Tiwag bestätigt, dass Bildung von Gletscherseen bisher “kein Thema” war – Risiko für Flutwelle wird ignoriert – WWF: “Mattle muss die Reißleine ziehen”
WWF: Lechtal ist Sündenfall der Tiroler Naturschutzpolitik

Innsbruck, am 30. September 2009 – Der WWF bekräftigt seine Kritik am Ausbau des umstrittenen Kraftwerkes Spullersee. Durch die Nutzung der Zuflüsse des Lech, und die Umleitung ihrer Wasser in den Kraftwerksstausee, kommt es zu einer inakzeptablen Beeinträchtigung des unter Natura 2000 – Schutz stehenden Wildflussgebietes Lech. „Dieser Tabubruch, den Lech und seine Zuflüsse für den Kraftwerksbau freizugeben, stellt für uns einen bislang unvorstellbaren Kniefall vor der Kraftwerkslobby dar. Die Zerstörung des letzten Wildflusses der Nordalpen mit Klimaschutz zu rechtfertigen ist eine naturschutzpolitische Entgleisung“, so Nicole Schreyer vom WWF Alpenprogramm empört.
Der WWF wird noch heute die EU-Kommission sowie alle nationalen und internationalen Naturschutzverbände über die Vorgänge am Lech informieren. In einem verordneten Schutzgebiet, in dem das Schutzgut das Flussökosystem selbst ist, darf der Wasserhaushalt nicht durch Kraftwerke verändert werden, stellt der WWF klar.
Die Parteikollegin von Landesrat Gschwentner, die damalige Naturschutzlandesrätin Christa Gangl, hat im Jahr 1999 in einer richtungsweisenden Entscheidung den Tiroler Energieversorgern die Zerstörung des Tiroler Lech durch das Kraftwerk Streimbach verwehrt. „Nun wird für einen privaten Energieversorger in Vorarlberg möglich gemacht, was den Tirolern untersagt wurde“, erklärt Schreyer. Obwohl auch diesmal das naturschutzfachliche Gutachten ablehnend war, wurde dennoch genehmigt. „Mit haarsträubenden Argumentationen unter dem Deckmantel des Klimaschutzes werden Tirol bedeutendste Naturschätze preisgegeben. Von einem Naturschutzlandesrat erwarten wir uns, dass er die Interessen des Naturschutzes vertritt, statt vor der Kraftwerkslobby in die Knie zu gehen“, kritisiert sie.
Der von der ÖBB Bau AG geplante Ausbau des Wasserkraftwerks Spullersee, wirkt sich negativ auf die beiden Natura 2000-Gebiete Tiroler Lech und die europaweit bedeutenden Bergwälder des Vorarlberger Klostertales aus. Gemäß den EU-Naturschutzrichtlinien ist in Natura 2000-Gebieten jegliche Verschlechterung ihrer Schutzgüter verboten.
Im Rahmen eines ambitionierten EU-LIFE-Projekts wurden bislang 7,8 Millionen Euro in groß angelegte Renaturierungsmaßnahmen und Artenschutzprogramme des Tiroler Lech investiert. „Es ist einfach grotesk, den Lech unten im Tal um viel Geld zu sanieren, und oben an seinen Wurzeln zu kastrieren“, betont Schreyer.
Die einzigartige Natur des Lechtales ist das größte Kapital der Region. Durch Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Naturpark Lech hat sich die gesamte Region in den vergangenen Jahren positiv entwickelt. Alle diese Anstrengungen würden durch Projekte wie das KW Spullersee mit einem Schlag in Frage gestellt, so der WWF.
Der WWF fordert einen Stopp aller Kraftwerkspläne im gesamten Einzugsgebiet des Lech und einen dauerhaften und effizienten Schutz des letzten Wildflusssystems der Nordalpen.
Petition für den Österreich weiten Schutz der letzten Flüsse und Bäche auf: www.fluesse-voller-leben.at/petition
Rückfragehinweis und Fotos:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817250
Nicole Schreyer, WWF-Alpenprogramm, Tel. 0512/573534
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