertiefung des Flussbettes würde zur Austrocknung einzigartiger Feuchtgebiete führen – und das, während in Deutschland Hunderte Millionen Euro für die Schaffung neuer Überflutungsflächen ausgegeben werden, um vorsorgenden Hochwasserschutz zu betreiben.“
Angriff auf Herstück des UNESCO-Biosphärenparks
EU-Umweltkommissar Janez Potočnik befürwortet die vom WWF und EuroNatur forcierten Bemühungen zur Erhaltung der Donau, Drau und Mur als 800.000 Hektar großen UNESCO-Biosphärenpark über fünf Ländergrenzen hinweg. Österreich – mit seinen Grenzmurauen in der Steiermark – Kroatien, Ungarn, Serbien und Slowenien treiben das Naturschutzgebiet gemeinsam voran. Dieser Park passe perfekt „mit den EU-Zielen zum Schutze der Artenvielfalt und den Vorgaben der Fauna-Flora-Habitat- und Vogelschutzrichtlinie“ zusammen, Potočnik. Nun würde ausgerechnet die Kernzone des künftigen Bioshärenparks massiv geschädigt werden. Dabei hatte Kroatien den Naturpark Kopacki Rit beim Zusammenfluss der Drau mit der Donau, erst im September 2011 als Herzstück des grenzüberschreitenden Parks bei der UNESCO nominiert.
Der WWF brachte im Februar 2011 gemeinsam mit EuroNatur und kroatischen Umweltverbänden, bei der EU-Kommission Beschwerde gegen Kroatiens Ausbaupläne ein. „Die gängige Praxis der kroatischen Wasserwirtschaft, natürliche Flussstrecken in Kanäle zu verwandeln, verstößt eindeutig gegen die europäische Wasser- und Naturschutzgesetzgebung“, erklärt Mohl. Die Umweltverbände halten die Europäische Kommission seit Jahren über alle Vorgänge Kroatiens auf dem Laufenden. „Hochrangige Vertreter der EU-Kommission haben uns auf einem kürzlich stattgefundenen Treffen in Brüssel nun zugesichert, die Ausbaupläne Kroatiens genauestens unter die Lupe zu nehmen“, so Mohl.
Der WWF fordert die neue kroatische Regierung auf, die Bedeutung der letzten Flussparadiese Europas zu erkennen, und die aktuellen Zerstörungspläne durch den kompromisslosen Schutz dieser Gebiete umgehend zu stoppen.
Weitere Infos zum UNESCO Biosphärenpark und Fotos:
www.wwf.at/mur-drau-donau
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel. 0043 676/83 488 203, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...