Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
Wie lange wird der „Geist der Berge“ noch erscheinen?

Wien, 21. Oktober 2016 – Er gilt als Mythos und lebt in einem extremen Lebensraum. Es ist einsam, rau und felsig im Hochgebirge von Zentral- und Südasien auf Höhen von 2.700 bis 6.000 Metern. Kaum jemand bekommt den „Geist der Berge“ jemals vor Gesicht – und trotzdem werden jedes Jahr hunderte Schneeleoparden durch Wilderei getötet.
Der WWF Österreich rückt am Internationalen Tag des Schneeleoparden (Sonntag, 23. Oktober) diese seltene und scheue Spezies gezielt in den Blickpunkt. „Der Schneeleopard muss – wie der Tiger – zu einem Symboltier für den Artenschutz werden. Unsere Erde lebt von der biologischen Vielfalt und diese Tiere verdienen mehr Aufmerksamkeit. Es muss alles dafür getan werden, dass die Zahl der Schneeleoparden nicht weiter zurückgeht“, so Georg Scattolin, Artenschutz-Experte beim WWF Österreich.
Seit 2008 wurden jährlich mindestens 221 Tiere gewildert, das entspricht vier getöteten Schneeleoparden pro Woche. Möglicherweise ist die Zahl der gewilderten Tiere aber noch wesentlich höher, da in den entlegenen Gebieten die kriminellen Machenschaften der Wilderei oftmals unentdeckt bleiben. Neben der Wilderei sind auch die Konflikte mit Hirten ein ernstes Problem, wenn es um den Schneeleopard geht. Die Schafe und Ziegen sind leichte Beute im Revier des Schneeleoparden. Im Winter steigen die Fälle der gerissenen Nutztiere, die Hirten wollen sich an der Raubkatze rächen und stellen verbotenerweise Murmeltier-Fallen auf, die den Leoparden meistens schlimme Verletzungen zufügen.
Zur Arbeit des WWF zählt es daher, Überzeugungsarbeit zu leisten, um beim Artenschutz weiter zu kommen. Ein wesentlicher Punkt, bei dem das Schneeleoparden-Programm des WWF in der Mongolei ansetzt: Die Hirten dazu bringen, ihre Herden nicht in die Reviere der Schneeleoparden zu treiben. Voraussetzung dafür sind die Besenderung der Schneeleoparden (mit Satellitenhalsbändern) sowie die Auswertung der entsprechenden Daten – um eben die Hauptstreifgebiete der Großkatzen zu ermitteln.
„Wir müssen einerseits gegenüber der lokalen Bevölkerung das Bewusstsein für den Schutz der Schneeleoparden wecken und schärfen und die Menschen vor Ort auch in konkrete Schutzmaßnahmen einbeziehen – und andererseits ist es unabdingbar, dass wir den Schneeleopard in den globalen Fokus rücken und damit auf den illegalen Handel mit Erzeugnissen von gewilderten Schneeleoparden aufmerksam machen. Wenn das Töten dieser eindrucksvollen Tiere weitergeht, wird der ‚Geist der Berge‘ bald schon für immer verschwunden sein“, mahnt der WWF-Artenschutz-Experte.
Weitere Informationen:
Gerhard Auer, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231 oder 0676-83488231, E-Mail: gerhard.auer@wwf.at,
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