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WWF Österreich: Kärnten hält sich nicht an Österreichischen Wolfsmanagementplan
Wien, am 8. April 2019 – Anlässlich der Debatte um einen Wolf, der mehrmals im Gailtal gesichtet, gefilmt und fotografiert wurde, fordert der WWF Österreich die Kärntner Landesregierung zur Verbesserung ihres Wolfsmanagements auf. „Die Kärntner Politik setzt derzeit falsche Schwerpunkte. So konzentriert man sich alleine auf die Vergrämung dieses Wolfs. Ohne vorherige Besenderung und die Einbindung von dafür ausgebildeten Personen widerspricht dies jedoch sowohl dem österreichischen Managementplan als auch der gängigen internationalen Praxis“, analysiert WWF-Wolfsexperte Christian Pichler. Auch andere Empfehlungen des breit abgestimmten Managementplans werden derzeit ignoriert. So bräuchte es mehr sachliche Information und Aufklärung über die Rückkehr des Wolfs, über sein Verhalten und über Möglichkeiten zur Schadensprävention, sowie finanzielle Mittel für Herdenschutzmaßnahmen. „Kärntens Landwirte und Weidetierhalter müssen auf allen Ebenen stärker unterstützt werden“, betont Pichler.
Fakt ist: selbst wenn ein junger, unerfahrener Wolf besonders neugierig sein sollte, wäre eine Vergrämung als einmalige Maßnahme durch Personen, die dafür nicht geschult sind – wie in Kärnten vorgesehen – nicht erfolgversprechend und auch tierschutzrechtlich fragwürdig. Um eine Verhaltensänderung zu erzielen, muss ein Wolf innerhalb weniger Wochen mehrmals gezielt aufgesucht und konsequent vergrämt werden. Ohne Besenderung ist dies nicht möglich. Außerdem gibt es in Österreich derzeit keine erfahrenen Experten, die schon mehrmals eine fachgerechte Vergrämung durchgeführt haben. Diese müssten daher aus dem Ausland hinzugezogen werden.
Da sich der Wolf – allein schon aus topographischen Gründen – früher oder später auch in Kärnten ansiedeln wird, muss konsequenter und vor allem fachgerechter Herdenschutz im Fokus der Bemühungen stehen. Herdenschutz gehört in allen Ländern in denen Wölfe leben, zur gängigen Praxis und spielt auch im österreichweiten Wolfsmanagementplan eine zentrale Rolle. „Hier muss die Kärntner Landesregierung nachziehen und deutlich bessere Unterstützungsangebote für die Landwirte bereitstellen. Jeder Hof ist anders, weshalb Herdenschutz bestmöglich an die jeweilige Situation vor Ort angepasst werden sollte, damit er gut funktioniert“, sagt WWF-Experte Pichler.
„Für Almen und Gemeinschaftsweiden ist seit Jahresbeginn vorbeugender Herdenschutz inklusive Zäunen, Hunden, Zusatzaufwand und Erhaltungsmaßnahmen zu 100 Prozent förderfähig. Dies wird auch von der EU-Kommission ausdrücklich unterstützt“, unterstreicht Pichler. Das Bundesland Salzburg geht mit hier gutem Beispiel voran: Dort stehen den Landwirten eine informative Website und ein Wolfsbeauftragter ebenso zur Verfügung wie finanzielle Mittel für die Anschaffung von Elektro-Netzzäunen. Außerdem soll eine Schafhirten-Ausbildung angeboten werden. „Solche Maßnahmen zum Wohle eines möglichst konfliktarmen Miteinanders zwischen Mensch und Wolf müssten in allen Bundesländern umgesetzt werden“, bekräftigt WWF-Experte Christian Pichler.
Eine ausführliche Fach-Stellungnahme des WWF Österreich zu den geplanten Vergrämungsmaßnahmen in Kärnten ist online unter www.wwf.at/presse abrufbar.
Im Rahmen des LIFE-Projektes EuroLargeCarnivores haben sich 16 WWF-Landesbüros sowie vier Partnerorganisationen zum Ziel gesetzt, die Koexistenz mit großen Beutegreifern in Europa durch Kommunikation, grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Wissensaustausch zu verbessern.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl
WWF-Pressesprecherin
Tel. 0676/83488203
E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Christian Pichler
WWF-Wolfsexperte
Tel. 01/48817-279
E-Mail: christian.pichler@wwf.at
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