Meeressäuger weltweit unter Druck – Umweltschutzorganisation WWF fordert besseren Schutz von Wal-Wanderrouten
WWF: Die Weltmeere sind heute fast schutzlos ausgeliefert

Hyderabad/Wien, 5. Oktober 2012 – Am Montag startet im indischen Hyderabad die elfte UN-Vertragsstaatenkonferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt (CBD). Neben effektiven Finanzierungsmodellen und einem Lastenausgleich zwischen Industrienationen und Entwicklungsländern wird es auch um den Schutz der Weltmeere gehen. Die Naturschutzorganisation WWF kritisiert, dass derzeit noch vollkommen unklar ist, wie die in den kommenden zehn Jahren dringend benötigten 500 Milliarden Euro zum Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt von der Staatengemeinschaft aufgebracht werden sollen. Die Finanzierung steht auf „wackeligen Beinen“, so der WWF. Die Lösung der chronischen Unterfinanzierung des globalen Biodiversitätsschutzes ist die entscheidende Hürde, die es in Hyderabad zu überspringen gilt. Auch bei der Ausweisung von Meeresschutzgebieten ist die internationale Staatengemeinschaft im Verzug. „Nicht einmal zwei Prozent der Weltmeere sind heute geschützt“, kritisiert WWF-Meeresexperte Georg Scattolin.
Vor zwei Jahren verständigten sich die CBD-Vertragsstaaten darauf bis 2020 mindestens zehn Prozent der Weltmeere unter Schutz zu stellen. Doch bis heute ist nach WWF-Angaben von diesem Beschluss kaum etwas umgesetzt. Derzeit umfassen die ausgewiesenen Meeresschutzgebiete lediglich 1,6 Prozent der globalen Ozeane. „Die sieben Weltmeere – vor allem die Hohe See – sind den Interessen von Fischerei, Rohstoffförderung und Tourismus noch immer weitgehend schutzlos ausgeliefert“, warnt Scattolin.
In den vergangenen Jahren haben Wissenschaftler bereits für das Mittelmeer, die Karibik, den West-Atlantik und den Süd-West-Pazifik Regionen mit herausragender ökologischer oder biologischer Bedeutung identifiziert, die dringenden Schutz brauchen. Die CBD-Vertragsstaaten müssen diese Gebiete anerkennen und die UN-Vollversammlung auffordern, angemessene Schutzmaßnahmen für die internationalen Gewässer („Hohe See“) zu ergreifen, so der WWF.
„Auch Europa hat vor der eigenen Haustüre noch einigen Nachholbedarf. Das Mittelmeer steht unter einem enormen Druck seitens der Anrainerstaaten. Die EU muss endlich in den europäischen Gewässern die dringend notwendigen Schutzmaßnahmen ergreifen“, kritisiert Scattolin. Abgesehen von einem großflächigen Schutzgebiet in der ligurischen See gibt es derzeit im Mittelmeer nur kleine, meist küstennahe Schutzgebiete. Eine internationale Expertenkommission hat zehn weitere Mittelmeer-Regionen mit besonderer ökologischer Bedeutung identifiziert.
Weitere Informationen:
Franko Petri, WWF-Pressesprecher, Tel. 01/488 17-231, E-Mail: franko.petri@wwf.at. Fotos auf Anfrage.
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