Neu renoviertes Brutfloß als geschützter Nistplatz für die bedrohten Zugvögel – WWF fordert Schutzgebiete und Renaturierung an der March
WWF kritisiert Beschwichtigungsversuche der TIWAG: Mehrheit der Kraftwerke verfehlen Mindeststandards

Innsbruck, 5. Februar 2020. Laut aktuellen Daten des Umweltministeriums verfehlen 79 Prozent der Wasserkraftwerke in Österreich die ökologischen Mindeststandards: Die vorgeschriebenen Restwassermengen sind zu gering, Fischaufstiegshilfen mangelhaft und die Schwallbelastung viel zu hoch. Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich kritisiert die jüngsten Beschwichtigungsversuche von Land Tirol und Energiekonzern TIWAG scharf. „Die EU-Wasserrahmenrichtlinie ist seit 20 Jahren in Kraft. Politik und Wirtschaft müssen endlich für eine konsequente Umsetzung der Wasserschutzgesetze sorgen, anstatt diese immer wieder hinauszuzögern“, so Bettina Urbanek, Gewässerschutz-Expertin vom WWF Österreich. „Im Kampf für den Erhalt der Artenvielfalt in unseren Flüssen spielt die Sanierung des Schwalls eine essentielle Rolle. Anstatt Ausgleichsbecken in die Landschaft zu betonieren, braucht es eine Anpassung im Betrieb der Kraftwerke, vor allem, wenn die Fische klein sind. Durch diese sogenannten Larvenfenster bekommen Fische eine Belastungspause und damit eine Überlebenschance. Zusätzlich müssen unsere Flüsse vor weiterer Verbauung geschützt werden.“
Die jüngsten Untersuchungen des Tiroler Fischereiverbands zum Fischsterben in den Tiroler Flüssen und Bächen sind für den WWF Österreich ein weiterer Beleg für die drastischen Versäumnisse im Artenschutz. „Süßwasserökosysteme sind österreichweit die am stärksten vom Artenschwund betroffenen Lebensräume. Anstatt immer neuer Beschwichtigungen und Aufschübe brauchen wir endlich einen effektiven Maßnahmenplan gegen den erschreckend rapiden Verlust unserer Biodiversität“, so Bettina Urbanek.
Erst im vergangenen November hat ein WWF-Bericht gezeigt, dass über 90 Prozent von 62 bewerten Süßwasserarten keinen günstigen Erhaltungszustand aufweisen. Um dem Artensterben in Österreichs Gewässern auf den Grund zu gehen, hat der WWF mehr als 500 Datensätze offizieller Berichte der Bundesländer an die Europäische Kommission ausgewertet. Vor dem Hintergrund, dass Österreichs Wirbeltierbestände laut Berechnungen der Universität für Bodenkultur in den vergangenen 30 Jahren um durchschnittlich 70 Prozent eingebrochen sind, ist daher auch die Zukunftsperspektive für in oder am Wasser lebende Tiere düster. Lebensraumzerstörung und Verschmutzung gelten als Hauptursachen für das Artensterben in Österreichs Flüssen und Seen.
Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
WWF-Pressesprecher
Tel. 0676 83488 308
E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Bettina Urbanek
Gewässerschutz-Expertin WWF Österreich
Tel. 01/48817-275
E-Mail: bettina.urbanek@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Altes Brutfloß, neue Hoffnung für die Flussseeschwalbe
Ein in die Jahre gekommenes Brutfloß in der Nähe des WWF-Auenreservats Marchegg in Zwerndorf wurde erfolgreich renoviert! Eine wichtige Maßnahme, um das Überleben der bedrohten Flussseeschwalben in Niederösterreich zu sichern.
Neuer RH-Bericht: WWF fordert verbindliche Obergrenze für Bodenverbrauch
Rechnungshof-Bericht fordert mehr Verbindlichkeit beim Bodenschutz – WWF sieht sich in Forderungen bestätigt und kritisiert “zahnlose Bodenpolitik”
Naturgefahren: WWF fordert Sicherheitsprüfung für Kraftwerk Kaunertal
Österreichische Staubeckenkommission soll Ausbauprojekt auf aktuelles Risiko für Naturgefahren überprüfen – Bisheriges Gutachten veraltet und lückenhaft
WWF-Erfolg: Weniger gewilderte Nashörner in Südafrika
Neue Zahlen aus Südafrika machen Hoffnung für den Nashorn-Schutz: Im Naturreservat Hluhluwe-iMfolozi ging die Wilderei um fast 70% zurück. Grund dafür war eine Enthornungs-Aktion – ein drastischer Schritt für den Schutz der Tiere, der aber leider kein Allheilmittel ist.
VCÖ und WWF: Mehr als 17.000 Hasen pro Jahr Opfer des Straßenverkehrs
Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert “Feldzug gegen den Artenschutz”
EU-Botschafter:innen stimmen für die Abschwächung des Wolf-Schutzstatus – Naturschutzorganisation fordert Rückkehr zu wissenschaftlich gedeckten Lösungen
WWF-Erfolg: Kleiner Leopard in Armenien geboren
Persische Leoparden sind extrem selten. Umso erfreulicher: Erstmals wurde in Armenien die Geburt eines Leoparden offiziell registriert. Ein Erfolg, der auf jahrzehntelangen Schutzbemühungen basiert.
Neuer WWF-Bericht: Biber als Schlüsselart in Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: Heimischer Nager bringt hohen Nutzen für Biodiversität und Anpassung an Extremwetter – WWF fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur