Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
WWF stellt neue Klimastudie vor: Teufelskreis am Amazonas

Wien/Bali, 6. 12. 2007 – Der Regenwald am Amazonas ist eine Schlüsselregion, in der sich die klimatische Zukunft des Planeten entscheidet. Dies zeigt eine heute in Bali vom WWF vorgelegte Studie des renommierten Wissenschaftlers Daniel C. Nepstad. Darin werden die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Waldzerstörung analysiert. Gelingt es nicht, die Waldzerstörung deutlich einzudämmen, werden sich Klimawandel und Waldsterben weiter gegenseitig aufschaukeln. Schon jetzt fallen enorme Gebiete dem wachsenden Viehbestand und der Ausweitung von landwirtschaftlichen Flächen zum Opfer. Bislang ging man davon aus, dass bei einem anhaltenden Trend damit gerechnet werden muss, dass bis 2050 die Hälfte des Waldes den Kettensägen zum Opfer fallen wird. Die WWF-Studie zeigt, dass der Klimawandel die Vernichtung des Waldes noch einmal beschleunigt. Wenn es nicht gelingt, dem Kahlschlag und der globalen Erwärmung wirksam zu begegnen, werden schon bis 2030 rund 55 Prozent des größten Regenwaldgebietes der Erde Feuer, Dürre und Holzeinschlag zum Opfer fallen. Tritt das Szenario ein, würde dies im selben Zeitraum zu einem Kohlendioxidausstoß von 55 bis 97 Milliarden Tonnen führen. „Das entspricht dem weltweiten Ausstoß von Kohlendioxid von etwa zwei Jahren“, rechnet die Geschäftsführerin des WWF Österreich, Hildegard Aichberger, vor. Sie betont: „Der Klimawandel ist ein weiteres starkes Argument die Kettensägen am Amazonas so schnell wie möglich zu stoppen.“
Die WWF-Studie zeigt, dass die Waldzerstörung einerseits den Treibhauseffekt anheizt, und die globale Erwärmung andererseits die Vernichtung des Regenwaldes noch einmal beschleunigt. „Es ist ein Teufelskreis“, so Aichberger. Das Abfackeln der Bäume und damit die Freisetzung des im Holz gebundenen Kohlendioxids stellt nicht das alleinige Problem dar. Der Wald wirkt wie eine riesige Klimaanlage. Er verwandelt Sonnenenergie durch Verdunstung in Wasserdampf. Die dadurch entstehenden Wolken versorgen den Wasserkreislauf des Regenwaldes und haben gleichzeitig einen kühlenden Effekt auf das Klima. Fällt dieser Kühlungseffekt weg, so steigen die Temperaturen, die Pflanzen trocknen aus und der verbliebene Wald wird noch leichter zu einem Opfer der Flammen. Schon jetzt ist davon auszugehen, dass die Regenfälle insbesondere im östlichen Regenwaldblock des Amazonas bis zum Ende des Jahrhunderts um 20 Prozent zurückgehen. Der WWF befürchtet, dass die regionalen Temperaturen dadurch um mindestens zwei Grad steigen. Andere Szenarien gehen sogar von einer Erwärmung von bis zu acht Grad Celsius aus.
Die zunehmende Trockenheit wirft weitere Probleme auf. Das Wasser, das aus diesen Wäldern über den Amazonas in den Atlantik fließt, entspricht 15 bis 20 Prozent des weltweiten Süßwasserabflusses. Wenn diese Quelle versiegt, könnte das erhebliche Auswirkungen auf die großen Meeresströmungen und damit auf das Weltklima haben.
Der WWF fordert eine Doppelstrategie, um den Waldverlust zu stoppen. Zum einen müssen die Amazonas-Staaten weitere Schutzgebiete ausweisen. Die Viehwirtschaft darf nicht weiter zu Lasten der Wälder ausgeweitet und auf zerstörerische Infrastrukturprojekte muss verzichtet werden. Dabei sollte sie die internationale Staatengemeinschaft finanziell unterstützen. Gleichzeitig müssen die Industrieländer beim Klimaschutz vorangehen sowie ein Nachfolgeabkommen für die Zeit nach 2012 auf der Grundlage des Kyoto-Protokolls vorantreiben. Wichtig sei, dass darin der Erhalt von Wäldern als Beitrag zum Klimaschutz anerkannt werde.
Weitere Informationen, Fotos, Interviewanfragen:
MMag. Franko Petri, WWF Pressesprecher, Tel. 01-48817-231
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Grillfleisch-Check: Billigfleisch-Aktionen befeuern die Naturzerstörung
Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch
Hoher Bodenverbrauch: WWF schreibt Bundeshymne um
In einem Video präsentiert der WWF eine neue Version der Bundeshymne, in der das „viel verbaute Österreich“ besungen wird.
Seeadler getötet: WWF und BirdLife fordern Aktionsplan gegen Wildtierkriminalität
Besenderter Seeadler “Dante” stirbt nach Schussverletzung und Zugkollision – WWF und BirdLife fordern konsequentes Vorgehen gegen illegale Verfolgung streng geschützter Arten
Sie haben abgestimmt: Größte Bausünde steht in Ohlsdorf
Das Logistikzentrum in Ohlsdorf wurde zur größten Bausünde gewählt! Für den Bau mussten 19 Hektar Wald weichen – ein trauriges Beispiel für die fehlgeleitete Bodenpolitik in Österreich.
Zerstörung Schwarze Sulm: Umweltverbände ziehen gegen Kraftwerkspläne erneut vor Gericht
WWF, ÖKOBÜRO und Arbeitskreis zum Schutz der Koralpe reichen Revision beim Höchstgericht ein – Forderung nach endgültigem Projektstopp und verbindlichen Schutz für frei fließende Flüsse
WWF warnt zum Ferienstart vor Artenschmuggel im Gepäck
Mitbringsel aus seltenen Tier- und Pflanzenarten gefährden Artenvielfalt – Geld- und Gefängnisstrafen drohen auch bei ungewolltem Schmuggel – WWF-Souvenir-Ratgeber klärt auf
Neuer WWF-Bodenreport: Bis 2050 drohen weitere 1.000 Quadratkilometer verloren zu gehen
Politische Ziele bislang deutlich verfehlt, Prognose negativ – WWF fordert Kurswechsel mit Bodenschutz-Vertrag