Naturschutzorganisation lässt online über sechs Negativbeispiele für hohen Bodenverbrauch abstimmen – “Kein Weiter-wie-bisher” im heimschen Bodenschutz gefordert
Welternährungstag: Fisch bald vom Tisch?

Wien, 15. Juni 2010 – Anlässlich des morgen stattfindenden Welternährungstages warnt der WWF vor einer fortschreitenden Plünderung der Meere: Durch unseren unstillbaren Hunger nach Fisch und Meerestieren könnte die kommerzielle Fischerei bis 2050 zum Erliegen kommen. Aktuell werden etwa 110 Millionen Speisefisch pro Jahr verzehrt. Weltweit sind 520 Millionen Menschen direkt oder indirekt von Fischerei abhängig. 80 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände gelten laut dem soeben veröffentlichtem Living Planet Report des WWF bereits heute als überfischt oder bis an ihre Grenzen befischt. Die EU-Länder sind trauriger Rekordhalter: 88 Prozent der Fischbestände in der EU sind bedroht. Nirgendwo sonst auf der Welt werden die Meere derart stark übernutzt. Wer trotzdem Fisch ohne schlechtes Gewissen genießen will, entscheidet sich beim Einkauf einfach für heimische Fische wie Forelle, Karpfen oder Hecht, für Fisch aus Biozucht oder Fisch mit dem blauen MSC-Ökosiegel auf der Verpackung – Fischgenuss ohne Reue ist somit möglich.
Fisch ist gesund und gehört längst fix auf unseren Speiseplan. Fast acht Kilogramm Fisch genießt durch-schnittlich jeder Österreicher pro Jahr. Doch längst nicht jeder Fisch wird umweltverträglich gefangen. Was als Fischmenü auf unseren Tellern landet, hat oft eine erschreckende Vorgeschichte: Wir schädigen die Ozeane durch zerstörerische Fangmethoden oder durch das sinnlose Töten von Unmengen an Nicht-Zielarten, dem sogenannten „Beifang“, der sterbend oder tot als Müll wieder in die Meere zurückgeworfen wird. 40 Prozent des globalen Fischfangs wird weggeworfen oder nicht verarbeitet, das sind jährlich 38 Millionen Tonnen „Fischmüll“.

Fische und Fischprodukte im Wert von 350 Millionen Euro wurden letztes Jahr nach Österreich importiert. Typische Importfische sind Lachs, Thunfisch, Sardine und Makrele aber auch Shrimps, Muscheln und Tintenfisch. Verbraucher sollten laut WWF beispielsweise auf den bereits stark gefährdeten Rotbarsch verzichten, bei dessen Fang durch tonnenschwere Grundschleppnetze Jahrtausende alte Korallen-Lebensräume zermalmt werden. Eine schlechte Öko-Bilanz haben auch tropische Shrimps, für deren Zuchtanlagen hunderte Kilometer Mangrovenwälder abgeholzt werden. Die beliebten Speisefische Scholle oder Seezunge produzieren ungeheure Beifang-Mengen: Für ein Kilo Scholle müssen bis zu 15 Kilo an mitgefischten Arten sterben. Auch Zuchtfische wie Lachs sind nicht immer eine gute Wahl: Für die Fütterung der Zuchttiere wird Fischmehl eingesetzt, das aus eigens dafür gefangen Fischen produziert wird und somit weiter zur Überfischung beiträgt.
Jeder Verbraucher kann einen Beitrag zum Schutz der Meere leisten: Eine Möglichkeit bietet der Kauf von Fischprodukten mit dem blauen Label des Marine Stewardship Council (MSC), dem weltweit einzigen anerkannten Siegel für nachhaltige Meeresfischerei. Welche Fische im Einkaufswagen landen sollten und was nicht auf den Teller gehört, erklärt auch der WWF-Fischführer, den man unter www.wwf.at/fischfuehrer jederzeit anfordern kann, um ihn beim Einkauf in der Tasche parat zu haben.
„Der WWF fordert die Einführung langfristiger Managementpläne für alle Fischbestände, eine Reduzierung der Beifänge auf ein Minimum, schärfere Kontrollen und Schutzgebiete. Die Politik ist gefordert, da die Ressourcen der Ozeane nicht unendlich sind“, resümiert Axel Hein, Meeres- und Fischereiexperte des WWF.
Rückfragehinweis:
Mag. Axel Hein, WWF Meeres- und Fischereiexperte, tel. 0676-83 488 230 oder axel.hein@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF: Zwei Seeadler besendert – Population im Aufwind
90 Seeadler-Paare in Österreich – Beringungen und Besenderungen liefern wichtige Erkenntnisse für Artenschutz – Zahlreiche Bedrohungen für heimische Population
Tag der Lebensmittelrettung: WWF legt Fünf-Punkte-Plan gegen Verschwendung vor
Tag der Lebensmittelrettung am 26. Mai – Allein in Österreich werden 1,2 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr nicht gegessen – WWF fordert verbindliches Maßnahmenpaket gegen Verschwendung
100.000 Unterschriften: Breite Allianz fordert Stopp von Ausbau Kraftwerk Kaunertal
100.000 Unterschriften für Projektstopp gesammelt – Über 35 Bürgerinitiativen, Vereine und Naturschutzorganisationen fordern Absage des Planungsfossils im Kaunertal
100.000 Unterschriften gegen den Ausbau Kraftwerk Kaunertal!
Ein Meilenstein für den Natur- und Umweltschutz: Wir haben 100.000 Unterschriften gegen den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal gesammelt.
WWF fordert Rettungspaket für Untere Lobau im Wiener Regierungsprogramm
Untere Lobau massiv von Austrocknung bedroht – WWF fordert Wasserzuleitung und Renaturierung zur Rettung des Naturjuwels
WWF: EU-Renaturierungsverordnung “zügig und ambitioniert” umsetzen
Naturschutzorganisation anlässlich Bund-Länder-Gipfel in Niederösterreich: Renaturierung konstruktiv vorantreiben und finanzieren, Schutzgebiete stärken und ausbauen
Gemeinsamer Appell: Einzelhandel und WWF fordern Maßnahmen für pflanzenreiche Ernährung
Umfassendes Maßnahmenpaket zur Förderung pflanzenbasierter Ernährung gefordert – Bundesregierung soll mehr Fairness im Steuersystem schaffen und neue Ernährungsstrategie erarbeiten
WWF-Erfolg: Kleine Tiger-Familie in Thailands Wäldern gesichtet
Drei Tigerjungen wurde in der Dawna Tenasserim-Landschaft gesichtet – ein weiteres Zeichen dafür, dass die jahrzehntelangen Schutzbemühungen erfolgreich sind!