Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”
Wie „wild“ ist Österreich?

Wien, 7. September 2012 – Ursprüngliche Natur, unberührte Wälder oder Grünräume frei von menschlichen Eingriffen sind in Österreich selten geworden. Österreichweit gibt es derzeit nur ein einziges Wildnisgebiet bei Dürrenstein in Niederösterreich, womit lediglich 0,03 Prozent der Staatsfläche als Wildnisgebiet ausgewiesen sind. Im Vorfeld der 3. Internationalen Wildnistage im Nationalpark Kalkalpen von 13.-15. September 2012 veröffentlichen der WWF und die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) ihre jüngste gemeinsame Studie unter dem Titel „Wildnis in Österreich? Herausforderungen für Gesellschaft, Naturschutz und Naturraummanagement in Zeiten des Klimawandels“. Im Fokus stehen Österreichs Wildnisgebiete und ihre Bedeutung für unsere Gesellschaft. Basis der Studie ist eine Befragung unter ExpertInnen aus den Bereichen Forstwirtschaft, Forschung und Naturschutz.
„Die Natur braucht Schutz und Rückzugsgebiete“, sagt Georg Erlacher, Vorstandssprecher der Österreichischen Bundesforste, „wo sie sich unbeeinflusst von Menschenhand entfalten kann“. Gerald Steindlegger, Geschäftsführer des WWF Österreich, ergänzt: „Ungestörte, wilde Naturräume sind unverzichtbar für viele sensible Arten und leisten einen großen Beitrag zum Klimaschutz. Der WWF wird sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass diese letzten verbliebenen Wildnisgebiete erhalten bleiben.“

Studie zeigt „Potential Alpenraum“ auf
Die Studie zeigt, dass Österreich großes Potenzial für Wildnisgebiete aufweist. Das Hauptpotenzial sehen die befragten ExpertInnen im Alpenraum, insbesondere in den Nördlichen Kalkalpen, in Tirol und im Hochschwabgebiet. Großes Potential erkennen die ExpertInnen aber auch bei den Wildnisentwicklungsgebieten, jenen Gebieten, von denen sich der Mensch mit jeglicher Nutzung zurückzieht und Natur wieder Natur sein darf. Genannt wurde hier der alpine Raum, aber auch Flusslandschaften und Auen wie die Donau-Auen bei Wien, sowie aus der Nutzung genommene Flächen wie Truppenübungsplätze oder große zusammenhängende Naturflächen. Wildnis als Naturschutzkonzept gewinnt auf europäischer Ebene immer mehr an Bedeutung und wird in Zukunft auch in Österreich eine gewichtige Rolle spielen“, erklärt Gerald Steindlegger. „Nutzungsfreie Schutzgebiete“, ergänzt Georg Erlacher, „sind sowohl für den Biodiversitäts- als auch den Klimaschutz unverzichtbar. Sie können sogar touristische Chancen für die Region fördern.“
Letzte Wildnisrefugien
Wildnisgebiete gewinnen nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Klimawandels an Bedeutung. Sie bieten ungestörte Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten und spielen als CO2-Senken eine Rolle. Durch steigende und immer höhere Nutzungsansprüche werden unerschlossene und unberührte Flächen immer seltener. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN weist nach ihren strengen Kriterien lediglich 0,03 Prozent der Staatsfläche Österreichs als Wildnisgebiet aus. Rechnet man die Kernzonen von Nationalparks und Biosphärenparks mit ein, sind es rund 2 Prozent. „Österreich ist ein Naturland und dafür tragen wir alle eine besondere Verantwortung“, so Erlacher und ergänzt: „Dieses Erbe wollen wir im Sinne der Nachhaltigkeit für die nächsten Generationen erhalten.“ Gerald Steindlegger: „Wilde Natur braucht starke Partner, daher begrüßt der WWF den Einsatz der Bundesforste für diese letzten ungestörten Naturrefugien.“
Österreichs einziges Wildnisgebiet, eingestuft nach IUCN-Kriterien, ist das „Wildnisgebiet Dürrenstein“ in Niederösterreich, in dem die Bundesforste 55 Prozent der Fläche zur Verfügung stellen. Hier liegen auch die flächenmäßig größten Naturwälder Österreichs: Beinahe 500 Hektar haben seit der Eiszeit keine Axt oder Motorsäge gesehen. Eine Erweiterung des 2002 eingerichteten Schutzgebietes ist in Planung.

ÖBf und WWF
Seit dem Jahr 2000 arbeiten die Österreichischen Bundesforste und der WWF erfolgreich zusammen. Gemeinsames Ziel ist der Erhalt der heimischen und internationalen Arten- und Lebensraumvielfalt. Schwerpunkte der Kooperation sind der Biotop- und Klimaschutz. So sollen neue Wege im ökologischen Landschaftsmanagement gefunden, Lebensräume vernetzt, Biotope renaturiert und Wildnisgebiete ausgewiesen werden.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Regierungsprogramm im Bodenschutz-Check: vereinzelt neue Ansätze, drohende Rückschritte – Bodenverbrauch weiter viel zu hoch – WWF fordert mehr Verbindlichkeit und echte Reformen
Erster Welttag der Gletscher: WWF für lückenlosen Schutz
Naturschutzorganisation fordert Politik zum Umdenken auf – Weitere Verbauung der Gletscher stoppen und als Zufluchtsorte für seltene Tiere und Pflanzen erhalten
Video: So arbeiten Naturschutzhunde gegen Wildtierkriminalität
Lea ist der erste WWF-Naturschutzhund. Im Video gibt es Einblicke, wie sie in der Praxis arbeitet.
Neuer WWF-Report: Tiefseebergbau würde Nachhaltigkeitsziele aushebeln
Internationale Meeresbodenbehörde berät über Rohstoffabbau in der Tiefsee – Neuer WWF-Report zeigt Risiken auf: UN-Nachhaltigkeitsziele und Weltnaturabkommen gefährdet
Nach Tiwag-Eingeständnis: WWF fordert Mattle zu Kaunertal-Stopp auf
Tiwag bestätigt, dass Bildung von Gletscherseen bisher “kein Thema” war – Risiko für Flutwelle wird ignoriert – WWF: “Mattle muss die Reißleine ziehen”
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert geplante Abschwächung als “kontraproduktiv und gefährlich”
Nach Berner Konvention auch Absenkung des Wolf-Schutzstatus in EU-FFH-Richtlinie angekündigt – WWF befürchtet dramatische Folgen für weitere gefährdete Arten und Lebensräume in EU
WWF-Erfolg: Künstliche Intelligenz spürt Geisternetze auf
Dank künstlicher Intelligenz und einer neuen Plattform können herrenlose Fischernetze jetzt schneller aufgespürt und geborgen werden. Ein wichtiger Erfolg für den Schutz unserer Meere und seiner Bewohner!
WWF-Erfolg: Bienen als natürliche Elefantenwächter in Afrika
Konflikte zwischen Menschen und Elefanten sind in einigen Regionen Afrikas eine Herausforderung – doch eine innovative Lösung in Simbabwe und Tansania zeigt Erfolg. Die ungewöhnlichen Helfer sind zwar winzig, aber sehr effektiv: Bienen.