Umweltschutzorganisation fordert grundlegendes Umdenken von der Politik – Neue Bundesregierung muss “Grünes Sicherheitsnetz” für krisenfestes Österreich umsetzen
WWF: Rückkehr des Wappentiers – Seeadler Felix brütet
Wien, 17.04.2020 – Vor 20 Jahren galt Österreichs Wappentier hierzulande als ausgestorben. Dank jahrelanger Schutzbemühungen feiert der Seeadler nun ein eindrucksvolles Comeback. Das zeigen auch die Flugdaten von Adler Felix, der 2016 im Nationalpark Donau-Auen schlüpfte und besendert wurde. Zum ersten Mal brütet er derzeit mit seiner Partnerin an einem Seitenarm der ungarischen Donau. „Felix ist der Vorbote für die hoffentlich erfolgreichste Brutsaison seit Rückkehr der Seeadler in Österreich. 35 bis 40 heimische Adlerpaare ziehen dieser Tage die nächste Generation heran, was der langsam, aber stetig wachsenden Seeadlerpopulation Auftrieb verleihen wird. Mit Felix ist es uns erstmals gelungen, das Leben eines in Österreich geschlüpften Seeadlers von der Kindheit bis zur eigenen Brut und damit die Rückkehr der imposanten Greifvögel spektakulär nachzuvollziehen“, freut sich Christian Pichler, Artenschutzexperte der Naturschutzorganisation WWF Österreich.
Der im fünften Lebensjahr stehende Felix ist Wiener, Wahl-Niederösterreicher, Wahl-Burgenländer und leidenschaftlicher Europäer, wie die Senderaufzeichnungen belegen. Er hat bereits tausende Flugkilometer zurückgelegt und sieben Staaten durchstreift – von Österreich über Ungarn, die Slowakei, Tschechien, Deutschland und Polen bis nach Kroatien. Hierzulande fühlt er sich vor allem an seinem Herkunftsort in der Lobau, in Niederösterreichs March-Thaya-Auen und im burgenländischen Neusiedlersee-Gebiet wohl. „In Zeiten geschlossener Grenzen ist Felix das ermutigende Symbol für den Erfolg länderübergreifender Schutzmaßnahmen. Erst die europaweite Zusammenarbeit und Vernetzung regionaler Schutzinitiativen machen die Rückkehr der ehemals ausgerotteten Art möglich“, zeigen sich die Partner des Besenderungsprojekts – WWF, Nationalpark Donau-Auen und Stadt Wien – einhellig begeistert von der Signalwirkung des gefiederten Naturschutzbotschafters.
In seinem Schlupfjahr 2016 ermöglichten Felix zuerst Abzäunungen seiner Horstumgebung in der Lobau, durchgeführt durch den Wiener Forst- und Landwirtschaftsbetrieb, einen ungestörten Start ins Leben. Anschließend wurde Felix wie jährlich eine Handvoll Jungvögel im Schutzgebiet Donau-Auen mit einem federleichten Telemetrie-Rucksack durch den WWF ausgestattet. „Die Senderdaten liefern wertvolle Erkenntnisse über das Verhalten der Jungadler und ihrer Flugrouten nach dem Verlassen der Elternreviere. So können unsere Maßnahmen im Nationalpark sowie die internationale Kooperation im Seeadlerschutz laufend verbessert werden“, erklärt Nationalparkdirektorin Edith Klauser. Der Wiener Forstdirektor Andreas Januskovecz ergänzt: „Wien freut sich mit seinem ehemaligen Schützling, der nun selbst für Nachwuchs sorgt. Dass er es vorzieht, die nachbarschaftlichen Beziehungen zu vertiefen, ist auch der erfolgreichen Aufzucht in der Lobau zu verdanken. Die Besiedelung der Donau-Auen und seine Reise durch Europa sind durch die Besenderung des WWF bestens dokumentiert.“
Seeadler-Ausstellung im Nationalpark-Zentrum
Die Bevölkerung wird Felix und weitere in den letzten Jahren besenderte Seeadler virtuell begleiten können. Sobald die behördlichen Auflagen es ermöglichen, eröffnet eine neue Seeadler-Ausstellung im schlossORTH Nationalpark-Zentrum. Neben viel Wissenswertem über die Greifvogelart erfährt man dort mehr über das Besenderungsprojekt. Das weitflächige Flugverhalten der Adler kann auf Europakarten nachvollzogen werden. Ob die Brut von Felix und seiner Partnerin erfolgreich war und wie viele Jungtiere geschlüpft sind, ist bis zur Eröffnung auch bekannt. Bis Mai wird die nähere Umgebung der Horste nämlich nicht aufgesucht, da Seeadler vor allem während der Brut und in den ersten Wochen der Aufzucht empfindlich auf Störungen reagieren.
Video-Material zur honorarfreien Verwendung bei redaktioneller Nennung des WWF und unter Angabe des Credits (im Dateinamen): https://we.tl/t-LZEM5fKHJQ
Hintergrund
Der Seeadler gehört mit einer Flügelspannweite von bis zu 230 cm zu den größten Adlern Europas. Nach seiner Ausrottung war er jahrzehntelang aus unseren Breiten verschwunden. Gesamteuropäische Schutzbemühungen führen seit 2001 zu seiner erfolgreichen Rückkehr. Österreich bietet aktuell etwa 35 bis 40 Brutpaaren Lebensraum. Zu ihren bevorzugten Gebieten zählten im letzten Jahr:
Waldviertel: 11 Brutpaare, 16 Jungvögel
Nationalpark Donau-Auen: 6 Brutpaare, 5 Jungvögel
March-Thaya-Auen: 4 Brutpaare, 5 Jungvögel
Nordburgenland: 3 Brutpaare, 4 Jungvögel
Oststeiermark und Südburgenland: 3 Brutpaare, 6 Jungvögel
Die Illegale Verfolgung durch Abschüsse und Vergiftungen gehört in Österreich und den umliegenden Ländern zu den größten Bedrohungen für die langsam wachsende Population.
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at
+43 676 83 488 276
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Nach Hochwasser: Wissenschaft und WWF fordern “Grünes Sicherheitsnetz”
Österreich erlebt ein Katastrophenjahr – WWF, Umweltmediziner Hans-Peter Hutter und Klimatologe Herbert Formayer fordern eine Naturschutz-Offensive für krisensicheres Österreich
Mittelmeer in “lebensbedrohlicher Krise”: WWF zieht erschreckende Bilanz nach Extremsommer
Rekordtemperaturen und Plastikverschmutzung prägten den Sommer im Mittelmeer – Zahlreiche Tierarten unter Druck – WWF fordert Ausweitung von Meeresschutzgebieten
Seltene Engelhaie in Kroatien entdeckt: WWF fordert neues Meeresschutzgebiet
Umweltschutzorganisation entdeckt ausgestorben geglaubte Engelhaie im kroatischen Mittelmeer – WWF fordert Meeresschutzgebiet, um die Tiere vor Fischerei und Verschmutzung zu schützen
„Platzertal bleibt“: Breite Allianz fordert Erhalt des Tiroler Alpenjuwels
Tiroler Musikszene spielt Konzert für Erhalt des Platzertals auf 2.500 Metern – Allianz aus WWF, Bürgerinitiativen und Musikern fordert Stopp der Ausbaupläne für das Kraftwerk Kaunertal
Weltweiter Klimastreik am 20. September 2024
Am 29. September wählen wir den Nationalrat. Speziell vor der Wahl wollen wir darauf aufmerksam machen, wie entscheidend wirksamer Klimaschutz für uns alle in Österreich ist. Der WWF Österreich geht daher wieder zusammen mit den Fridays for Future beim EU-weiten Klimastreik auf die Straßen.
Trockenheit im Osten: WWF fordert Wasser-Rückhalt statt Donau-Zuleitung
Klimakrise verschärft Dürren und Hochwasser – Natürliche Rückhalteräume schaffen Ausgleich – WWF fordert Wiederherstellung von Feuchtgebieten
Good News: Teufelsrochen im Mittelmeer befreit & besendert
Dem WWF und seiner Partnerorganisation gelang es, rund 30 verirrte Teufelsrochen zu befreien. Bevor die Tiere in die Freiheit entlassen wurden, wurden sie mit einem Sender ausgestattet. So können wir mehr über die gefährdete Art erfahren.
Wilderei bedroht Störe: WWF warnt vor Aussterben der letzten “Donau-Dinosaurier”
WWF-Bericht zeigt Ausmaß der illegalen Jagd auf seltene Donau-Störe: Knapp 400 Fälle von Wilderei und verbotenem Handel aufgezeichnet, Dunkelziffer hoch – Umweltschutzorganisation fordert verstärkte Kontrollen