Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
WWF protestiert gegen umweltschädliches Kraftwerk Kaunertal: Behörde muss Antrag nach UVP-Recht abweisen
Kaunertal-Pläne bauen auf ein inexistentes, nicht bewilligtes Kraftwerk und eine rechtlich unzulässige Wasserableitung – Genehmigungsvoraussetzungen nicht gegeben – WWF fordert Abbruch des Verfahrens
Innsbruck, am 31. August 2019. Angesichts der gestern, Freitag, veröffentlichten Stellungnahme der Landesumweltanwaltschaft zum Ausbau des Kraftwerks Kaunertal fordert der WWF Österreich den Abbruch des Verfahrens. Mehrere Widersprüche in den eingereichten Plänen machen laut dem Umweltverband eine Beurteilung unmöglich. „Beim Kaunertal-Ausbau handelt es sich um ein Phantasieprojekt, für das schlichtweg die Genehmigungsvoraussetzungen fehlen. Die Behörde muss diesen Antrag von Rechts wegen abweisen. Alles andere würde das Instrument der Umweltverträglichkeitsprüfung ad absurdum führen“, sagt WWF-Gewässerexperte Gerhard Egger.
In den von der TIWAG eingereichten Projektunterlagen wird mit falschen Voraussetzungen gerechnet: So ist etwa der Umbau des Kraftwerks Imst-Haiming Teil der Einreichung. Das Problem dabei: Dieses Werk existiert noch gar nicht, es liegt noch nicht einmal eine Bewilligung dafür vor. „Es besteht eine Entscheidungspflicht der Behörde, ein Zuwarten der weiteren Entwicklungen in dieser Angelegenheit ist somit weder zulässig noch ökonomisch sinnvoll“, so Egger. Ein weiterer Fehler bezieht sich auf das Wasser aus der Gurgler Ache. Dieses soll laut den Projektplänen für das Kraftwerk Kaunertal abgeleitet werden. Nach einem bereits verlorenen Rechtsstreit dürfen die Kaunertal-Betreiber aber gar nicht auf die erforderliche Wassermenge zugreifen. „Angesichts dieser Mängel in den Projektunterlagen stellt sich die Frage, ob der Antrag nicht überhaupt zurückzuweisen ist. Ein Antrag auf ein rechtlich und faktisch unmögliches Vorhaben erfüllt wohl kaum die erforderlichen Voraussetzungen, um sich von Seiten der Behörde auf ein Verfahren einzulassen“, sagt Gerhard Egger.
Im Dezember 2017 hat die TIWAG die Wiederaufnahme der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) beantragt und erneut Projektänderungen vorgelegt. Wie sich jetzt zeigt, fußt der Antrag allerdings auf nicht realisierbaren Vorannahmen. Aus Sicht des WWF lassen sich auch die erheblichen Eingriffe in Gewässer, Natur und Landschaft Wasserhaushalt nicht mit Nachbesserungen sanieren. „Wenn eine Bewilligung nicht einmal mit Auflagen und Modifikationen darstellbar ist, sieht das UVP-Recht eine Abweisung vor. Da das Projekt so nicht bewilligungsfähig ist, werden Kapazitäten von Behörden, Gutachtern und Planern und damit auch das Landesbudget nur unnötig belastet“, so Gerhard Egger.
Der Ausbau des umstrittenen Kraftwerks Kaunertal hätte massive Eingriffe in unberührte Gebirgslandschaften zur Folge. Beispielsweise würde der Aufstau des Platzertals mit einer 120 Meter hohen Staumauer EU-rechtlich geschützte Lebensräume in einem nahezu unberührten Hochtal treffen. Gleich vier unberührte Gebirgsflüsse droht die unwiederbringliche Zerstörung. „Wasser ist angesichts der Klimaerwärmung und besonders im inneralpinen Trockengebiet des Ötztals ein wertvolles Gut. Die Ableitung von bis zu 80 Prozent des Wassers aus dem Hinteren Ötztal wäre eine Katastrophe“, sagt WWF-Experte Egger. „Solch naturzerstörerische Großprojekte entsprechen Vorstellungen aus dem letzten Jahrhundert und haben angesichts unserer aktuellen Herausforderungen im Klima- und Naturschutz keinen Platz mehr. Die TIWAG darf sich nicht wieder zurückbegeben in die dunklen Zeiten der Ära Wallnöfer, als Vorhaben in einem rechtlichen Graubereich vorangetrieben wurden. Ein Projekt, das auf dermaßen unsicheren und rechtlich bedenklichen Beinen steht, ist vehement abzulehnen.“
Rückfragen und Kontakt:
Vincent Sufiyan, WWF-Pressesprecher, Tel.: +43 676 834 88 308, E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Natürliche Schutzmaßnahmen: WWF, Österreichische Bundesforste und viadonau stellen gemeinsame Projekte vor
Umweltschutzorganisation und Unternehmen zeigen gemeinsam Vorteile natürlicher Schutzmaßnahmen – für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft
WWF-Umfrage zur EU-Wahl: Drei von fünf Parteien wollen starken Green Deal
WWF-Check zeigt Unterstützung für Green Deal mit „zusätzlichen und stärkeren“ Maßnahmen – Große Unterschiede bei Natur- und Klimaschutz sowie Abbau umweltschädlicher Subventionen
WWF: Dringend Alternativstandorte für Krankenhaus Gols prüfen
Negative Folgen für Wasserhaushalt und geschützte Arten – Naturverträglichere Alternativen in unmittelbarer Nähe vorhanden – WWF fordert bessere Standortprüfung
EU-Renaturierungsgesetz: WWF kritisiert fahrlässige Bundesländer-Blockade
Umweltschutzorganisation: Bundesländer blockieren europäischen Kompromiss – Angriff auf Naturschutz ist verantwortungslos
WWF Earth Hour im Zeichen von nachhaltiger Ernährung
Weltweite Umweltschutzaktion am Samstag – Wahrzeichen rund um den Globus schalten von 20:30 bis 21:30 Uhr das Licht aus – WWF Österreich fordert Klimaschutz durch Ernährungswende
WWF zum Tag des Waldes: Umsetzung der Forstgesetznovelle wichtiger denn je
Klima- und Biodiversitätskrise macht Wäldern zu schaffen – Novelle soll naturnahe Wälder künftig stärker vor Verbauung und Rodung schützen – Umweltschutzorganisation fordert rasche Adaption des nationalen Waldentwicklungsplans
WWF schlägt Alarm: Entwaldung in brasilianischer Savanne schnellt in die Höhe – Rückgang im Amazonas
Entwaldung im Cerrado dramatisch gestiegen – Weltweiter Fleischkonsum als größter Treiber – Delegation aus Indigenenen und WWF fordert Nachschärfung des EU-Waldschutzgesetzes
WWF: Zerstörung des Platzertals durch Tiwag sinnlos
Aktuelle Studie: Leistungserhöhung der bestehenden Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz als Alternative zu Naturzerstörung im Platzertal – WWF fordert von der Landespolitik eine Alternativenprüfung und den sofortigen Stopp des Kaunertal-Monsterprojekts