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WWF attestiert Tirol: Energiewende noch nicht genügend geplant

Innsbruck/Wien, 16. Oktober 2015 – Mit 45 von 100 möglichen Punkten erreicht Tirol im Vergleich mit den anderen Bundesländern nur den fünften Platz im Energiewende-Index (BEX) des WWF. Das Alpenland liegt nur bei Verkehr (3. Platz) und Energieeffizienz (4. Platz) im vorderen Mittelfeld. „Bei der Nutzung der erneuerbaren Energien und bei der Klimafreundlichkeit der Gebäude hat das Land nur vergleichsweise durchschnittliche Erfolge aufzuweisen. Das Land braucht dringend eine durchgehende politische Strategie und einen Maßnahmenkatalog um die Energiewende bis 2050 zu bewältigen“, so der Appell von WWF-Experten Karl Schellmann an die Tiroler Landesregierung.
Die Umweltorganisation stellte in ihrer Analyse fest, dass die Ziele, Maßnahmen und Instrumente in Tirol zur Senkung des Energieverbrauchs nur wenig ambitioniert und konkret sind. „Mit diesen Defiziten in den Zwischenzielen wird Tirol das Ziel der Reduktion von Energie von 50 Prozent bis 2050 nicht erreichen“, warnt Schellmann. Auch kritisiert der WWF die einseitige Ausrichtung auf die Strombereitstellung aus Wasserkraft. „Tirol braucht ein breiteres Portfolio an erneuerbaren Energien, die nach strengen ökologischen Kriterien entwickelt werden und ganz besonders eine Energiespar- und Effizienzoffensive“, fordert Schellmann.
Positiv bewertet der WWF hingegen die Budgetmittelverteilung im Bereich Verkehr (2. Platz). Das Land ist dabei ganz vorne bei den ländlich geprägten Bundesländern. Positiv ist auch der (hinter Wien) zweitniedrigste Verbrauchszuwachs von Energie im Zehnjahrestrend. Anlass zur Freude wäre allerdings nur eine deutliche Senkung des Verbrauchs, die nicht erfolgt ist. Die niedrige Energieintensität der Haushalte bringt einen weiteren dritten Platz im Detailvergleich.
Durch den hohen Anteil der Wasserkraft an der Stromerzeugung erreicht das Land zwar Platz 2. beim Strom aus Erneuerbaren, betrachtet man aber das gesamte Energiesystem des Landes, rangiert Tirol beim Ausbau der Erneuerbaren nur mittelmäßig auf Platz 5. Denselben mittelmäßigen Platz erreicht Tirol bei den Gebäuden. Die Ursache dafür ist der hohe Anteil fossiler Energieträger bei den Heizungen von Wohngebäuden, denn Tirol ist Spitzenreiter beim Heizölverbrauch von Privathäusern und Wohnungen.
Tirol ist ein Tourismusland ersten Ranges in dem die Menschen Ruhe, reine Luft und unberührte Natur suchen. Die Energieintensität im Verkehr ist hier ein Sorgenpunkt. Die schlechte Bewertung liegt zu einem guten Teil am Treibstoffexport in den durchziehenden Transitfahrzeugen. Dennoch ist die Bewertung des Verkehrssektors besser als in sechs anderen Bundesländern. Das erklärt sich aus den guten Vergleichsnoten für die Verteilung der Budgetmittel zwischen öffentlichem und Individualverkehr. Rechnet man den Tanktourismus heraus, kommt Tirol bei der CO2-Intensität auf den vierten Platz.
Der WWF empfiehlt der Tiroler Landesregierung die langfristigen Ziele bis 2050 mit konkreten Zwischenstrategien und Maßnahmenplänen zu ergänzen um die Energiewende bewältigen zu können. „Tirol sollte nicht nur einseitig auf Wasserkraft setzen sondern muss das Spektrum von erneuerbaren Energieträgern unter Berücksichtigung der speziellen ökologischen Voraussetzungen weiterentwickeln“, so Schellmann. Und nicht zuletzt müssen die Ölheizungen so schnell wie möglich durch Heizungen auf Basis erneuerbarer Energien ersetzt werden.
Die Ergebnisse für Tirol sind Teil einer Studie, die die Bemühungen und Erfolge der neun Bundesländer bei der Energiewende miteinander vergleichbar macht. Für den BEX wurden mehr als 40 Einzelfaktoren analysiert und in 20 Indikatoren bewertet. Die Ergebnisse wurden in fünf Bereichen zusammengefasst: Energieeffizienz, Gebäude, Verkehr, Energiepolitik und erneuerbare Energien.
Die Detailergebnisse für die verbleibenden drei Bundesländer (Oberösterreich, Salzburg, Steiermark) werden in Kürze präsentiert. Die Studie erstellte der WWF im Rahmen der laufenden Kampagne der Umweltorganisation für klare Ziele Österreichs zu Energie und Klimaschutz im Vorfeld der UN-Klimakonferenz in Paris. In einer Petition, die von allen Österreichern unterschrieben werden kann, richtet sich der WWF direkt an die Bundesregierung: (www.wwf.at/klimapetition).
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231, E-Mail: franko.petri@wwf.at. Informationen zur WWF-Kampagne: www.wwf.at/klimakampagne.
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