Umweltorganisation warnt vor Retro-Kurs und empfiehlt Reformen: Energiesparen, Gebäude sanieren, umweltschädliche Subventionen abbauen, Bodenschutz-Vertrag beschließen
WWF Österreich fordert Schutzschild für Umwelt und Natur: Bis zu eine Million Tier- und Pflanzenarten drohen auszusterben
Wien, Paris 6. Mai 2019 – Die siebte Vollversammlung des Weltbiodiversitätsrats IPBES endete heute in Paris mit der Verabschiedung eines dramatischen Berichts zum ökologischen Zustand der Erde. Dem IPBES-Bericht zufolge ist das sechste große Massenaussterben weltweit bereits im Gange; in einer Geschwindigkeit die zehn- bis hundertmal höher ist als im Durchschnitt der vergangenen zehn Millionen Jahre. Die Hälfte aller Ökosysteme ist bereits schwer beschädigt. Daher unterstützt der WWF Österreich die umfassenden Forderungen des UN-Berichts nach einem radikalen Wandel des Wirtschaftens und Konsumverhaltens, der Nahrungsmittelproduktion und des weltweiten Handels.
Hanna Simons, Leiterin Natur- und Umweltschutz beim WWF Österreich, bewertet den IPBES-Bericht als alarmierenden Weckruf an Politik und Wirtschaft: „Wir müssen schleunigst beginnen, den Umweltschutz zu verbessern und in den natürlichen Grenzen der Erde zu wirtschaften. Denn die Folgen der menschlichen Übernutzung zeigen sich deutlicher denn je: im Schwinden der Walder, an ausgelaugten Böden, leergefischten Meeren und im dramatischen CO2-Anstieg. Die Klimakrise und die Zerstörung der Natur und der Artenvielfalt gehen Hand in Hand“, warnt Simons. „Einerseits muss die Politik deutlich mehr für Klimaschutz und Energiesparen tun, andererseits auch unsere Natur besser schützen. Denn intakte Ökosysteme und biologische Vielfalt zählen zu den besten Versicherungen gegen die Klimakrise.“
Auch in Österreich schreitet der Raubbau an der Natur voran, wie der jüngste Living Planet Report des WWF belegt hat. In den vergangenen 30 Jahren sind die untersuchten Wirbeltierbestände im Schnitt um 70 Prozent zurückgegangen, immer mehr Wildtieren fehlen die notwendigen Lebensräume. Dennoch rühmt sich das offizielle Österreich weiterhin gerne als ‚Umweltmusterland‘ und behandelt den Naturschutz großteils stiefmütterlich. „Von Regierungspolitikern wird nimmermüde das Narrativ des alternativlosen Wachstums bedient und soll der Wirtschaftsstandort sogar als Staatsziel in die Verfassung. Dabei liegt längst auf der Hand, dass die fortlaufende Naturzerstörung nicht nur das Artensterben beschleunigt, sondern auch desaströse Folgen für uns alle hat – man denke nur an die Folgen für die Nahrungsmittelerzeugung“, so Simons.
Schutzschild für Flüsse und Natur
Der WWF Österreich fordert daher einen konkreten und ausreichend dotierten politischen Aktionsplan für mehr Arten- und Naturschutz. Bundesregierung und Länder sind gefordert, Österreichs internationale Verpflichtungen nicht nur engagierter umzusetzen und endlich einzuhalten, sondern sogar zu übertreffen. Dafür braucht es beispielsweise ein Schutzschild für bedrohte heimische Flüsse, ein bundesweit einheitliches Monitoring von Lebensräumen und Arten, sowie die umfassende Finanzierung von Forschung im angewandten Naturschutz, um Wissenslücken zu schließen. Insbesondere die Landnutzung muss auf allen Ebenen nachhaltiger werden.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl
WWF-Pressesprecherin
Tel. 01/48817-250
E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
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