Umweltschutzorganisation fordert grundlegendes Umdenken von der Politik – Neue Bundesregierung muss “Grünes Sicherheitsnetz” für krisenfestes Österreich umsetzen
WWF Österreich: Salzburger Wolfsmanagement mit Licht und Schatten
Naturschutzorganisation anerkennt Fortschritte, kritisiert aber mögliche Abschuss-Willkür – WWF pocht auf Einhaltung bestehender Gesetze –
EU-Recht sieht gelindestes Mittel vor und stellt Herdenschutz ins Zentrum
Wien, Salzburg, 19. Februar 2019 – Der neue Salzburger Wolfsmanagementplan ist ein umfangreiches Regelwerk für ein möglichst konfliktfreies Nebeneinander von Menschen und Wölfen. Die Naturschutzorganisation WWF Österreich wurde von der Landespolitik beratend beigezogen und bewertet das Ergebnis trotz einiger Defizite als Schritt in die richtige Richtung. Der Plan enthält mehrere WWF-Vorschläge, anerkennt die zentrale Rolle von Herdenschutz und sieht den Wolf als „Schlüsselart“, die sich unter anderem positiv auf die Reduzierung der Wildschäden auswirken könne. Negativ ist jedoch, dass das Dokument auch Abschussempfehlungen auf Basis willkürlich gewählter Risszahlen vorsieht.
„Wolfsabschüsse nach einer willkürlich gewählten Anzahl von Nutztierrissen festzulegen, widerspricht dem EU-Naturschutzrecht und macht auch fachlich keinen Sinn. Damit ist langfristig keinem Landwirt geholfen, da die Problematik mit dem nächsten durchziehenden Wolf von vorne beginnen würde. Am Herdenschutz führt kein Weg vorbei“, stellt Christian Pichler, Wolfsexperte beim WWF Österreich klar.
Die Naturschutzorganisation fordert daher, eine Änderung dieses Passus im Managementplan vorzunehmen, wie dies der WWF auch bereits in seiner Stellungnahme zum Entwurf des Managementplans angemerkt hat. Bei streng geschützten Arten wie dem Wolf ist jeweils im Einzelfall zu prüfen, ob nicht gelindere Mittel als ein Abschuss zum Ziel führen. Die gezielte Förderung eines fachgerechten Herdenschutzes durch die Politik hat klar Priorität gegenüber Abschüssen. Sollte der umstrittene Passus zur Anwendung kommen, behält sich der WWF Österreich weitere Schritte gegen einen entsprechenden Bescheid vor. Für andere Länder taugt diese Regelung jedenfalls nicht als Vorbild.
Die endgültige Bewertung des Salzburger Managementplans hängt von einer vernünftigen Umsetzung in der Praxis ab. „Der Wolf eignet sich nicht als Wahlkampfthema. Daher muss die Politik sachlich informieren, die richtigen Schutzmaßnahmen durchführen und die betroffenen Weidetierhalter umfassend fördern. Die Sorgen der Menschen müssen hier absolut ernst genommen werden“, sagt Pichler und verweist auf neue Fördermöglichkeiten. Laut Angaben der EU-Kommission stehen im nächsten Finanzrahmen Fördertöpfe in Millionenhöhe für den Natur-und Artenschutz bereit. „Jetzt sind die Bundesländer gefordert, diese Mittel auch für Herdenschutzmaßnahmen abzurufen. Andere EU-Staaten sind hier aktiver und erfolgreicher als Österreich“, so WWF-Experte Pichler.
Fachgerechten Herdenschutz gut vorbereiten
„Richtig angewendeter Herdenschutz sorgt dafür, dass Wölfe von Beginn an Weidetiere meiden und Wildtiere erbeuten, weil sie sonst einen Stromschlag bekommen oder sie ein Herdenschutzhund vertreibt. In diesem Sinne muss auch mit der im Managementplan festgeschriebenen Zucht und Ausbildung von Herdenschutzhunden rasch begonnen werden. Dazu gehört auch die Suche nach geeigneten Hirten, um diesen traditionellen Beruf wiederzubeleben“, sagt Pichler. Erfahrungen aus Nachbarstaaten haben gezeigt, dass erfolgversprechende Lösungen auch entsprechende Investitionen und gute Rahmenbedingungen erfordern. Schließlich geht es nicht nur um die relativ niedrigen Anschaffungskosten für die Zaunnetze, sondern vor allem auch um gute Beratung der Landwirte für die fachgerechte Anwendung von Herdenschutz. Darüber hinaus braucht es unbürokratische und ausreichend dotierte Entschädigungslösungen.
Rückfragen:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
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