Zehn Jahre nach Paris muss Politik endlich liefern – Weltweiter Kraftakt notwendig, um 1,5-Grad-Ziel doch noch zu schaffen
WWF warnt vor weiteren Giftkatastrophen in Osteuropa
Wien/Kolontar, Freitag, 8. Oktober 2010 – Der WWF warnt vor weiteren Giftschlammkatastrophen in Osteuropa. Auch in Ungarn befindet sich noch eine weitere ähnliche Rotschlammdeponie bei Almásfüzitő zwischen Györ und Budapest. Dort lagern zwölf Millionen Tonnen Giftschlamm in sieben Becken, die 40 Hektar Land bedecken. „Wenn dieses Becken bricht, wäre die Trinkwasserversorgung für weite Teile Ungarns in Gefahr“, sagte Andreas Beckmann, der Direktor des WWF-Donau-Programms heute in Wien. Nach einem EU-Bericht von 2004 gibt es in ganz Ungarn über 260 kritische Deponien mit Abfall und Abraum aus dem Bergbau, davon acht besonders gefährliche – mit Rückständen aus dem Abbau von Gold und Uran. 25 dieser „Hotspots“ besitzen ähnliche Giftschlammbecken, drei davon sind voll mit Rotschlamm. Nach Informationen, die dem WWF Ungarn vorliegen gibt es rund 55 Millionen Kubikmeter Rotschlamm, die in diesen Absetzbecken gelagert sind, viele davon in neu genehmigten Anlagen.
Der WWF kritisiert die EU-Richtlinie für die Sicherheit im Bergbau, die zehlreicher Verbesserungen bedarf. Ein Problem ist die Übergangslösung bis 2012 für die osteuropäischen EU-Staaten. Die Umweltorganisation fordert eine lückenlose Untersuchung der Altlasten nicht nur in Ungarn sondern für ganz Osteuropa und ihre Beseitigung. Inzwischen wurden bereits tote und verätzte Fische in der Donau gefunden.
Das Werk bei Almásfüzitő liegt direkt an der Donau und befindet sich in stark Erdbeben gefährdetem Gebiet. Die dort seit 1945 gelagerten zwölf Millionen Tonnen Rotschlamm enthalten neben 120.000 Tonnen an Schwermetallen weitere unbekannte Chemikalien, Abfälle, Öl und Abwässer. Die Auffangbecken sind nicht genügend gesichert und kaum mit Ton abgedichtet. Die Wahrscheinlichkeit einer Verschmutzung des Grundwassers ist sehr hoch, so der WWF.
Der WWF präsentierte heute eine Karte weiterer Giftquellen von Ungarn bis zum Donaudelta. Darunter befindet sich auch das Tulcea Aluminiumwerk in Rumänien, wo derzeit 20 Hektar von giftigem Rotschlamm gelagert sind. Ätzende und giftige Staubwolken und viele Lecks hatten bereits Fisch- und Vogelsterben ausgelöst. Ein Unfall dort würde das Donaudelta und die Tierwelt massiv bedrohen. Die Becken lecken bereits und die Giftstoffe können durch Wind und Regen in die Umwelt gelangen.
Auch in Serbien befinden sich mehrere Schwerindustrieunternehmen direkt an der Donau. Der Pancevo-Komplex beinhaltet Ölraffinerien und produziert Düngemittel und Vinylchlorid. Eine Untersuchung ergab, dass dort Quecksilber und weitere giftige und krebserregende Substanzen lagern. In Bulgarien liegen 20 teils aufgelassene Becken, die zum Teil mit Erde bedeckt sind.
Inzwischen gelang es, in den betroffenen Gewässern nach dem Unfall bei Kolontar den PH-Wert auf neun zu reduzieren. Auch der Seitenarm der Donau bei Györ hat derzeit einen Wert unter zehn verglichen mit dem Normalwert von 7,5. Die gemessenen Werte im Grundwasser sind noch nahezu normal. Wie der WWF-Experte Gabor Figeczky betont, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden, ob sich die Werte durch das Einsickern von Oberflächenwasser verschlechtern. „Durch das Einschütten von Säuren in die Flüsse werden die Schwermetalle wie z.B. Chrom löslicher und lagern sich leichter im Grundwasser und in den Flussbecken ab“, so Figeczky. Tote und verätzte Fische wurden bereits bei Györ gefunden.
Rückfragehinweis:
MMag. Franko Petri, WWF-Pressesprecher, Tel. 01-48817-231
Email: franko.petri@wwf.at.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Scheue Pallaskatze im indischen Himalaja entdeckt
Im indischen Hochgebirge ist WWF-Forscher:innen eine spektakuläre Entdeckung gelungen: Erstmals konnten sie dort die scheue Pallaskatze fotografieren. Außerdem verzeichneten sie neue Rekorde zu Wildkatzen in dem Gebiet.
WWF: Neues EU-Klimaziel 2040 wird durch Tricks und Klauseln ausgehöhlt
Umweltorganisation kritisiert „faulen Kompromiss“ der Politik – Wirksamer Klima- und Naturschutz in Europa anstelle teurer Schlupflöcher und Scheinlösungen
Neuer Report: WWF alarmiert über illegalen Handel mit asiatischen Großkatzen
Zunehmender Handel mit geschützten Arten im Internet – WWF warnt vor kriminellen Verflechtungen bis nach Europa und fordert bessere internationale Zusammenarbeit
WWF entdeckt extrem scheue Pallaskatze auf fast 5.000 Metern Höhe
Spektakuläre Entdeckung: WWF fotografiert erstmals eine Pallaskatze im indischen Hochgebirge – Neue Rekorde zu weiteren Wildkatzen in der Region – Besserer Schutz der Artenvielfalt des Himalajas gefordert
WWF-Studie: 190 Hektar neue Moorflächen in Österreichs Alpenraum bestätigt
Rund 90 Prozent der neu bestätigten Moore in keinem guten Zustand – WWF fordert Analyse weiterer Potenzialflächen und Moor-Renaturierung
WWF-Erfolg: Neuer Laichplatz für Fische an Tiroler Fluss
Im Rahmen des Projektes INNsieme connect wurden wichtige Kieslebensräume am Schlitterer Gießen wiederhergestellt. Mit vollem Erfolg: Die erste Bachforelle nahm den neuen Laichplatz sofort an.
WWF warnt vor Gewerbepark-Wildwuchs durch neue Autobahnen
Analyse zeigt rasantes Wachstum der Gewerbeflächen – Straßen als Magnet für neue Gewerbeparks – WWF fordert Umdenken in Raumordnungs-, Verkehrs- und Steuerpolitik
Sensationsfund in der Drau: Ausgestorben geglaubter Stör wieder entdeckt
WWF erfreut über überraschenden Fund und bestärkt im Einsatz zur Rettung der letzten Störe – Wiederherstellung von Fluss-Lebensräumen durch ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes gefordert












