Prüfung von Fachleuten belegt: Lobautunnel-Projekt ist die schlechteste Variante – Umwelt- und Gesundheitsrisiken sowie Milliardenkosten sprechen eindeutig dagegen
WWF: Fischotter darf nicht zum Sündenbock für Fisch-Rückgang werden

Presseaussendung
Wien, am 25. Februar 2015 – Im Vorfeld der Tagung des Verbandes der Fischereiwirtschaft und Aquakultur zum Thema „Fischereiwirtschaft-Prädatoren-Naturschutz“, die am Donnerstag und Freitag in Graz stattfindet, ortet der WWF eine neue Hetzkampagne gegen den Fischotter. Die in Österreich immer noch hochgradig gefährdete Art ist definitiv nicht schuld am bedauerlichen Rückgang unserer Fischbestände, sondern es sind der schlechte ökologische Zustand der österreichischen Flüsse und die naturferne Bewirtschaftung der Gewässer in vielen Fischereirevieren.„Es ist reine Zeit- und Geldverschwendung zu versuchen, das Problem des Fischrückgangs durch die Bekämpfung von Prädatoren wie dem Fischotter lösen zu wollen“, stellt Christian Pichler vom WWF klar. Stattdessen brauche es endlich vermehrte Anstrengungen, die heimischen Flüsse zu verbessern, damit Fische wieder bessere Lebensbedingungen vorfinden.
Der Fischotter war in Österreich seit jeher heimisch und teilte sich mit den Fischen problemlos den Lebensraum der Gewässer-Ökosysteme. Um die geringen Fischerei-Erträge wieder zu erhöhen, ist nicht die Beseitigung des Fischotters, sondern eine großflächige Initiative zur Flussrenaturierung notwendig. Viele österreichische Flüsse sind durch Wasserkraftwerke, Regulierung, den Eintrag von Schadstoffen und durch die Klimaerwärmung in einem schlechten ökologischen Zustand. Sie können deshalb nur mehr kleine und kaum fortpflanzungsfähige Fischbestände beherbergen.
Viele Pächter von Fischgewässern versuchen dies durch massiven künstlichen Besatz auszugleichen. Dabei kommt oft ungeeignetes Besatzmaterial in viel zu großen Mengen zum Einsatz. Weil aber die Flüsse keinen ausreichenden Lebensraum mehr für diese Fischmengen bieten, verendet ein Großteil der ausgesetzten Tiere, während ein kleinerer Teil den Fischfressern zum Opfer fällt, oder von Anglern gefangen wird.
Dieses naturferne System durch Beseitigung der Fischfresser sanieren zu wollen, ist aus Sicht des WWF ein nicht nur sinnloses, sondern sogar schädliches Unterfangen. Die Fischfresser tragen als „Gesundheitspolizei“ zur Vitalität und lokalen genetischen Anpassung der Fischbestände bei. Ihren Einfluss auszuschalten hieße, wildlebende Fischbestände zunehmend wie Haustiere zu behandeln. Außerdem treten die ausgesetzten Fische mit den natürlichen Fischbeständen in Konkurrenz, und bringen diese weiter in Bedrängnis.
„Der Fischotter und andere Fischfresser gehören zu gesunden und vielfältigen Fließgewässern einfach dazu! Wir hoffen, dass die Fischerei den Weg zu einer naturnahen Bewirtschaftung der Fischgewässer einschlägt und sind gerne bereit, uns mit unserem Know-How einzubringen“, bietet Pichler vom WWF an.
Der beinahe in Österreich und weiten Teilen Europas ausgerottete Fischotter, genießt im gesamten EU-Raum strengen Schutz. Dieser Schutzstatus sowie erfolgreiche Schutzmaßnahmen haben die Rückkehr in seinen angestammten Lebensraum ermöglicht. Darauf sollte nicht mit dem Ruf nach lokaler Bekämpfung des Fischotters reagiert werden.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Seeadler: Österreichs Wappentier geht gestärkt in die neue Brutsaison
Bereits rund 90 Seeadler-Paare in Österreich – illegale Verfolgung als große Gefahr – WWF fordert ambitionierte Umsetzung der EU-Renaturierungsverordnung
Good News: 90 Seeadler-Paare leben bereits in Österreich
Der strenge Schutz und die Schutzmaßnahmen wirkt: Mittlerweile gibt es bereits rund 90 Seeadler-Paare in Österreich. Doch weiterhin ist die illegale Verfolgung eine große Gefahr.
Good News: Luchs Janus im Nationalpark Kalkalpen freigelassen
Luchs Janus auf großer Mission: Im Nationalpark Kalkalpen soll er dazu beitragen, den dortigen Luchsbestand zu stärken.
EU-Wettbewerbs-Kompass: WWF warnt vor gefährlichem Irrweg
Umweltschutzorganisation zu Vorschlägen der Europäischen Kommission – Unter dem Deckmantel Bürokratieabbau soll der European Green Deal ausgehöhlt werden
WWF-Erfolg: 139 junge Polarfüchse im hohen Norden gesichtet
Die Polarfüchse haben sich den hohen Norden zurückerobert! Im Jahr 2024 wurden in Norwegen, Schweden und Finnland insgesamt 139 Jungtiere nachgewiesen. Der WWF unterstützt die Umsetzung von Schutzmaßnahmen vor Ort.
Good News: Mehr Schutz für Kaisergranate in Kroatien
Gute Nachrichten aus Kroatien: Wenn weibliche Kaisergranaten Eier tragen, müssen Fischer:innen diese wieder zurück ins Meer werfen. Diese Änderung in der Fischereiverordnung ist ein wichtiger Schritt, um die Population zu erhalten.
Treibhausgas-Bilanz: WWF fordert Klima- und Naturschutz-Offensive von künftiger Bundesregierung
Umweltorganisation warnt vor Retro-Kurs und empfiehlt Reformen: Energiesparen, Gebäude sanieren, umweltschädliche Subventionen abbauen, Bodenschutz-Vertrag beschließen
Regierungsverhandlungen: WWF kritisiert massive Einschnitte bei Klimaschutz-Maßnahmen
Umweltschutzorganisation bewertet Kürzungspläne als “fahrlässig und kontraproduktiv” – Sparpaket bei umweltschädlichen Subventionen gefordert