In Bolivien wurde ein wichtiges Ökosystem offiziell unter Schutz gestellt: Monte Carmelo. Das neue Schutzgebiet schließt eine wichtige Lücke im südamerikanischen Naturschutz – und sichert den Lebensraum des Jaguars.
WWF kritisiert Ablehnung der Beschwerde wegen illegalem Holzhandel
Presseaussendung WWF
Wien, 4. Februar 2016 – Der WWF hatte im Oktober 2015 beim österreichischen Bundesamt für Wald (BfW), das dem Ministerium für ein Lebenswertes Österreich von Bundesminister Andrä Rupprechter untersteht, eine Beschwerde gegen den österreichischen Holzkonzern Schweighofer wegen Verdacht auf Verstoß gegen die europäische Holzhandelsverordnung (EUTR) eingelegt. Diese Beschwerde wurde zwei Monate nach Einreichung wegen angeblicher Unzuständigkeit abgelehnt. Auslöser für die Beschwerde waren Informationen der rumänischen NGO Agent Green, ein umfassenden Bericht der US-amerikanischen Organisation Environmental Investigation Agency (EIA) sowie eigene Recherchen des WWF. Nach Ansicht des WWF ist die Ablehnung des BfW, die Beschwerde zu bearbeiten, nicht zulässig. Der WWF sieht gemäß der EUTR die Behörden in der Pflicht bei Unzuständigkeit selbständig mit ausländischen Behörden und der Europäischen Kommission Kontakt aufzunehmen und diese Aufgabe nicht an die Zivilgesellschaft abzuschieben. Der WWF wird nun die Beschwerde gegen Holzindustrie Schweighofer bei der zuständigen Behörde in Rumänien einbringen.
Der WWF kritisiert die Untätigkeit in Österreich und die zweifelhaften Diskussionen um Kompetenzzuständigkeiten. Im Gegensatz dazu sind die Behörden in Rumänien intensiv mit dem Thema befasst. Einerseits ist der Ermittlungsprozess der rumänischen Staatsanwaltschaft gegen Holzindustrie Schweighofer noch immer nicht abgeschlossen und andererseits wurden gemäß eines EU-Dokuments mittlerweile 9.000 Kubikmeter Holz aus den Beständen Schweighofers beschlagnahmt. Weiter spricht der EU-Bericht von einer Strafe in Höhe von 45.000 Euro.
Die neue Regierung in Rumänien geht außerdem nun strikter gegen den illegalen Holzhandel vor. Im neuen Staatssicherheitsgesetz, das am 17. Jänner 2016 in Kraft trat, wurde illegaler Holzhandel und die Abholzung von Rumäniens Wäldern als nationales Sicherheitsproblem eingestuft und damit z.B. mit Terrorismus gleichgesetzt. Rumänien startete nach eigenen Angaben inzwischen umfassende und zahlreiche Prüfungen. In Rumäniens Naturwäldern wurden in den letzten 20 Jahren 80 Millionen Kubikmeter Holz im Wert von fünf Milliarden Euro illegal geschlägert.
Nach Abweisung der WWF-Beschwerde wird der WWF nun die EUTR-Beschwerde in Rumänien neu einbringen. Weiters wird die Abweisung der Beschwerde durch die österreichischen Behörden mit der EU-Kommission diskutiert werden. „Wir wissen noch nicht warum, aber trotz erdrückender Indizien fühlt sich von offizieller Seite anscheinend niemand zuständig den Fall zu untersuchen. Es kann aber nicht sein, dass Rumäniens letzte Naturwälder wegen Gesetzeslücken oder angeblich formellen Gründen der Vernichtung preisgegeben und in Form von Pellets in Rauch aufgehen“, so der WWF-Waldexperte Johannes Zahnen.
Als kritisch sieht der WWF an, dass über Jahre potenziell illegal geschlägertes Holz aus Rumänien und anderen Ländern nach Österreich und andere EU-Länder importiert wurde. Als problematisch bewertet der WWF auch, dass Behörden in ganz Europa über Zuständigkeiten, zwischenstaatliche Datenbereitstellungen oder verschiedenen Kontrollsystemen diskutieren statt effektive Maßnahmen zu treffen, diese illegalen Warenströme zu stoppen. Angesichts der internationalen Dimension des illegalen Holzhandels wird in der EUTR an mehreren Stellen (u.a. Artikel 12) eindeutig festgehalten, dass die zuständigen Behörden der einzelnen Länder mit Verwaltungsbehörden von Drittländern und der EU-Kommission zusammenarbeiten sollen. Nach Meinung des WWF wäre das BfW bzw. das Bundesministerium verpflichtet gewesen sowohl die rumänische Behörde als auch die EU-Kommission zu kontaktieren. Dies scheint nicht erfolgt zu sein. Die Behörde hat lediglich ihre juristische Zuständigkeit überprüft.
Die EUTR unterscheidet zwar grundsätzlich verschiedene Rollen und Verantwortungsbereiche von Unternehmen im Holzhandel. Die Richtlinie hat aber eindeutig das Hauptziel den Handel mit illegalem Holz zu stoppen. Trotz der Firmenstruktur von Schweighofer als österreichischem Mutterkonzern, rumänischen Tochterfirmen und zahlreichen Holz-Zulieferern, muss die EUTR bei derartigen Vorwürfen in Kooperation aller beteiligten Behörden zur Anwendung kommen und das Problem untersuchen. Sonst wäre die Richtlinie nicht in der Lage das in ihr festgeschriebene Ziel – den Stopp des illegalen Holzhandels – zu erreichen.
Rückfragehinweis:
Franko Petri, Leiter Medien und Kampagnen WWF, Tel. 01-48817-231; E-Mail: franko.petri@wwf.at,
Johannes Zahnen, Waldexperte WWF Deutschland, Tel. +49-151-18854952, E-Mail: johannes.zahnen@wwf.de.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Bodenversiegelung statt Klimaschutz: WWF kritisiert Hanke-Kurs in der Verkehrspolitik
Verkehrsminister ignoriert massive Umweltfolgen der geplanten Schnellstraßen-Projekte – Insbesondere Lobau-Autobahn ist gefährlicher Irrweg
COP30: WWF fordert Klima- und Naturschutz-Offensive
Zehn Jahre nach Paris muss Politik endlich liefern – Weltweiter Kraftakt notwendig, um 1,5-Grad-Ziel doch noch zu schaffen
WWF-Erfolg: Scheue Pallaskatze im indischen Himalaja entdeckt
Im indischen Hochgebirge ist WWF-Forscher:innen eine spektakuläre Entdeckung gelungen: Erstmals konnten sie dort die scheue Pallaskatze fotografieren. Außerdem verzeichneten sie neue Rekorde zu Wildkatzen in dem Gebiet.
WWF: Neues EU-Klimaziel 2040 wird durch Tricks und Klauseln ausgehöhlt
Umweltorganisation kritisiert „faulen Kompromiss“ der Politik – Wirksamer Klima- und Naturschutz in Europa anstelle teurer Schlupflöcher und Scheinlösungen
Neuer Report: WWF alarmiert über illegalen Handel mit asiatischen Großkatzen
Zunehmender Handel mit geschützten Arten im Internet – WWF warnt vor kriminellen Verflechtungen bis nach Europa und fordert bessere internationale Zusammenarbeit
WWF entdeckt extrem scheue Pallaskatze auf fast 5.000 Metern Höhe
Spektakuläre Entdeckung: WWF fotografiert erstmals eine Pallaskatze im indischen Hochgebirge – Neue Rekorde zu weiteren Wildkatzen in der Region – Besserer Schutz der Artenvielfalt des Himalajas gefordert
WWF-Studie: 190 Hektar neue Moorflächen in Österreichs Alpenraum bestätigt
Rund 90 Prozent der neu bestätigten Moore in keinem guten Zustand – WWF fordert Analyse weiterer Potenzialflächen und Moor-Renaturierung
WWF-Erfolg: Neuer Laichplatz für Fische an Tiroler Fluss
Im Rahmen des Projektes INNsieme connect wurden wichtige Kieslebensräume am Schlitterer Gießen wiederhergestellt. Mit vollem Erfolg: Die erste Bachforelle nahm den neuen Laichplatz sofort an.












