Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
WWF fragt nach: Alle Parteien für verpflichtende Herkunftskennzeichnung verarbeiteter Fleischprodukte
Wien, am 21. August 2019. Eine gesunde und klimafreundliche Ernährung ist wichtiger denn je. Daher hat die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bei den Parteien nachgefragt, wie sie konkrete Probleme bei Fleischkonsum und Lebensmittelverschwendung lösen wollen. Ein zentrales Ergebnis: Alle Parteien sind auf WWF-Nachfrage für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung von verarbeiteten Fleischprodukten. „Die Konsumentinnen und Konsumenten müssen wissen, was auf ihren Teller kommt. Eine umfassende Kennzeichnung würde importiertes Billigfleisch zurückdrängen und der heimischen Landwirtschaft beim Absatz ihrer Produkte helfen“, sagt WWF-Ernährungsexpertin Helene Glatter-Götz. Daher fordert der WWF eine rasche und insbesondere ambitionierte Umsetzung des Parteien-Versprechens bzw. eine entsprechende Verankerung im nächsten Regierungsprogramm. Rückenwind dafür kommt auch von der aktuellen Initiative des Tierschutzvolksbegehrens, das eine klare Kennzeichnung nach Herkunft und Tierwohl fordert.
Politische Unterschiede zeigt der WWF-Parteiencheck bei der wichtigen Frage nach dem Geltungsbereich: FPÖ, NEOS, GRÜNE und JETZT antworten auf die Frage nach der Herkunftskennzeichnung von verarbeiteten Fleischprodukten in „Handel, Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung“ mit einem klaren Ja. ÖVP und SPÖ bekennen sich ebenfalls zur Kennzeichnung, lassen jedoch in ihren Antworten offen, für welche Bereiche diese genau gelten soll. Bisher hat sich etwa die ÖVP bei ihren öffentlichen Forderungen auf Handel und Gemeinschaftsverpflegung beschränkt, aber die ebenfalls wichtige Gastronomie außen vor gelassen.
Schädliche Fleisch-Rabatte verhindern
Der WWF Österreich hat auch nachgefragt, welche Partei marktschreierische Fleisch-Rabatte verhindern will, um den Druck auf die Landwirtschaft zu verringern, eine umwelt- und tierfreundlichere Produktion zu ermöglichen und angemessene Erzeugerpreise zu fördern. GRÜNE, NEOS und JETZT fordern gemäß ihrer Antwort einen Verzicht auf schädliche Fleischrabatte. Die FPÖ hält diesen Schritt für schwer umsetzbar und will vor allem bei Lebendtiertransporten und der Kennzeichnung ansetzen. Die ÖVP gibt keine konkrete Antwort zu den Fleisch-Rabatten, sondern verweist auf die Schaffung „vergleichbarer europäischer Rahmenbedingungen“ sowie die bessere Kennzeichnung.
„Fleisch darf nicht mehr zu Fantasiepreisen verschleudert werden, damit heimische Bauern dafür einen fairen Preis bekommen. Daher sollte ein Verzicht auf schädliche Fleisch-Rabatte im Fairnesskatalog des Lebensmitteleinzelhandels verankert werden. Falls es hier keine Bewegung gibt, muss eine gesetzliche Lösung kommen“, fordert WWF-Expertin Helene Glatter-Götz und verweist auf eine laufende WWF-Petition gegen Billigfleisch (https://www.wwf.at/de/billigfleisch-stoppen).
Lebensmittelverschwendung bekämpfen
Politische Unterschiede gibt es auch beim Einsatz gegen Lebensmittelverschwendung. Allein in Österreich entstehen jährlich mehr als 577.000 Tonnen an vermeidbaren Lebensmittelabfällen entlang der Wertschöpfungskette, weshalb der WWF die Parteien gefragt hab, ob sie sich für einen „konkreten Aktionsplan mit verbindlichen Maßnahmen für jeden Sektor“ einsetzen werden. GRÜNE, NEOS und JETZT antworten mit einem klaren Ja und treten somit für entsprechende politische Maßnahmen ein. Auch die SPÖ betont, dass freiwillige Schritte nicht reichen und fordert konkret ein Wegwerfverbot von Lebensmitteln im Handel. Hingegen setzen sowohl ÖVP als auch FPÖ vor allem auf bessere Kennzeichnung und mehr Bewusstseinsbildung. „Österreich hat sich mit den UN-Nachhaltigkeitszielen dazu verpflichtet, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren, wofür freiwillige Maßnahmen allein nicht ausreichen. Daher braucht es wirksame gesetzliche Maßnahmen, die auf allen Ebenen ansetzen – von der Landwirtschaft, über die Lebensmittelindustrie bis zu den KonsumentInnen und Konsumenten“, begründet WWF-Expertin Helene Glatter-Götz die Wichtigkeit eines umfassenden Aktionsplans.
Der WWF Österreich veröffentlicht die vollständigen Antworten zum Ernährungsteil seines Parteienchecks online auf www.wwf.at/parteiencheck, damit sich alle Wahlberechtigten ihr eigenes Bild über die Ambitionen der Politik machen können.
Rückfragehinweis:
Sarah Bimingstorfer
Pressesprecherin WWF Österreich
+43 676 83488 216
E-Mail: sarah.bimingstorfer@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...