Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
WWF: Klimaschutz statt Katzenjammer

Wien, 29. 11. 2010 – Seit heute verhandeln die Staats- und Regierungschefs von 193 Ländern auf der 16. UN-Klimakonferenz im mexikanischen Cancún. Der WWF sieht diese Konferenz als wichtige Zwischenstation für ein globales, rechtverbindliches und faires Klimaschutzabkommen. "Nach Kopenhagen ist der Klimaprozess in eine Art Schockstarre geraten", erklärt Kathrin Hebel, Klimasprecherin des WWF Österreich. "Umso wichtiger ist es, die Verhandlungen jetzt wieder anzuschieben und Pflöcke einzuschlagen, die den Weg für die Folgekonferenz Ende 2011 ebnen." In Cancún soll demnach die Grundlage für ein Abkommen im Rahmen der COP 17 in Südafrika gelegt werden, das dann im Laufe von 2012 in Kraft treten kann. "Es muss unter allen Umständen vermieden werden, dass nach dem 2012 auslaufenden Kyoto-Protokoll ein klimapolitisches Vakuum ohne Ziele und Mechanismen entsteht", warnt Hebel.
Vor allem die EU muss dafür sorgen, dass der internationale Klimaschutz wieder in Fahrt kommt, fordert der WWF. Die europäischen Klimaschutzziele sollen bis 2020 von heute 20 Prozent auf mindestens 30 Prozent erhöht werden. Außerdem muss es gelingen, die beiden großen Treibhausgasemittenten USA und China endlich mit ins Boot zu holen. Nur wenn die Interessen der Weltgemeinschaft über die nationalen Interessen der einzelnen Länder gestellt werden, kann die globale Erwärmung bei 1,5° C gegenüber den vorindustriellen Werten gestoppt werden.

Noch nie war die Kluft zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und politischer Handlungsbereitschaft so tief wie jetzt. Die CO2-Konzentration in unserer Atmosphäre betrug Ende 2009 387 ppm (parts per million) CO2. Das sind 40 Prozent mehr, als zu Beginn der industriellen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts. Mit einer Wachstumsrate von derzeit 1,6 ppm pro Jahr steigt die Konzentration rasant an, während sich der Verhandlungsprozess im Schneckentempo bewegt. "Fast scheint es so, als liefe den Ländern nicht nur die Zeit, sondern vor allem das Klima davon", so Hebel.
Die Konferenz in Cancún bietet die Chance dafür, dass die Welt ein Zeichen setzt und Verantwortung für die Zukunft übernimmt. Vor allem in den Verhandlungen um eine Verringerung der Entwaldung und Waldzerstörung (REDD+) könnte es ein Teilabkommen geben. Die Vertragsparteien müssen sich dabei zu einem verbindlichen, globalen Ziel von einem Stopp der Entwaldung und Degradierung bis 2020 bekennen. Nur so können auch die damit verbundenen CO2-Emissionen, die heute 15 Prozent des globalen Treibhausgasausstoßes bedingen, reduziert werden.

Außerdem müssen in den Bereichen Technologietransfer von Industrie- in Entwicklungsländer und Anpassung an die Folgen des Klimawandels in den Entwicklungsländern erste Teilerfolge erreicht werden. Auch Strategien zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern und zur Minderung des weltweiten Treibhausgasausstoßes sind dringend notwendig.
Um diese Ziele zu erreichen, ist neben Engagement auch eine ausreichende Finanzierung erforderlich. "In Cancún sollte der globale Klimafonds formal eingerichtet und dafür gesorgt werden, dass Entwicklungs- und Industrieländer gleichberechtigt über die Mittelverwendung entscheiden können", erklärt Hebel vom WWF. Finanzierungsfenster für die Bereiche Emissionsminderungen, Anpassungsmaßnahmen, Vermeidung von Entwaldung sowie Technologie müssen unter diesem Fonds angegliedert werden. Es ist wichtig, dass die weitere Ausgestaltung des Klimafonds bis zur COP 17 in Südafrika abgeschlossen ist.
Um den Entwicklungsländern mit neuen zusätzlichen Finanzhilfen bei der Emissionsminderung und der Anpassung an den Klimawandel zu helfen, werden dringend innovative Finanzierungsquellen benötigt. Auch darüber sollte in Cancún diskutiert werden. Aus einem im November erschienenen Bericht der High Level Advisory Group on Climate Change Financing (AGF) geht hervor, dass die Mobilisierung zusätzlicher Mittel mit Hilfe innovativer Quellen machbar ist.
Rückfragehinweis:
Kathrin Hebel, WWF Klimasprecherin
Tel. 01/ 488 17 256, email: kathrin.hebel@wwf.at
Claudia Mohl, WWF Pressesprecherin
Tel. 01/488 17 250, email: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Welterschöpfungstag am 24. Juli: WWF fordert Kurswechsel zum Schutz des Planeten
Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
Neue WWF-Studie: Ankerschäden bedrohen artenreiche Seegraswiesen im Mittelmeer
Urlaubssaison am Mittelmeer: Seegraswiesen durch ankernde Boote stark gefährdet – Wichtiger Lebensraum beheimatet über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – WWF fordert Ausweitung von Schutzzonen
Vielfalt braucht Weide: “Arten-Boom” im WWF-Auenreservat Marchegg
Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf
Kaunertal: WWF kritisiert Ausbauprojekt als “gefährlich und naturzerstörerisch”
Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
WWF-Grillfleisch-Check: Billigfleisch-Aktionen befeuern die Naturzerstörung
Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch