Ein kleiner Irawadi-Delfin im Mekong lässt unsere Herzen zurzeit höher schlagen: Das Kalb ist das erste, das Forscher*innen 2023 vor Ort gesichtet haben.
WWF begrüßt Appell der Wissenschaft: Energiewende muss Naturschutz berücksichtigen
Wissenschaftsallianz warnt vor Befeuerung des Artensterbens durch kurzsichtigen Wasserkraftausbau - WWF fordert konkrete Naturschutzkriterien im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz

Wien, am 10. Juni 2020. Mehr als 60 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Gewässerökologie und Biodiversität fordern gemeinsam mit dem Österreichischen Biodiversitätsrat in einem offenen Brief an Vizekanzler Werner Kogler und Umweltministerin Leonore Gewessler eine Einbindung in die Erstellung des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG). „Mit großer Sorge beobachten wir das Vorantreiben der Wasserkraft als Teil des Ausbaus der Erneuerbaren Energien, insbesondere im Zusammenhang mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz. Mit zunehmender Lebensraumfragmentierung und -degradierung wird es unmöglich sein, den gegenwärtigen Trend des Biodiversitätsverlusts zu stoppen oder gar umzukehren“, heißt es im Schreiben der Wissenschaftsallianz. Die Umweltschutzorganisation WWF begrüßt die Initiative und unterstreicht die Forderung nach einer Berücksichtigung von Wissenschaft und Naturschutz beim EAG: „Unsere Flussökosysteme sind in einem dramatischen Zustand: 60 Prozent der in Österreich heimischen Fischarten sind bedroht und nur 15 Prozent der Flüsse noch in einem sehr guten Zustand. Die Bundesregierung muss der Wissenschaft im Kampf gegen das Artensterben ebenso Gehör schenken, wie im Umgang mit der Klimakrise“, fordert Bettina Urbanek, Gewässerschutzexpertin vom WWF Österreich. „Die Zerstörung von sensiblen Lebensräumen und Rückzugsgebieten bedrohter Arten muss aufhören und darf nicht auch noch mit Subventionen befeuert werden. Konkrete Naturschutzkriterien in der Ökostromförderung sind daher ein Muss.“
Die neue Ökostromförderung, die im Rahmen des EAG verhandelt wird, markiert eine essentielle Weichenstellung für Österreichs Energiezukunft. Im derzeitigen Fördersystem sind Millionenförderungen für naturzerstörerische Skandalkraftwerke wie an der Schwarzen Sulm in der Steiermark oder in Tumpen in Tirol keine Seltenheit und oftmals sogar ausschlaggebend für den Bau. „Von 2003 bis 2017 wurden mehr als 500 Millionen Euro an Subventionen ohne Rücksicht auf Effizienz, Klimawirksamkeit oder Naturverträglichkeit an Wasserkraftbetreiber verteilt. Angesichts des rapiden Artensterbens in unseren Flüssen braucht es dringend eine Trendwende“, so WWF-Expertin Urbanek: „Projekte in ökologisch sehr sensiblen Stecken sowie in Schutzgebieten dürfen künftig keine Subventionen mehr erhalten. Auch Kleinstkraftwerke unter 1 MW Leistung müssen von Förderungen ausgeschlossen werden, da sie nur sehr wenig Energie bringen, aber unverhältnismäßig viel Natur zerstören und zusätzlich eine schlechte Fördereffizienz aufweisen.“
Maßgeblich zur Erreichung der Klima- und Energieziele sind laut WWF vor allem wirksame Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs, eine Ökologisierung des gesamten Steuersystems inklusive des Abbaus umweltschädlicher Subventionen, eine starke Verlagerung der Diesel- und Benzinmobilität auf Schiene und Öffis sowie ein naturverträglicher Ausbau der Erneuerbaren Energien.
Appell der Wissenschaft für mehr Mitsprache beim EAG
Die Unterzeichner*innen des Offenen Briefs warnen darin vor einer Verschärfung der Biodiversitätskrise in Fließgewässern durch einen nicht abgestimmten Ausbau der Wasserkraft: Besonders in der Förderung der Kleinwasserkraft wird ein hohes Gefährdungspotential gesehen, da für relativ wenig Energieausbeute überproportional großer ökologischer Schaden angerichtet wird. Der Appell der Wissenschaft, initiiert von Prof. Gabriel Singer und Prof. Steven Weiss von den Universitäten Innsbruck und Graz, wurde bisher unterschrieben von mehr als 60 Wissenschaftler*innen, die an den Universitäten Wien, Graz, Innsbruck, Salzburg, der Freien Universität Berlin und an der Universität für Bodenkultur (BOKU) tätig sind sowie vom gesamten Österreichischen Biodiversitätsrat.
Link zum Offenen Brief unter: https://tinyurl.com/yb3xmbuj
Rückfragehinweis:
Bettina Urbanek, Gewässerschutzexpertin WWF Österreich, Tel. 0676 834 88 275, E-Mail: bettina.urbanek@wwf.at
Vincent Sufiyan, Pressesprecher WWF Österreich, Tel.: 0676 834 88 308, E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Bericht: Die Natur als Verbündete des Klimas
Klimakrise und Artensterben bedingen und verstärken einander – 54 Prozent der menschengemachten Treibhausgase durch Natur aufgenommen – Schutz der biologischen Vielfalt im Kampf gegen Klimakrise unverzichtbar
Platzertal: WWF kritisiert Moorschutz-Absage
Von renommierten Experten mitgetragener Schutzantrag für bedrohte Moorflächen von Landesrat René Zumtobel reflexartig abgelehnt – WWF fordert aktiven Naturschutz und differenzierte Prüfung durch die Tiroler Landesregierung
Ab in die Freiheit! Der WWF hilft mit, Luchse auszuwildern
Luchse sind in den Alpen immer noch vom Aussterben bedroht. Der WWF setzt daher große Hoffnungen in ein neues Freilassungsprojekt in Italien. Es heißt „ULyCA2“ und wird von...
WWF-Erfolg: Erste Luchse in den Julischen Alpen freigelassen
Zwei Luchsdamen wurden in die italienischen Alpen umgesiedelt. Das Ziel des Auswilderungsprogrammes: Eine Liebesgeschichte, die keine Landesgrenzen kennt.
Zwei Luchse in Norditalien freigelassen
Insgesamt fünf Auswilderungen Teil im Dreiländereck Friaul-Kärnten-Slowenien mit WWF-Beteiligung – Ziel: Vernetzung europäischer Luchsvorkommen – WWF warnt vor regionalem Aussterben in Österreich
Antrag gestellt: Bedrohtes Platzertal soll Naturschutzgebiet werden
Moore und Feuchtgebiete essentiell im Kampf gegen Klimakrise – Letzte Moorflächen stark bedroht – Ausbau des Kraftwerks Kaunertal bedroht größte Moorlandschaft der österreichischen Hochalpen
Zum Frauentag: Das Leben der Tiger-Rangerinnen in China
Tief im Nordosten Chinas geht ein Rangerteam regelmäßig auf Beobachtungs- und Bewachungsrunde. Das Gelände ist steil und unwirtlich, und der Schnee liegt hoch. Das Besondere an...
Frühlingsbote: Erster Weißstorch in Marchegg gelandet
Störche kehren aus Winterquartier zurück – Bestand in Marchegg stabil, Gesamtbestand an March und Thaya rückläufig – WWF-Auenreservat bietet ausgezeichnete Lebensbedingungen