Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
Weltklima in Gefahr: Todesurteil für Amazonas-Regenwald

Wien, 23. November 2011 – Die Umweltkommission des brasilianischen Senats berät derzeit über die Neufassung des brasilianischen Waldgesetzes (Código Florestal). Die Umweltorganisation WWF befürchtet, dass die angestrebte Novellierung einem Todesurteil für weite Teile des brasilianischen Regenwaldes gleichkommt. Insgesamt sind dadurch 765.000 Quadratkilometer Wald in Brasilien massiv bedroht. Die Gesetzesinitiative hat das Ziel, die Rodungsauflagen für Grundbesitzer zu lockern und verspricht eine Amnestie für zurückliegende illegale Abholzungen. „Die Politik knickt vor den Interessen der Agrarlobby ein. Mit dem neuen Waldgesetz droht der Amazonasregion ein gigantischer Kahlschlag. Das hätte auch gravierende Auswirkungen auf das Weltklima“, warnt WWF-Tropenwaldreferent Roberto Maldonado. Der Senat müsste sich vor der Verabschiedung des Gesetzes von unabhängigen Wissenschaftlern über die möglichen Auswirkungen beraten lassen und diese bei der Entscheidungsfindung entsprechend berücksichtigen, so die Forderung des WWF.
Laut einem Bericht des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IPEA), das dem brasilianischen Präsidialamt unterstellt ist, wären bis zu 765.000 Quadratkilometer Regenwald – eine Fläche so groß wie Deutschland, Österreich und Italien zusammen – von dem Gesetz betroffen. Außerdem würden bis zu 28 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent freigesetzt. „Teile der Politik scheinen die katastrophalen Auswirkungen ihres Handelns nicht sehen zu wollen. Sie folgen der Profitgier der Agrarlobby und ignorieren die Wünsche und Bedürfnisse des brasilianischen Volkes“, kritisiert Maldonado. Einer repräsentativen Umfrage zufolge lehnen 85 Prozent der Bevölkerung die Ausweitung von Nutzflächen auf Kosten des Regenwaldes ab.
Innerhalb der vergangenen Wochen haben die Justizkommission, die Agrarkommission sowie die Wissenschaftskommission nur geringfügige Änderungen zum umstrittenen Gesetzestext angeregt. Die Umweltkommission hat sich das Ziel gesetzt, ihre Empfehlungen noch im November fertig zu stellen. Der Senat könnte dann seine Prüfung des Gesetzesentwurfs Anfang Dezember abschließen. Die Empfehlungen der Umweltkommission stellen wahrscheinlich die letzte Chance dar, nennenswerte Änderungen in das neue Forstgesetz einzubringen.
Das brasilianische Waldgesetz (Código Florestal) aus dem Jahr 1934 schützte ein Viertel der ursprünglichen Vegetation jedes Privatgrundstücks. Daraus wurde 1965 eines der fortschrittlichsten Waldschutzgesetze der Welt. Im Amazonasgebiet mussten 50 Prozent, im Rest des Landes 20 Prozent eines Privatgrundstücks bewaldet bleiben. Dieser Anteil wurde 1996 noch einmal erhöht. Seit Ende der 90er Jahre wurde jedoch mit mehreren parlamentarischen Initiativen versucht, den Prozentsatz der geschützten Waldanteile zu verringern. Am 24. Mai 2011 hat nun die Abgeordnetenkammer (die untere Kammer) des Parlaments eine entsprechende Neufassung des Waldgesetzes vorgeschlagen. Der föderative Senat überprüft jetzt diesen Gesetzestext in vier Kommissionen.
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231 oder E-Mail: franko.petri@wwf.at.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Welterschöpfungstag am 24. Juli: WWF fordert Kurswechsel zum Schutz des Planeten
Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
Neue WWF-Studie: Ankerschäden bedrohen artenreiche Seegraswiesen im Mittelmeer
Urlaubssaison am Mittelmeer: Seegraswiesen durch ankernde Boote stark gefährdet – Wichtiger Lebensraum beheimatet über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – WWF fordert Ausweitung von Schutzzonen
Vielfalt braucht Weide: “Arten-Boom” im WWF-Auenreservat Marchegg
Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf
Kaunertal: WWF kritisiert Ausbauprojekt als “gefährlich und naturzerstörerisch”
Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
WWF-Grillfleisch-Check: Billigfleisch-Aktionen befeuern die Naturzerstörung
Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch