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WWF bewirtschaftet Wald in Auenreservat nach Mittelalter-Tradition

Wien / Baumgarten an der March, 30. März 2017. Das WWF Auenreservat Marchegg ist bekannt für seine mächtigen, ausladenden Eichen und den darauf brütenden Weißstörchen. „Die Eiche als Lichtbaumart verjüngt sich in den dichten, dunklen Auwäldern aber leider kaum noch. Damit drohen gefährdete Arten wie Großer Eichenbock, Weißstorch und Mittelspecht langfristig ihren wichtigsten Brut- und Nahrungsbaum zu verlieren“, warnt Gerhard Egger, Leiter des WWF Programms March-Thaya-Auen.
Der WWF startet daher ein neues Projekt, in dem eine alte Tradition wiederbelebt wird: „Auf sechs Probeflächen wird in den nächsten drei Jahren die seit dem Mittelalter praktizierte Mittelwaldbewirtschaftung versuchsweise wieder aufgenommen. Im Intervall von 25 bis 30 Jahren wird hier das Unterholz entfernt, während alte Überhälter auf der Fläche verbleiben“, so Egger. Selbstwerber dürfen auf den Testflächen nach naturschutzfachlichen Vorgaben Brennholz gewinnen. Durch die Nutzung junger Hainbuchen und Linden aus dem Unterholz bekommen die alten Eichen und ihre Bewohner wieder mehr Platz und Licht.
„Mit dem Projekt schaffen wir attraktive, traditionelle Waldstrukturen, sichern Nischen für gefährdete Arten und ermöglichen in kleinerem Rahmen die regionale Verwertung von nachwachsenden Rohstoffen“, erklärt Projektleiterin Marion Schindlauer vom Forstbetrieb Naturreservat March-Auen die Vorteile der traditionellen Nutzungsform. Die Waldarbeiten auf zwei Testflächen wurden Mitte März erfolgreich abgeschlossen.
Mittelwälder haben in den March-Auen typischerweise junges Unterholz mit beispielsweise Hainbuchen und Hasel und eine Oberschicht aus alten Eschen und Eichen. Bei der Mittelwaldnutzung wird das Unterholz alle 25 Jahre zur Brennholzgewinnung geerntet, während große Überhälter und einige jüngere Anwärter im Bestand verbleiben und zu mächtigen Bäumen heranwachsen. Im Bedarfsfall wurden die alten Bäume als Bauholz genutzt. „In manchen Gemeinschaftswäldern im Weinviertel erfolgt die Nutzung seit dem Mittelalter mehr oder weniger unverändert in genau dieser Weise. Die besonnten Überhälter der Mittelwälder beherbergen eine Fülle an gefährdeten Arten – wie den Großen Eichenbock oder die Drüsenameise. Sie dienen aber auch Großvögeln als Nistplatz, unzähligen Fledermäusen als Wochenstube und besonders stark bedrohten Käfern als letztes Refugium“, so Egger.
Im Naturreservat des WWF wird der Naturschutz natürlich groß geschrieben. Der Versuch wird vorerst begrenzt auf sechs Flächen, einem Bruchteil des gesamten Gebietes, durchgeführt. Auf den Probeflächen werden alte Eichen, Totholz- und Höhlenbäume sowie seltene Arten wie Wildbirne und Wildapfel gezielt erhalten und gefördert. „Rund um die Brutplätze seltener Vogelarten, wie Seeadler und Schwarzstorch, werden so genannte Hortschutzzonen eingerichtet, in denen Waldarbeiten ausgeschlossen sind. Umfassende wissenschaftliche Untersuchungen begleiten dieses ambitionierte Projekt. Die Auswirkungen auf Pflanzen, Vögel, Käfer und Amphibien werden genauestens untersucht und mit anderen Mittelwäldern im Weinviertel verglichen“, so Egger.
Die Waldarbeiten wurden auf den ersten zwei Testflächen von Dezember 2016 bis Mitte März 2017 von Selbstwerbern aus der Region durchgeführt. Diese durften nach genauen Anweisungen das Unterholz auf den Testflächen als Brennholz nutzen. Mitte März konnten die Waldarbeiten für heuer erfolgreich abgeschlossen werden. „Von März bis August werden jetzt die Auswirkungen auf Fauna und Flora genau untersucht“, so Egger.
Für Naturinteressierte bietet das Storchenhaus Marchegg regelmäßige Führungen in das Auenreservat an. Im Herbst führt eine Exkursion unter fachkundiger Leitung auf die Versuchsflächen. Das Mittelwaldprojekt wird aus Mitteln des Österreichischen Programmes für ländliche Entwicklung 2014-2020 gefördert. Es hat zum Ziel, Eichenwälder und deren Bewohner nachhaltig zu schützen und zu fördern.
Informationen zum WWF-Auenreservat: www.wwf.at/auenreservat
Rückfragehinweis:
Gerhard Auer, WWF Pressesprecher, 0676 83488231, gerhard.auer@wwf.at
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