WWF und viadonau: Flussrenaturierung in Marchegg geht in die zweite Runde

22. August 2018 | Presse-Aussendung

Wien, 23.8.2018 – Die wasserbaulichen Maßnahmen an der March, die im Rahmen des EU LIFE+ Projektes Untere March-Auen stattfinden, starten dieser Tage in die zweite Runde. Im ersten Projektteil wurden bereits 5,3 Kilometer an Altarmen an die March angebunden. Nun entsteht unter anderem ein weiterer fast zwei km langer Seitenarm. Ziel der Flussrenaturierung ist das […]

Wien, 23.8.2018 – Die wasserbaulichen Maßnahmen an der March, die im Rahmen des EU LIFE+ Projektes Untere March-Auen stattfinden, starten dieser Tage in die zweite Runde. Im ersten Projektteil wurden bereits 5,3 Kilometer an Altarmen an die March angebunden. Nun entsteht unter anderem ein weiterer fast zwei km langer Seitenarm. Ziel der Flussrenaturierung ist das Wiederbeleben der Au und die damit verbundene Rückkehr einer intakten Flora und Fauna.

Die Bagger rollen an
Das LIFE Projekt, welches von viadonau gemeinsam mit dem WWF und dem NÖ Landesfischereiverband durchgeführt wird, geht in die zweite Runde. In den kommenden Monaten wird das WWF Auenreservat durch einzelne gezielte Maßnahmen am sogenannten Maritz Gewässersystem wieder besser mit der March vernetzt und damit mit lebensnotwendigem Wasser versorgt. Dafür werden Uferverbauungen abgesenkt und Schlamm und Sand weggebaggert. Franz Steiner, Projektleiter der viadonau, ergänzt: „Weiters wird südlich von Marchegg an der Langen Luss ein neuer, ca. zwei km langer Seitenarm entstehen, der bei der Marchregulierung im 20. Jahrhundert abgeschnitten wurde und seit dem völlig verlandet ist. Zusätzlich wird ein weiterer bestehender Seitenarm eingetieft werden, damit hier länger Wasser verfügbar ist.“

Erste sichtbare Erfolge für Flora und Fauna

Im Rahmen der ersten wasserbaulichen Maßnahmen, die zwischen August 2017 und März 2018 stattfanden, wurden 5,3 Kilometer Nebenarme neu angebunden. Michael Stelzhammer, Projektleiter beim WWF, erklärt: „Hier erobert sich die Natur bereits nach wenigen Monaten den für sie geschaffenen Platz zurück. Es entstehen flache Sandbänke und steile Ufer, die Lebensräume für seltene Arten, wie etwa den Flussuferläufer oder den Eisvogel bieten. Das werten wir als großen Erfolg, v.a. wenn man bedenkt, dass die ersten Rückbaumaßnahmen gerade erst ein halbes Jahr alt sind“. Auch die Fischfauna nimmt ihre neuen Laichplätze und Kinderstuben bestens an. In den seichten, strömungsarmen Gewässern können sich Jungfische perfekt entwickeln, weil Raubfische wie Hecht und Co. dort ob der fehlenden Wassertiefe nicht vordringen. Das verschafft den Jungfischen einen entscheidenden Vorteil. In den ersten Begehungen durch die WWF Experten konnten auch schon Muschelarten, wie die seltene und streng geschützte Flussmuschel, in den Nebenarmen entdeckt werden. Besonders stolz sind die Naturschützer auf die Rückkehr des Schlammlings (Limosella aquatica). Stelzhammer dazu: „Die kleine, unscheinbare Pflanze gilt als guter Indikator für gelungene Flussrenaturierungen. Denn sie braucht dynamische Flüsse, mit unverbauten Ufern, an denen sich natürliche Schlammufer und Sandbänke entwickeln können. Die Entdeckung des Schlammlings auf unseren Flächen zeigt, dass wir mit unseren Maßnahmen auf dem richtigen Weg sind!“

Das WWF Auenreservat als Rückzugsraum für die Natur
Das WWF Auenreservat Marchegg, in dem auch die Renaturierungsmaßnahmen am sogenannten Maritz-Gewässersystem stattfinden, ist als Naturschutzgebiet seit den 70er Jahren streng geschützt. Hier hat die Natur Vorrang, der Mensch ist nur Besucher und Beobachter. Während in unserer Kulturlandschaft ringsum die Lebensräume für Tiere und Pflanzen immer weniger werden, beherbergen die March-Thaya Auen über 500 geschützte Arten, von denen etwa 100 hier ihren oft letzten Rückzugsort in Österreich haben. Deshalb besteht eine große Verantwortung diese natürlichen Lebensräume bestmöglich zu erhalten oder sogar zu verbessern. Stelzhammer erklärt: „Alte Aubäume dürfen hier in Würde altern und sterben und werden der Natur nicht entnommen. Was für den Menschen oft „unaufgeräumt“ aussieht ist für ein funktionierendes Ökosystem allerdings unabdingbar. Denn Totholz bietet in der Landschaft und im Wasser einer ganzen Reihe von anderen Tier- und Pflanzenarten Nahrung und Schutz – Lebensraum, der in unserer, großteils leider auf- und ausgeräumten Kulturlandschaft fehlt.“

Auch mit der Ganzjahresbeweidung der Konik-Pferde im Reservat, die seit 2015 gelebt wird, geht der WWF einen in der Region innovativen Weg, in dem er gleichzeitig diese traditionelle Form der Wiesenbewirtschaftung wieder aufgreift. Denn Wiesen, die mit Tieren gepflegt werden, anstatt sie mit dem Traktor zu mähen, bieten einer ungleich höheren Artenzahl an Tieren und Pflanzen Lebensraum. Und die Koniks fühlen sich sichtlich wohl: seit Beginn der Beweidung gibt es bereits sechs gesunde Fohlen, die im Reservat geboren wurden. „Durch die Tätigkeit der Koniks sind zwei vom Aussterben bedrohte Klee-Arten wieder zurück gekommen, und auch der Wiedehopf ist wieder aufgetaucht“, freut sich Stelzhammer.

Weitere Infos und Videos finden Sie auf der Projektwebsite www.life-march.at
Fotos finden Sie unter https://we.tl/t-sD2cu8iCon zum Download.

Rückfragehinweis:


Claudia Mohl, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel.: +43 676 83488 203, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at

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