Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
WWF kritisiert neues Tiroler Seilbahn-Programm

Innsbruck, 3. Dezember 2018. Der WWF Österreich kritisiert die mehrjährige Verlängerung des umstrittenen Tiroler Seilbahn- und Schigebietsprogramms (TSSP). „Damit drückt sich die schwarz-grüne Landesregierung vor einer echten Neuverhandlung ihres in der Begutachtung glatt durchgefallenen Entwurfs. Stattdessen wird jetzt das alte Programm aufgeweicht, um weitere Ausbaupläne leichter durchboxen zu können. Das ist der falsche Weg“, sagt WWF-Experte Josef Schrank. “Die Landesregierung hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Unsere Berge sind eine endliche Ressource, deshalb wünschen sich die Menschen ein Ende des Ausbauwahns. Tirol muss seine letzten intakten Alpenflächen schützen und für den nachhaltigen, sanften Tourismus erhalten anstatt sie einem schrankenlosen Ausbau zu opfern.“
Im jetzt verlängerten TSSP aus dem Jahr 2011 waren die Ausbaumöglichkeiten zwar weniger weitreichend als im durchgefallenen Entwurf vom Herbst 2018. Aber auch in diesem Programm wurden gigantische Zusammenschluss-Pläne wie Pitztal-Ötztal oder St. Anton-Kappl grundsätzlich ermöglicht. Jetzige Neuerungen wie neue Seilbahnverbindungen vom Tal ohne zusätzliche Abfahrt stellen auch keine Lösung für die Verkehrsprobleme dar, sondern verlagern diese nur. Gemäß bisher vorliegenden Informationen wäre auch eine nachträgliche Errichtung von Talabfahrten grundsätzlich weiter möglich.
Die kürzlich erfolgte Ablehnung des Ausbauprojekts St. Anton-Kappl durch das Bundesverwaltungsgericht sollte der Politik klar machen, dass die Zeit des schrankenlosen Ausbaues vorbei ist. „Das Gericht hat den gesetzlich verankerten Schutz der Natur und des Landschaftsbildes ernst genommen. Umso bedenklicher ist die vorherige Genehmigung durch die zuständige Naturschutzreferentin des Landes“, so Schrank.
Schon jetzt gibt es in Tirol 93 Schigebiete, über 1.000 Liftanlagen, 3.500 Pistenkilometer, fast 5.000 Hektar technisch beschneite Fläche, 125 Speicherteiche, 18,5 Millionen Kubikmeter genehmigte Wasserentnahme zur Beschneiung. „Daher braucht es mehr denn je verbindliche Endausbaugrenzen. Alles andere bedeutet auf lange Sicht zu viel Naturbelastung, gerade vor dem Hintergrund, dass in den vergangenen fünf Jahren 99 Prozent aller Bescheide zum Bau von Schigebietsinfrastruktur genehmigt wurden“, sagt Schrank unter Verweis auf Angaben der Umweltanwaltschaft.
„Inmitten der Klimaerwärmung weiter auf die unsichere Karte Schitourismus setzen und etliche ökologische Krisen riskieren – das ist der falsche Weg. Um die Seele der Alpen zu schützen, braucht es ein umfangreiches Aktionsprogramm, das eine nachhaltige Raumentwicklung für Mensch und Natur gewährleistet“, bekräftigt WWF-Experte Schrank.
Rückfragehinweis:
Gerhard Auer, WWF-Pressesprecher, Tel. +43 676 83488 231, Email: gerhard.auer@wwf.at
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