Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
WWF: Kraftwerk Schwarze Sulm weder energiewirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll
![Schwarze Sulm](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/07/56efacf89c49e.jpg)
Schwanberg/Innsbruck 03.06.2016 – In kurzer Abfolge sind im Mai zwei höchstgerichtliche Urteile zum Fall des geplanten Kraftwerks an der Schwarzen Sulm ergangen. Anfang des Monats wies der Europäische Gerichtshof in Luxemburg die Klage der Kommission gegen den wasserrechtlichen Bewilligungsbescheid ab. Gestern erteilte der Verwaltungsgerichtshof der Amtsbeschwerde des Umweltministers gegen den positiven Kraftwerksbescheid eine Absage.
Für den WWF kein Grund, seinen Widerstand gegen dieses bedenkliche Kraftwerksvorhaben aufzugeben. Im Gegenteil, als Anwalt für bedrohte Arten und Lebensräume sieht der WWF es mehr denn je als seine Pflicht, darauf hinzuweisen, dass sich inhaltlich im Fall Schwarze Sulm nichts geändert hat. Unter den Fließgewässern Österreichs rangiert die Schwarze Sulm in punkto Naturbelassenheit und ökologischer Intaktheit ganz oben, das bestätigen die Ausweisung als Natura 2000-Gebiet, Naturdenkmal und nationales Flussheiligtum, letzteres übrigens ein Prädikat, dass 1998 vom Bundesministerium für Umwelt Jugend und Familie gemeinsam mit dem WWF an die besten Flussstrecken Österreichs vergeben wurde.
Das energiewirtschaftliche Gutachten der TU Graz, mit dem die Bewilligungswerber ihr ursprüngliches Ansuchen stützten, ist für den WWF nicht nachvollziehbar und wirft eine Reihe von Fragen auf.
Das fünfundsiebzig Seiten starke Gutachten setzt sich nur zu einem minimalen Anteil mit dem in Diskussion stehenden Kraftwerk auseinander, sondern beschreibt hauptsächlich das allgemein gültige energiewirtschaftliche Umfeld auf einer globalen Ebene.
Basisdaten zum konkreten Kraftwerksprojekt wie Investitionssumme und Jahresarbeitsvermögen sind inkonsistent. Aussagen, die für eine Bewertung der energie- u. wasserwirtschaftlichen Aspekte „Versorgungssicherheit“ und „effiziente Nutzung der Gewässerstrecke“ erforderlich wären, fehlen.
Die spezifischen Stromerzeugungskosten des Kraftwerks lagen schon zum Zeitpunkt des Gutachtens deutlich über dem herrschenden Strompreisniveau, es konnte also auch zum Stand 2007 nicht von einem sehr guten Projekt hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit gesprochen werden.
„Es bleibt insgesamt rätselhaft, wie der damalige Landeshauptmann Franz Voves anhand des vorliegenden Gutachtens zu der Feststellung kommen konnte, dass das Kleinwasserkraftprojekt an der Schwarzen Sulm von übergeordnetem öffentlichen Interesse und für die nachhaltige Entwicklung (der Region) von großer Bedeutung sei“ meint Gebhard Tschavoll, Flussexperte vom WWF.
Gemessen am heutigen Stand liegen die Stromgestehungskosten viermal höher als das aktuelle Strompreisniveau am Markt. Eine Würdigung möglicher Alternativen zur Energieerzeugung, sei es Wind, Photovoltaik oder auch die Erhöhung der Leistung bestehender Wasserkraftwerke im Umfeld, wurde in dem Gutachten nicht in Betracht gezogen.
Detail am Rande: das Kleinkraftwerksprojekt Schwarze Sulm mit seinen massiven Natureigriffen soll auch noch mit 3 Millionen Euro aus der Ökostrom-Förderung „belohnt“ werden. Maßgeblich dabei ist die anstehende Entscheidung des Energiebeirats des Wirtschaftsministers.
„Wenn die Steiermark den Klimawandel mit dem Kraftwerk Schwarze Sulm bekämpfen möchte, ist das ein Armutszeugnis für seine Klimapolitik“, meint Tschavoll abschließend.
Rückfragehinweis:
Theresa Gral, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-216, E-Mail: theresa.gral@wwf.at
Gebhard Tschavoll, WWF-Flussexperte, Tel. 01/488 17 -303, E-Mail: gebhard.tschavoll@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...