Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
Weltklimabericht beschreibt drastische Folgen auch für Österreich
![schmelzende Eiskappen](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/10/492e588762d2b.jpg)
Stockhom/Wien, 30. 9. 2013 – Heute Vormittag wurde im Rahmen der Präsentation des 5. IPCC-Weltklimaberichts auch eine Zusammenfassung des Berichts präsentiert, die zeigt, wie sich die Erderwärmung im Zuge des Klimawandels auf 18 Regionen der Welt auswirken kann – eine davon ist Mittel- und Nordeuropa. So werden sich ohne Erfolge beim Klimaschutz die Tageshöchsttemperaturen bis zum Ende des Jahrhunderts um fünf bis sechs Grad erhöhen. Bei ungebremst ansteigendem CO2-Ausstoß werden sich die Gesamtniederschläge bis 2100 zwar leicht verringern, aber in den Wintermonaten Dezember bis Februar um bis zu 40 Prozent steigen. „Ohne massive Anstrengungen im Klimaschutz werden die Sommer trockener, die Winter deutlich nasser“, interpretiert WWF-Klimaexperte Karl Schellmann die Ergebnisse. Die Landwirtschaft muss sich dann auf mehr Dürren in den Wachstumsmonaten einstellen müssen. Überschwemmungen drohen in Österreich zukünftig vor allem im Winterhalbjahr. „Es reicht aber nicht sich in Österreich auf neue Existenzbedingungen einzustellen. Unser Land muss endlich zum Vorbild im Klimaschutz werden und aktiv an den internationalen Bemühungen gegen den Klimawandel teilnehmen. Das ist unser Auftrag an die kommende Bundesregierung“, so WWF-Geschäftsführerin Andrea Johanides angesichts dieses drohenden Szenarios, das massive Auswirkungen auf Landwirtschaft, Industrie und Tourismus in Österreich haben wird.
Das Zeitfenster zu handeln wir immer enger. Um die Klimaerwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten dürfen maximal Tausend Gigatonnen Kohlenstoff in Form von Treibhausgasen in die Atmosphäre geblasen werden. In den letzten 150 Jahren hat die Industriegesellschaft 55 Prozent davon bereits emittiert. Bei Fortsetzung der derzeitigen Emissionen haben wir in etwa 20 bis 30 Jahren die Emissionsgrenzen erreicht und müssten von einem Tag auf den anderen alle Treibhausgasemissionen stoppen. Kein Tropfen Öl, kein Stück Kohle, kein Kubikmeter Gas darf dann mehr verbrannt werden, sonst beginnt das Zeitalter des unbeherrschbaren Klimakollaps. Nur eine rasche und konsequente Klimapolitik – auch in Österreich – kann dieses Zeitfenster verlängern und damit einen Umstiegsprozess in Richtung halbiertem Energieverbrauch und einer Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien praktisch möglich machen.
Die saisonale Veränderung der Wasserstände in den heimischen Flüssen wird große Auswirkungen haben auf die Stromerzeugung aus Wasserkraft. Auch die Ökosysteme der Flüsse sind gefährdet und die Verfügbarkeit von Trinkwasser wird geschmälert. Das Abschmelzen der Gletscher und die zu erwartenden Starkniederschläge tragen dazu nur noch bei. Der IPCC-Bericht sieht für Mitteleuropa eine steigende Gefahr von Hitzewellen und Überschwemmungen und warnt auch vor einer steigenden Zahl von Todesfällen durch solche Wetterkatastrophen.
Die heimische Fauna und Flora wird stärker unter Druck kommen. Arten, die sich an die höheren Temperaturen nicht anpassen können, werden aussterben, oder müssen nach Norden ausweichen. Das ist aber in der unnatürlichen Geschwindigkeit, mit der wir das Klima verändern, nur schwer vorstellbar. Derzeit verändern wir das Klima in drei Jahren so stark wie das die Natur in 1.000 Jahren vollbringt. Invasive Arten aus dem Süden werden sich in Österreich ausbreiten und könnten manche heimischen Arten verdrängen. In Europa befürchten die Klimaforscher durch die früher eintretende Schneeschmelze und die verlängerten Wachstumszeiten im Sommer ein gesteigertes Risiko der Algenblüte und der Ausbreitung von giftigen Cyanobakterien in den Seen. Die Wälder in Westeuropa könnten durch das veränderte Klima um bis zu 40 Prozent wachsen während in Osteuropa die Holzproduktion zurückgeht, sagt der Bericht.
An den Küstenregionen Europas verstärkt sich die Küstenerosion und die Sturmfluten werden stärker. Davon könnten europaweit jedes Jahr bis zu 1,6 Millionen Menschen betroffen sein, das heißt einer Menschengruppe in der Größenordnung der Einwohner Wiens könnte die Lebensgrundlage buchstäblich im Meer versinken. Durch die Überschwemmungen wird auch vermehrt Salzwasser in das Grundwasser und die Wasserwege Europas eingebracht. Die Erwärmung des Atlantiks und die Überfischung der europäischen Meereszonen lässt die Fischvorkommen schwinden, was wieder eine direkte Auswirkung auf die Lebensmittelproduktion auf den Rest Europas zur Folge haben könnte.
Heute Montag wurde der erste Teil des 5. IPCC-Berichts vorgestellt, dessen Zusammenfassung für die Weltpolitik bereits letzten Freitag in Stockholm präsentiert wurde. 831 Autoren und Herausgeber haben 9.200 vor allem wissenschaftliche Publikationen aus den letzten Jahren durchgearbeitet, die zu zwei Dritteln nach dem Jahr 2007 produziert wurden. Die 259 Hauptautoren stammen aus 39 Ländern. Die weiteren zwei Teile des IPCC-Berichts werden im Frühling 2014 in Japan und Deutschland der Welt präsentiert. Der IPCC-Gesamtbericht ist die Basis für die Klimapolitik der Staaten, den Produktionsstrategien der Industrie und die Grundlage für Milliardeninvestitionen in aller Welt.
Rückfragehinweis:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231, Email: franko.petri@wwf.at, www.wwf.at/presse.
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