WWF-Berechnung auf Basis von Satellitendaten zeigt um 35 Prozent höhere Versiegelung – Pro-Kopf-Werte in St. Pölten, Wiener Neustadt und Villach am höchsten – WWF fordert mehr Grünräume
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Ab 15. Juli verhandelt die internationale Meeresbodenbehörde (ISA) in Jamaika über das Schicksal der Tiefsee, die einen der artenreichsten und faszinierendsten Lebensräume der Welt darstellt. Bei der Versammlung diskutieren 168 Mitgliedsstaaten – darunter Österreich – über die Zukunft des kommerziellen Tiefseebergbaus. Die Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) warnt im Vorfeld vor einer schrankenlosen Ausbeutung der Tiefsee und fordert im Sinne des Vorsorgeprinzips ein wirksames Moratorium bis alle Auswirkungen auf die Meeresumwelt wissenschaftlich bekannt sind: “Tiefseebergbau könnte verheerende Folgen für die Artenvielfalt und die Umwelt haben. Daher muss die Politik rasch die Stopptaste drücken, damit in der Tiefsee nicht die gleichen Fehler passieren wie an Land“, sagt WWF-Meeres-Experte Georg Scattolin.
Anstelle des Tiefsee-Bergbaus fordert der WWF eine bessere Nutzung der vorhandenen Metalle und Mineralien. “Wir müssen die vorhandenen Ressourcen sorgfältiger nutzen und die Kreislaufwirtschaft fördern, anstatt unseren Planeten komplett auszubeuten. Eine echte Wende beginnt beim Senken des viel zu hohen Verbrauchs. Auch beim Recycling gibt es noch sehr viel Luft nach oben”, sagt Georg Scattolin vom WWF. Auch die Dachorganisation der Europäischen Wissenschaftsakademien geht davon aus, dass für die Erreichung der Klimaziele bzw. für den Ausbau Erneuerbarer Energien die Aufnahme des kommerziellen Tiefseebergbaus nicht zwingend notwendig und daher verzichtbar ist.
Stilles Artensterben droht
Neben der direkten Zerstörung von Lebensräumen könnten beim Tiefseebergbau giftige Chemikalien und Abfallprodukte ins Meer gelangen. Zugleich würde eine zusätzliche Lärmbelastung für besonders sensible Lebewesen erzeugt. Dazu kommen potenziell negative Folgen für die Fischerei und zukünftige wissenschaftliche Entdeckungen. “90 Prozent der zuletzt gefundenen Arten in der Tiefsee sind neue Entdeckungen. Derzeit wissen wir weniger über die Tiefsee als über die Oberfläche des Mondes. Am Meeresgrund schlummern noch zahlreiche Geheimnisse, die wir keinesfalls durch eine ungezügelte Gier auf Rohstoffe gefährden dürfen”, sagt Georg Scattolin.
Der Meeresboden ist nicht nur von immensem Wert für die Biodiversität, sondern die Tiefsee ist auch ein riesiger CO₂-Speicher. Damit leistet sie einen großen Beitrag zum Klimaschutz. “Unsere Ozeane sind jetzt bereits am Limit. Sie stehen unter massivem Druck aufgrund der Überfischung und der eskalierenden Klimakrise. Wenn sich die Lage durch den Tiefseebergbau weiter verschärft, könnte das den Kollaps für Meeresökosysteme bedeuten”, warnt Georg Scattolin vom WWF Österreich.
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