70 Seeadler-Brutpaare in Österreich – Besenderungen in Niederösterreich und Burgenland liefern wichtige Erkenntnisse für Schutz des österreichischen Wappentiers – Illegale Verfolgung ist größte Bedrohung für heimische Population
WWF: Weltweit erster 5-Länder-Biosphärenpark nominiert
Wien/Graz, 01.10.2019 – 30 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs übermitteln heute fünf europäische Länder einen gemeinsamen Antrag an die UNESCO zur Anerkennung des ersten ’5-Länder-Biosphärenparks’ der Welt. Mit einer Gesamtfläche von rund 930.000 Hektar und einer Länge von 700 Kilometern entsteht Europas größtes Flussschutzgebiet. Der ’Amazonas Europas’ beginnt an der steirischen Mur und erstreckt sich über die Drau bis zur Donau – von Österreich über Slowenien, Ungarn und Kroatien bis nach Serbien. Bis 1989 war die Flusslandschaft noch durch den Eisernen Vorhang getrennt. "Die heutige Nominierung ist ein Paradebeispiel dafür, wie Naturschutz Grenzen überwinden und Brücken schlagen kann. Sie legt den Grundstein für den Schutz eines einzigartigen Flussökosystems. Mit dem ‘5-Länder-Biosphärenpark Mur-Drau-Donau’ schreiben die beteiligten Länder Naturschutzgeschichte", freut sich Andrea Johanides, Geschäftsführerin des WWF Österreich, über die Einreichung, an der die Naturschutzorganisation maßgeblich mitgewirkt hat. Die Anerkennung des grenzübergreifenden Biosphärenparks durch die UNESCO ist für Juni 2020 zu erwarten.
"Die einzigartige Flusslandschaft braucht den Vergleich mit dem Amazonas nicht zu scheuen", erklärt WWF-Projektleiter Arno Mohl. Das Gebiet beherbergt mit über 140 Brutpaaren die größte Seeadlerdichte Europas und ist Rastplatz für mehr als eine Viertelmillion Wasservögel. Sowohl die Identität der Region als auch die Lebensqualität der Menschen hängen stark von den Lebensadern Mur, Drau und Donau ab. Intakte Auen schützen Siedlungen vor Hochwassern und garantieren die Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Die reizvolle Landschaft birgt großes Potential im nachhaltigen Tourismus. "In Zeiten der Klimakrise und des Artensterbens ist der Schutz unserer letzten Naturgebiete eine Überlebensfrage geworden. Der ’5-Länder-Biosphärenpark’ beschreitet neue Wege, die statt Naturausbeutung – beispielsweise durch zerstörerische Wasserkraftprojekte – eine nachhaltige Form des Miteinanders von Mensch und Natur ermöglichen", ist Mohl überzeugt.
Modellregion für Naturschutz und nachhaltige Regionalentwicklung
Das Herzstück des Parks bilden die streng geschützten Auenlandschaften entlang der Flüsse, die aus einer Kette von 13 größeren lokalen Schutzgebieten bestehen. Die davon umfassten rund 280.000 Hektar entsprechen weit mehr als der Gesamtfläche aller Nationalparks in Österreich oder der 29-fachen Fläche des Nationalparks Donauauen. Die Kern- und Pflegezone ist von einer Übergangszone im Ausmaß von rund 650.000 Hektar umgeben, die für nachhaltige Land- und Forstwirtschaft sowie sanften Tourismus vorgesehen ist. Im künftigen ’5-Länder-Biosphärenpark’ leben und arbeiten rund 900.000 Menschen. "Die heutige Antragstellung ist ein Meilenstein in der Entstehung einer mitteleuropäischen Modellregion unter UNESCO-Patronanz, in der Naturschutz und nachhaltige Regionalentwicklung Hand in Hand gehen sollen", bekräftigt Mohl.
Parallel zur Einreichung werden bereits konkrete Projekte umgesetzt, die ein Gesamtvolumen von rund 14 Millionen Euro haben und von der Europäischen Union kofinanziert werden. So arbeiten die Schutzgebietsverwaltungen der Mur-Drau-Donau-Region seit 2017 in der Initiative ’coop MDD’ an grenzüberschreitenden Schutzmaßnahmen. 2018 erfolgte der Startschuss für den ’Amazon of Europe Biketrail’. Die ersten Stationen des länderübergreifenden Fahrradwegs zwischen Mureck und Serbien liegen in den steirischen Biosphärenparkgemeinden. Spätestens 2021 soll es Sport- und Naturinteressierten möglich sein, Radtouren inklusive Gepäcktransport und Exkursionen zu den Natur- und Kulturschätzen der Region zu buchen. Ebenfalls durchgeführt werden Flussrevitalisierungen, die neuen Lebens- und Erlebnisraum schaffen.
Seit den 1990er Jahren ist der WWF in Kooperation mit EuroNatur und zahlreichen Partnern international federführend für den Erhalt der wertvollsten zusammenhängenden Flusslandschaft Mitteleuropas aktiv. 2011 beschlossen die Umweltminister der fünf Länder die Gründung des Biosphärenparks. Die Flussgebiete von Kroatien und Ungarn erhielten 2012 den Biosphärenpark-Status, gefolgt von Serbien (2017) und Slowenien (2018). Im Juni 2019 wurden schließlich 13.000 Hektar Flusslandschaft der südoststeirischen Mur – getragen von den vier Gemeinden Bad Radkersburg, Halbenrain, Mureck und Murfeld – als Biosphärenpark anerkannt. Nun sollen die einzelnen Biosphärenparks unter einem gemeinsamen Dach vereint werden.
An der Antragserstellung waren aus Österreich der WWF, das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, das Land Steiermark sowie das MAB-Nationalkomitee an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften beteiligt. Inhaltlich koordiniert wurde der Antrag vom Klagenfurter Institut für Ökologie (E.C.O.).
Website: www.amazon-of-europe.com
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
Pressesprecher WWF Österreich
+43 676 83 488 276
florian.kozak@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Hunde-Spaziergang am Inn: Wie man Vogel-Nachwuchs schützen kann
An den Kiesbänken des Inns brüten derzeit wieder seltene Vogelarten. Doch Hundebesitzer:innen und ihre freilaufenden Hunde können den Nachwuchs unwissentlich gefährden.
WWF und BirdLife appellieren zu Rücksichtnahme an den Brutplätzen am Inn
Seltene Vögel brüten an den Kiesbänken des Inns – WWF und BirdLife ersuchen um Rücksichtnahme an beschilderten Brutplätzen – Länderübergreifendes Projekt INNsieme connect schützt Artenvielfalt am Inn
WWF: Dotierung der Oberen Lobau ist nur Tropfen auf heißen Stein
Neue Wasserzuleitung fällt zu gering aus und stoppt Austrocknung der Unteren Lobau nicht – WWF fordert Rettung des Naturjuwels – Wiener Stadtregierung massiv gefordert
WWF warnt: Millionen getötete Jungfische durch Wasserkraft am Inn
Lokalaugenschein: Schwall-Belastung tötet Jungfische und Fischlarven am Inn – WWF und Tiroler Fischereiverband fordern umfassende Sanierung der Schwall-Belastung durch Tiwag und Verbund in Tirol
ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT – Umweltfonds jetzt auch in Deutschland verfügbar
Mit dem ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT ermöglicht die Erste Asset Management nun auch Anleger:innen in Deutschland, in globale Unternehmen zu investieren, deren Produkte und Dienstleistungen bestimmten Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Vor allem die Themenfelder Erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Recycling und Abfallwirtschaft, Wasseraufbereitung und –versorgung sowie nachhaltige Mobilität werden in der Strategie des Fonds berücksichtigt. In Österreich gehen der WWF und die Erste AM bereits seit 17 Jahren einen gemeinsamen Weg. Seit 2006 erreicht der Fonds eine überzeugende Performance und bietet interessante Wachstumschancen – sowohl in finanzieller als auch in ökologischer Hinsicht. Anleger:innen sollten dabei aber stets die Risiken beachten, die Investments in Wertpapiere beinhalten.
WWF: Neue Umfrage zeigt Kaunertal-Absage und Reformbedarf der TIWAG
Geplanter Ausbau Kraftwerk Kaunertal ist schon für Hälfte der Bevölkerung nicht akzeptabel – Zwei Drittel für alternativen Standort bei naturverträglichen Alternativen – 80 Prozent fordern Reformen bei TIWAG
Good News: Griechenland verbietet Fischerei mit Grundschleppnetzen
Als erstes Land in der EU verbietet Griechenland die zerstörerische Fischerei-Methode ab 2030 in allen Meeresschutzgebieten.
Tag zum Schutz der Alpen: WWF fordert Schutz alpiner Freiräume
Ausbau des Kraftwerks Kaunertal und Verbauung freier Gletscherflächen gefährden überlebenswichtige Ökosysteme – WWF fordert Stopp des Kaunertalprojekts und Unterschutzstellung der Gletscherflächen