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WWF fragt nach: Alle Parteien versprechen neue Nationalparks und Wildnisgebiete in Österreich

Wien, am 24. August 2019. Die Natur hat in Österreich nur auf 1,2 Prozent der Staatsfläche absoluten Vorrang – konkret in den sechs bestehenden Nationalparks und in zwei Wildnisgebieten. Im Kampf gegen die Klimakrise und den fortschreitenden Biodiversitäts-Verlust braucht es noch wesentlich mehr, ist der WWF Österreich überzeugt. Die Umweltschutzorganisation hat daher bei der Politik nach konkreten Plänen zur Erweiterung des österreichischen Schutzgebietssystems gefragt. Das Ergebnis: ÖVP, SPÖ, FPÖ, NEOS, JETZT, GRÜNE (sowie DER WANDEL) sprechen sich allesamt für die Einrichtung neuer Nationalparks und Wildnisgebiete aus. „Räume, in denen die Natur ihre eigene, autonome Antwort auf die Klimakrise und deren Folgen finden kann, werden immer wichtiger. Der Druck auf die Natur steigt überall: Dürre, Wetterextreme, neuartige Krankheitserreger erfordern eine evolutive Anpassung von Arten und Lebensräumen – und das gelingt am besten in Gebieten, die frei sind von zusätzlichen Belastungen, etwa aus Land- und Forstwirtschaft“, sagt Wildnisexperte Bernhard Kohler vom WWF Österreich.
„Dass sich alle Parteien für eine Vergrößerung des streng geschützten Naturraums aussprechen, ist sehr erfreulich. Voraussetzung für die Ausweisung zusätzlicher Gebiete sind entsprechende Finanzmittel. Denn Großschutzgebiete werden in Österreich vernünftigerweise nur auf Basis von Vertragsnaturschutz-Lösungen errichtet und somit unter angemessener Entschädigung von Grundbesitzern und Nutzungsberechtigten. Die gesamtgesellschaftlichen Vorteile einer solchen Investition sind aber riesengroß“, so WWF-Experte Kohler. „Denn strenge Schutzgebiete sind auch einmalige Freizeit- und Erholungsräume. Wo sonst kann man heutzutage noch Stille, Abgeschiedenheit und eine weitgehende technik- und infrastrukturfreie Landschaft erleben, wenn nicht in Nationalpark- und Wildnis-Kernzonen?“
WWF schlägt neue Nationalpark-Gebiete vor
Mehr Tempo bei der Einrichtung neuer Nationalparks ist dringend notwendig: Laut der von Bund und Ländern unterschriebenen Österreichischen Biodiversitäts-Strategie 2020+ sollte künftig auf 2 Prozent der Staatsfläche eine natürliche – das heißt vom Menschen weitgehend unbeeinflusste – Entwicklung erfolgen können. Ein Ziel, das wirksam nur mit Hilfe von hochrangigen Schutzgebieten, wie Nationalparks und Wildnisgebieten zu erreichen ist. Auf die anvisierten zwei Prozent fehlen noch 67.000 Hektar. Da die erforderliche Mindestgröße von Nationalparks und Wildnisgebieten mit etwa 10.000 Hektar beziffert wird, bedarf es noch beträchtlicher Anstrengungen. Ausreichendes Potenzial dafür ist jedenfalls vorhanden: Konkret schlägt der WWF Österreich die Einbeziehung der March-Thaya Auen in den Nationalpark Donau-Auen und die längst überfällige Erweiterung des Nationalparks Kalkalpen vor. Als besonders reizvolles Nationalparkprojekt würde sich die imposante Wildflusslandschaft am Tiroler Lech eignen. Großes Potenzial speziell für Wildnisgebiete sieht der WWF nach eigenen Analysen in den Ötztaler Alpen, im Karwendel, im Toten Gebirge und im Hochschwab-Gebiet.
Wenn es um den Schutz der letzten alpinen Freiräume vor großtechnischer Erschließung geht, zeigen sich große Unterschiede zwischen den Parteien. Während SPÖ, NEOS, JETZT und GRÜNE eine solchen befürworten, legt sich die FPÖ nicht fest und plädiert für eine Beurteilung von Fall zu Fall. Laut ÖVP bedarf es „einer bewussten, regionalpolitischen Entscheidung, weitere Flächen oder neue, bisher unberührte Flächen, zu schützen.“ Folglich verweist sie auf die Bundesländer als „Ansprechpersonen“ und Verantwortliche im Naturschutz. WWF-Experte Kohler dazu: „Die rein regionale Perspektive hat uns die jetzige prekäre Situation beschert: Im scheinbar so unberührten Alpenraum sind gerade noch sieben Prozent der Fläche wirklich naturbelassen und unerschlossen. Regionale Mitsprache und Mitgestaltung sind sicherlich unverzichtbar, aber die Einrichtung von erschließungsfreien Ruhegebieten ist ein nationales Anliegen. Österreich als Tourismusland muss den besonderen Schatz unerschlossener Gebiete hüten wie seinen Augapfel. Daher wäre auch eine Mitsprache des Bundes zielführend. Eine geteilte Kompetenz von Bund und Ländern hat sich bei der Ausgestaltung der Nationalparks sehr bewährt und sollte auch bei dieser vitalen raumplanerischen Aufgabe genutzt werden.“
Der WWF Österreich hat allen relevanten wahlwerbenden Parteien die gleichen Fragen gestellt und veröffentlicht die vollständigen Antworten des Fragebogens zum Bereich Umwelt-und Naturschutz auf: www.wwf.at/parteiencheck
Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
WWF-Pressesprecher
Tel.: +43 676 834 88 308
E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
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