Rechnungshof-Bericht zeigt große Defizite und massiven Handlungsbedarf – WWF fordert rasche Umsetzung aller Empfehlungen und Maßnahmen gegen Flächenfraß – Zuständiger Landesrat Achleitner gefordert
WWF: Österreichs Flüsse bedroht wie nie zuvor

Wien, am 11. Mai 2012 –In einem kürzlich präsentierten Aktionsplan listet der Verband „Oesterreichs Energie“ 53 Kraftwerksneu- und Ausbauten auf, die bis 2020 errichtet werden sollen, um jährlich 3,5 Milliarden Kilowattstunden Strom zusätzlich zu erzeugen. Der WWF hat diese 53 plus weitere Kraftwerksprojekte, die der Aktionsplan verschweigt, einem Reality-Check unterzogen. Das Ergebnis: Jedes zweite der 67 vom WWF geprüften Kraftwerksprojekte widerspricht den ökologischen Kriterien des „Wasserkataloges“ des Umweltministers; jedes dritte Projekt widerspricht sogar dem Wasserrechtsgesetz. „Das ist der größte Anschlag gegen Österreichs Flussnatur seit vielen Jahrzehnten“, ist Christoph Walder vom WWF entsetzt und fordert einmal mehr Tabuzonen für Kraftwerke an den letzten intakten Wildflüssen. Die Umweltorganisation wird dieser Tage die Oberste Wasserrechtsbehörde Österreichs und die Europäische Kommission über die rechtlich bedenklichen Kraftwerksvorhaben der E-Wirtschaft informieren.
Die aktuelle WWF-Bewertung zeigt die ökologisch verheerendsten Kraftwerksprojekte an Österreichs Flüssen in drei Kategorien:
Wasserkraftprojekte, die den Kriterien des Umweltministers widersprechen
(fallen im Fachbereich Ökologie des Kriterienkataloges Wasserkraft durch – betrifft 50 % der 67 untersuchten Projekte)
1. Regionalkraftwerk Mittlerer Inn (RMI) der IKB/Inn, Tirol
2. Kraftwerk Virgental, Gemeinden Prägraten und Virgen, Infra P. D. GmbH./Isel, Osttirol
3. Kraftwerk Graz-Puntigam, Energie Steiermark /Verbund, Mur, Steiermark
Wasserkraftprojekte, die dem Österreichischen Wasserrechtsgesetz widersprechen
(wären nur mit Ausnahmebewilligung gemäß Paragraph 104a WRG durchsetzbar, weil sie der EU-WRRL widersprechen – betrifft mindestens 34 % der untersuchten Projekte)
1. Ausbau Kraftwerk Kaunertal der TIWAG/ Venter und Gurgler Ache, Tirol
2. Kraftwerk Sulm von privaten Betreibern/ Schwarze Sulm, Steiermark
3. Kleinkraftwerk Untertalbach von privaten Betreibern/Untertalbach, Steiermark
Wasserkraftprojekte, die „Flussheiligtümer“ Österreichs bedrohen:
(Lebensministerium hat sich 1998 für den dauerhaften Schutz dieser Flussstrecken ausgesprochen – betrifft mindestens 20 % der untersuchten Projekte)
1. Kraftwerk Lechschlucht der Gemeinde Lech/Lech, Vorarlberg
2. Grenzkraftwerk Untere Salzach der Österreich-Bayerischen KW AG/ Salzach, Salzburg
3. Kleinkraftwerk Hohe Brücke der EVN, Ybbs/Niederösterreich
Manche der untersuchten Projekte wie die Kraftwerke Sulm und Kaunertal fallen sogar in allen drei Kategorien durch.
Der ökologische Zustand der Österreichischen Flüsse liegt bereits 2012 bei „mäßig bis schlecht“ (3,7 im Schulnotensystem). Werden alle 67 projektierten Vorhaben realisiert, katapultiert sich Österreich endgültig ins EU-Schlussfeld in Sachen Gewässerschutz, mahnt der WWF.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, Pressesprecherin WWF, Tel. 01/48817-250, Email: claudia.mohl@wwf.at
Christoph Walder, Wasserkraftexperte WWF, Tel. 0676/9255430, Email: walder@ecotone.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Fünf WWF-Tipps für umweltschonenden Christbaumkauf
Großteil der Österreicher:innen setzt auf echte Bäume zu Weihnachten – Naturschutzorganisation liefert Entscheidungshilfe für umweltschonende Baumwahl
WWF warnt vor Scheitern der COP28: Auslaufen fossiler Energien als Knackpunkt
Fossile Energien entscheiden über Erfolg und Misserfolg der Klimakonferenz – WWF fordert Verknüpfung mit Ausbau der Erneuerbaren – Fonds für Klimaschäden ist positiver Grundstein für mehr Klimagerechtigkeit
Weltbodentag: WWF kritisiert Ausreden und Schönfärberei der Politik
Bodenverbrauch in Österreich nach wie vor zu hoch, Versiegelung sogar schlimmer als bislang angenommen – Naturschutzorganisation fordert wirksame Maßnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden
WWF-Erfolg: Seltenes Sumatra-Nashorn geboren
In Indonesien gibt es Nachwuchs bei den extrem seltenen Sumatra-Nashörnern! Die Geburt des männlichen Kalbs ist ein wichtiger Erfolg der Sumatra-Nashorn Allianz, zu der auch der WWF gehört. Denn laut Schätzungen gibt es weltweit nur mehr 80 Tiere dieser Art.
WWF: Bodenversiegelung deutlich höher als angenommen
Neue offizielle Zahlen bestätigen hohen Bodenverbrauch in Österreich – Versiegelte Fläche ist sogar um über 20 Prozent höher als bisher berechnet – WWF fordert Bodenschutz-Paket
Stromanbieter-Check 2023: Jede fünfte Kilowattstunde Strom aus fossilen Energien
21 Prozent des österreichischen Stroms aus Gas und Kohle – Vier Atomstrom-Konzerne direkt am heimischen Strommarkt aktiv – Stromanbieterwechsel ist kinderleicht, kostenlos und geht schnell
Neue Erdgasförderung wäre klimapolitisches Harakiri-Projekt
Umweltschutzorganisation kritisiert „völlig falsche Weichenstellung“ in Oberösterreich und fordert eine naturverträgliche Energiewende – Fatales Signal im Vorfeld der Weltklimakonferenz
Kein Regenwald, kein Jaguar: WWF fordert Entwaldungs-Stopp im Amazonas
Tag des Jaguars am 29. November – WWF im Einsatz zum Schutz der Großkatzen durch Regenwaldschutz und Aufklärungsarbeit