Reduktion der Verschwendung sollte in jedes Maßnahmenpaket gegen die hohe Teuerung integriert werden – Bundesregierung sollte Lebensmittelspenden erleichtern
WWF: Illegaler Kaviar-Handel gefährdet Donau-Störe

Wien/Sofia/Bukarest, Montag, 14. November 2011 – Der WWF warnt, dass die Störe in der Donau wegen des illegalen Handels mit Kaviar aus Bulgarien und Rumänien am Rand der Ausrottung stehen. Wie eine neue Studie enthüllt, die TRAFFIC für den WWF erstellt hat, geht der illegale Handel trotz Schutzmaßnahmen weiter und gefährdet das Überleben der seltenen Fische. Für ein Kilogramm Kaviar werden 6.000 Euro und mehr gezahlt. Der WWF fordert die bulgarische und rumänische Regierung sowie die EU auf, Kontrollen massiv zu verschärfen um den illegalen Handel zu verhindern und die Störe vor dem Aussterben zu retten.
Der Bericht von TRAFFIC (dem internationalen Artenschutzprogramm des WWF und der Weltnaturschutzunion IUCN) zeigt auf, dass die EU-Behörden insgesamt 14 Beschlagnahmungen von illegalem Kaviar mit Bezug zu Bulgarien (27,5 kg in fünf Fällen) und Rumänien (25 kg in neun Fällen) meldeten. Diese hatten zwischen 2000 und 2009 stattgefunden. Bulgarien und Rumänien selbst gaben jedoch keinerlei Aufgriffe an.
Die beiden Länder beheimaten die einzigen überlebensfähigen Vorkommen wild lebender Störe in der EU. Fünf von sechs in der Donau ursprünglich lebenden Stör-Arten sind heute vom Aussterben bedroht. Deshalb ist die Stör-Fischerei in Rumänien und Bulgarien derzeit verboten.

“Es ist sehr bedenklich, dass es weder in Bulgarien noch in Rumänien Fälle von illegalem Kaviar gab, während andere EU-Mitgliedsstaaten etliche Aufgriffe registrierten, in denen diese beiden Länder involviert waren”, sagt Studienautorin Katalin Kecse-Nagy von TRAFFIC. “Auch wenn die gemeldeten Mengen nicht sehr hoch sind, muss uns bewusst sein, dass das tatsächliche Ausmaß des illegalen Handels vermutlich deutlich größer ist und dass das ein untragbares Risiko für die höchst gefährdeten Störe darstellt,” so Kecse-Nagy weiter. Kecse-Nagy weist auch darauf hin, dass Rumänien und Bulgarien 2007 der EU beigetreten sind, sodass der illegale Handel nun innerhalb der Union stattfindet und nur schwer entdeckt und verhindert werden kann.
Aufgrund ihrer geographischen Lage stellen die beiden Länder im Südosten Europas zudem potentielle Schmugglerrouten für illegalen Kaviar vom Kaspischen Meer dar, dem weltweit bedeutendsten Herkunftsgebiet für die hochpreisige Delikatesse. Ein Fall in Deutschland bestätigt diesen Verdacht: 2009 wurde Kaviar beschlagnahmt, der als Zuchtkaviar aus Bulgarien verkauft worden war. Der Handel mit Wildkaviar ist derzeit nicht erlaubt, Bulgarien und Rumänien dürfen nur Kaviar aus Zuchtfarmen ausführen. Wissenschaftliche Untersuchungen durch Isotopenanalyse haben jedoch gezeigt, dass der geprüfte Kaviar in Wirklichkeit vom Kaspischen Meer stammte und illegal in die EU eingeführt worden war.
Der Report von WWF und TRAFFIC empfiehlt, dass in Rumänien und Bulgarien die Kapazitäten zur Überwachung des Kaviarhandels deutlich erhöht werden. Aber auch die EU trägt große Verantwortung für die Regulierung des Kaviarhandels. „Die EU-Staaten sind die größten Abnehmer für Kaviar aus Rumänien und an zweiter Stelle bei Kaviar aus Bulgarien“, betont WWF-Expertin Jutta Jahrl. “Die EU muss alle Schlupflöcher schließen damit Störe vor dem Aussterben bewahrt werden.” Problematisch ist auch mangelndes Wissen und Bewusstsein bei Händlern und Konsumenten. Sogar spezialisierte Händler wissen oft zu wenig über die vorgeschriebene Kennzeichnung von legalem Kaviar Bescheid. “Es ist entscheidend, dass Händler und Konsumenten keinen Kaviar ohne diese Kennzeichnung kaufen. Das würde eine wirkungsvolle Maßnahme gegen den illegalen Handel sein”, so Jahrl.
Der Report, „Trade in Sturgeon Caviar in Bulgaria and Romania“ wurde durch den WWF und The Mohammed bin Zayed Species Conservation Fund und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) finanziert.
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231
E-Mail: franko.petri@wwf.at.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
UN-Plastik-Verhandlungen: WWF fordert Abkommen gegen tödliche Plastikflut
UN-Plastik-Verhandlungen starten – Plastikmüll als Gefahr für Mensch und Tier – WWF-Weckruf: Tödliche Plastikflut stoppen, bevor es zu spät ist.
WWF-Erfolg: Neuer Meilenstein für Kroatiens Auen
Der erste Kilometer des Bjelobrdska Altarms bei Osijek wurde erfolgreich ausgebaggert – der Auftakt für eine Flusslandschaft, die wieder lebendiger wird. Denn die Renaturierung im 5-Länder-Biosphärenpark Mur-Drau-Donau kommt sowohl dem Auwald als auch vielen Arten zugute.
WWF-Erfolg: Rekord bei Störchen, Jubiläum bei Konik-Pferden
Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
Welterschöpfungstag am 24. Juli: WWF fordert Kurswechsel zum Schutz des Planeten
Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
Neue WWF-Studie: Ankerschäden bedrohen artenreiche Seegraswiesen im Mittelmeer
Urlaubssaison am Mittelmeer: Seegraswiesen durch ankernde Boote stark gefährdet – Wichtiger Lebensraum beheimatet über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – WWF fordert Ausweitung von Schutzzonen
Vielfalt braucht Weide: “Arten-Boom” im WWF-Auenreservat Marchegg
Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf