In einem Video präsentiert der WWF eine neue Version der Bundeshymne, in der das „viel verbaute Österreich“ besungen wird.
WWF: Salzburger Landesrat will streng geschützte Fischotter töten lassen
Salzburg bereitet intern Tötungs-Verordnung vor – WWF kritisiert geplanten Angriff auf den Artenschutz und fordert Sanierungsoffensive für Gewässer

Salzburg, 10.02.2021 – Laut aktuellen Informationen der Naturschutzorganisation WWF Österreich plant Salzburgs Agrar-Landesrat Josef Schwaiger die Tötung von streng geschützten Fischottern. Dem Vernehmen nach wurde bereits ein Auftrag zur Vorbereitung einer entsprechenden Verordnung erteilt. Da die Meisterschwimmer europaweit streng geschützt sind und sich in Österreich nicht im rechtlich geforderten „günstigen Erhaltungszustand“ befinden, wäre dies ein direkter Angriff auf den Artenschutz. „Nach dem gescheiterten Wolfs-Abschuss nimmt die Politik jetzt auch den Fischotter ins Visier. Das wäre europarechtswidrig und reine Symptombekämpfung“, kritisiert WWF-Artenschutzexpertin Christina Wolf-Petre. Mit der geplanten Tötung von Fischottern wolle der Landesrat offensichtlich von eigenen Versäumnissen im Gewässerschutz ablenken. Denn das Fischsterben liegt vor allem an der viel zu starken Verbauung, Regulierung und Verschmutzung der heimischen Flüsse und Bäche. Daher fordert der WWF die auch rechtlich gebotene Sanierung der Fließgewässer, um das Überleben von Fischen und anderen Wasserbewohnern zu sichern.
Hunderte Wasserkraftwerke, Flussbegradigungen, Uferverbauungen und Querbauwerke setzen den Fischen in Salzburg stark zu. Dazu kommen die Folgen der Klimakrise. Höhere Wassertemperaturen befördern die Ausbreitung von Krankheiten, verursachen Sauerstoffmangel und beeinträchtigen den Bruterfolg. Auch der viel zu hohe Eintrag von Schad- und Nährstoffen – Hormone, Antibiotika, Pestizide, Straßenabwässer – leistet einen signifikanten Beitrag zum Rückgang der Fischbestände und anderer Gewässerorganismen, warnt der WWF. Das bestätigen selbst offizielle Berichtsdaten von Bund und Ländern an die Europäische Kommission: Keiner der untersuchten und geschützten Lebensräume an Österreichs Gewässern befindet sich in „gutem Zustand“. „Statt unsere kaputten Flüsse und Bäche zu sanieren, will Landesrat Schwaiger den Fischotter zum Sündenbock machen. Dass er damit an den völlig falschen Schrauben dreht, zeigt auch das Beispiel Kärnten“, sagt Wolf-Petre. Fischbestände haben sich dort – trotz der aus WWF-Sicht rechtswidrigen Otter-Tötungen – laut Aussage des zuständigen Landesrats nicht erholt.
Die Naturschutzorganisation kritisiert, dass Landesrat Schwaiger offensichtlich von der bisherigen und rechtlich gebotenen Praxis der Einzelfallprüfung abkehren will. Im letzten Jahr wurde dem Fischereiverband Hallein nach eingehender Prüfung untersagt, Fischotter abzuschießen. Die zuständige Bezirkshauptmannschaft sah die Zäunung eines Fischteichs als „gelinderes Mittel“ zum Schutz der Fische. „Weder Rechtsrahmen noch Sachlage haben sich seither geändert. Otter zu töten, ist auch aus naturschutzfachlicher Sicht nicht zielführend. Stattdessen sollte der mit 200 Millionen Euro dotierte Fördertopf des Bundes für eine Sanierungsoffensive genutzt werden“, erklärt Wolf-Petre. Neben Gewässersanierungen fordert der WWF ausreichend finanzielle Unterstützung der Teichwirtschaft für Zäunungen in ganz Österreich sowie Kompensationszahlungen im Schadensfall als letztes Mittel.
Fischotter: Wichtig für unsere Natur
Fischotter sind ein zentraler Bestandteil gesunder Ökosysteme. In ihrer Rolle als Top-Prädator gestalten sie deren Artenzusammensetzung wesentlich mit. Sie halten naturnahe Fischbestände fit, in dem sie kranke, nicht heimische und leicht zu erbeutende Individuen zuerst fangen. Menschliche Eingriffe in naturnahe Ökosysteme und deren Übernutzung haben weitreichende Konsequenzen. Hingegen hält die Behauptung, dass Fischotter Hauptverursacher für die Gefährdung von Fischbeständen und anderer Arten seien, keiner umfassenden wissenschaftlichen Prüfung stand.
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at
+43 676 83 488 276
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Seeadler getötet: WWF und BirdLife fordern Aktionsplan gegen Wildtierkriminalität
Besenderter Seeadler “Dante” stirbt nach Schussverletzung und Zugkollision – WWF und BirdLife fordern konsequentes Vorgehen gegen illegale Verfolgung streng geschützter Arten
Sie haben abgestimmt: Größte Bausünde steht in Ohlsdorf
Das Logistikzentrum in Ohlsdorf wurde zur größten Bausünde gewählt! Für den Bau mussten 19 Hektar Wald weichen – ein trauriges Beispiel für die fehlgeleitete Bodenpolitik in Österreich.
Zerstörung Schwarze Sulm: Umweltverbände ziehen gegen Kraftwerkspläne erneut vor Gericht
WWF, ÖKOBÜRO und Arbeitskreis zum Schutz der Koralpe reichen Revision beim Höchstgericht ein – Forderung nach endgültigem Projektstopp und verbindlichen Schutz für frei fließende Flüsse
WWF warnt zum Ferienstart vor Artenschmuggel im Gepäck
Mitbringsel aus seltenen Tier- und Pflanzenarten gefährden Artenvielfalt – Geld- und Gefängnisstrafen drohen auch bei ungewolltem Schmuggel – WWF-Souvenir-Ratgeber klärt auf
Neuer WWF-Bodenreport: Bis 2050 drohen weitere 1.000 Quadratkilometer verloren zu gehen
Politische Ziele bislang deutlich verfehlt, Prognose negativ – WWF fordert Kurswechsel mit Bodenschutz-Vertrag
WWF warnt vor Folgen der Regenwald-Zerstörung für Artenvielfalt und Klima
Tag des Regenwaldes am 22. Juni: Regenwälder schrumpfen weltweit, im Amazonas besonders rasant – WWF fordert verstärkten Schutz und entschlossenen Kampf gegen weltweite Entwaldung
WWF: Dramatischer Befund der Wissenschaft zur Klimakrise
Der “Zweite Österreichische Klima-Sachstandsbericht” zeigt Probleme und Maßnahmen gegen die Klimakrise – WWF ruft Politik zum Handeln auf
WWF begrüßt Pfundser Ergebnis gegen Ausbau Kraftwerk Kaunertal
Bevölkerung von Pfunds lehnt Ausbauprojekt ab – WWF fordert Absage des Planungsfossils und Prüfung von Alternativen