Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
Weltfischereitag: Österreich importiert 95 Prozent seines Fischs
![In Pulau Gaya, Malaisien, fischt und wohnt man im Meer In Pulau Gaya, Malaisien, fischt und wohnt man im Meer](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/07/In-Pulau-Gaya-Malaisien-fischt-und-wohnt-man-im-MeercJuergen-Freund-WWF-Canon.jpg)
Der WWF rückt am morgigen Weltfischereitag alle nachhaltig und verantwortungsvoll agierenden Fischereien ins Rampenlicht. In Zeiten weltweit steigender Fisch-Nachfrage – seit 1960 verdoppelte sich der Konsum – ist Fischerei ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor und Arbeitgeber. Europas Hunger nach Fisch kann ohne Importe nicht gestillt werden. “Österreich importiert 95 Prozent seines konsumierten Fischs. Europa ist gar der weltweit größte Importeur von Meeres-Produkten. Mehr als die Hälfte davon stammt aus Entwicklungsländern“, betont Sabine Gisch-Boie, Leiterin des WWF-Projekts Fish Forward. „Konsumenten sollen sich der hohen Importabhängigkeit, aber auch der Tatsache bewusst sein, dass die Einkommens- und Ernährungsgrundlagen von mehr als 800 Millionen Menschen weltweit von Fisch abhängen – die meisten von ihnen leben in Entwicklungsländern. Die Kaufentscheidung der Österreicher hat also globale Auswirkungen“, so Gisch-Boie weiter.
Der WWF betont die Wichtigkeit einer nachhaltigen Kaufentscheidung, um jene Fischereien zu unterstützen, die Fisch als Nahrungs- und Einkommensquelle langfristig sichern und zur Erholung der Meere beitragen. 90 Prozent der weltweiten Fischbestände sind überfischt oder bis an die Grenzen befischt. Für drei Milliarden Menschen ist Fisch ein essenzieller Protein-Lieferant. Gar 97 Prozent der entlang der Fisch-Lieferkette beschäftigten Menschen leben in Entwicklungsländern. Sabine Gisch-Boie betont daher: „Nur nachhaltig gefangener und produzierter Fisch lindert langfristig den Druck auf überfischte Weltmeere und sichert die Arbeitsplätze von Fischern, Verarbeitern und Händlern“.
Der WWF empfiehlt Konsumenten heimischen Bio-Fisch als beste Wahl beim Fisch-Einkauf. Nachdem der heimische Bedarf aber nur mit fünf Prozent durch heimischen Fisch gedeckt wird, sind MSC- (Marine Stewardship Council) oder ASC- (Aquaculture Stewardship Council) zertifizierter Wildfang bzw. Zuchtfisch eine nachhaltige Alternative.
WWF veröffentlicht Meinungsumfrage zu nachhaltigem Fischkonsum
Eine kürzlich durchgeführte, repräsentative WWF-Umfrage unter Europas Konsumenten belegt, dass Österreichs Verbraucher ein ausgeprägtes Bewusstsein über die positiven Auswirkungen nachhaltigen Fischs haben. Eine deutliche Mehrheit von 57 Prozent ist überzeugt, dass „nachhaltiger Fisch die Überfischung der Meere bekämpft und bedrohte marine Arten schützt“. Lediglich neun Prozent der Befragten geben an, den Begriff „nachhaltiger Fisch“ noch nie gehört zu haben. 84 Prozent der Österreicher wünschen sich, „dass Supermärkte, Restaurants und Märkte nachhaltigen Fisch anbieten“. Dies ist eine deutliche Aufforderung an (Einzel-)Händler und Fisch-Anbieter, ihr Angebot entsprechend zu gestalten. Dass lediglich 15 Prozent der befragten Österreicher wissen, dass „nachhaltiger Fisch auch aus Entwicklungsländern kommen kann“, bzw. 39 Prozent, „dass Entwicklungsländer eine bedeutende Rolle in der Deckung der heimischen Fisch-Nachfrage spielen“, begreift der WWF als Auftrag, verstärkt Bewusstsein dafür zu schaffen.
Die europaweite WWF-Informations- und Forschungsinitiative Fish Forward, unter der Leitung des WWF Österreich und umgesetzt in elf EU-Ländern, zielt darauf ab, das Bewusstsein über die sozialen, ökologischen und ökonomischen Auswirkungen des europäischen Fisch-Konsums zu stärken. Entwicklungsländer stehen im Fokus des dreijährigen, EU-kofinanzierten Projekts.
Mehr zum Thema nachhaltige Fischerei, verantwortungsvoller Fisch-Konsum und über das Fish Forward Projekt:
www.fishforward.eu
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
WWF Pressesprecher, Fish Forward Projekt
+43 676 83 488 276
florian.kozak@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...