Weltnaturschutzorganisation IUCN aktualisiert Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten – Amphibien und Süßwasserfische besonders bedroht – WWF fordert ambitionierteren Natur- und Klimaschutz
WWF: Weltweiter Rohstoffhunger verschlingt tropische Arten

Wien, 17. Dezember 2008 – Während vor unserer Haustüre in den gemäßigten Breiten der technologische Fortschritt und intensive Unweltschutzbemühungen der letzten Jahrzehnte langsam Wirkung zeigen ist der Rückgang der Tiervielfalt in den Tropen nach wie vor dramatisch. 76 Prozent der Arten gingen in den tropischen Regenwäldern Mittel- und Südamerikas in den letzten 34 Jahren verloren. Dies zeigen aktuelle Erkenntnisse des WWF Living Planet Reports 2008 – die führende Weltumweltstudie zum Gesundheitszustand unseres Planeten.
Der im WWF-Weltumweltbericht ermittelte „Living Planet Index“ zeigt, wie es um die weltweite Artenvielfalt bestellt ist. Die aktuellen Zahlen aus 2008 sind keineswegs beruhigend. Während vor unserer Haustüre in den gemäßigten Breiten der technologische Fortschritt und intensive Unweltschutzbemühungen der letzten Jahrzehnte Wirkung zeigen den verbliebenen Rest der Natur noch schützen zu können, ist der Verlust der biologischen Vielfalt in den Tropen nach wie vor dramatisch. Von 1970 bis 2005 haben 1.333 Bestände von 585 tropischen Arten im Durchschnitt um mehr als die Hälfte abgenommen. Beschränkt man die Betrachtung auf die Gebiete des Tropenwaldes ist man im selben Zeitraum mit einem Rückgang der Tierbestände um nahezu zwei Drittel konfrontiert. „Am schlimmsten ist der Verlust der Artenvielfalt in der Region Mittel- und Südamerika. 76 Prozent der Tiere sind dort in einem Zeitraum von nur 34 Jahren verloren gegangen“, so WWF-Experte Dr. Christoph Buksnowitz. „Deshalb setzt der WWF Österreich mit seinen Regenwaldprojekten schon seit Jahren einen Schwerpunkt in dieser Region.“
Weltweiter Rohstoffhunger zuviel für den Planeten
Eine der Hauptursachen für die Bedrohung der tropischen Tierarten ist der Verlust ihres Lebensraumes. Alleine in Brasilien gingen im Zeitraum von 2000 bis 2005 pro Jahr 3,5 Millionen Hektar Regenwald verloren. Illegale Abholzungen, Waldbrände und schließlich der Klimawandel sind zur Bedrohung dieses weltweit bedeutenden Lebensraums geworden. Die Ursache der fortschreitenden Zerstörung der tropischen Wälder ist der globale Rohstoff- und Energiehunger. Die Länder der tropischen Regionen generieren einen großen Anteil ihrer gesamten Wirtschaftsleistung durch die Nutzung von Rohstoffen. Die geringe Wertschöpfung der Rohstoffe als Exportgüter ohne weitere Veredelungsschritte steht dem steigenden Bedarf der Tropenländer an teuren Importprodukten gegenüber. Alleine die EU-Importe aus Brasilien entsprechen einer Produktionsleistung von über 25 Millionen Hektar Land. Dies verdeutlicht, dass die Ausbeutung der tropischen Regionen nicht nur auf die Deckung der Grundbedürfnisse der lokalen Bevölkerung zurückzuführen ist, sondern insbesondere auf den Rohstoffhunger der wachsenden Weltbevölkerung.
Ökologischer Schuldner Österreich
Mehr als drei Viertel aller Menschen leben heute in Länder deren Konsum die biologische Kapazität ihres Landes übersteigt. Auch Österreich zählt zu diesen ökologischen Schuldnern. Herr und Frau Österreicher nutzen durchschnittlich doppelt so viele Ressourcen wie sie verbrauchen dürften. „Ein klares Bekenntnis zu einem Richtungswechsel hin zu Nachhaltigkeit und Reduktion der ökologischen Schuld ist deshalb unumgänglich“, appelliert Buksnowitz. „Nur so können die verbliebenen tropischen Wälder und die darin lebenden Arten geschützt und unser Lebensstandard gesichert werden.“
Living Planet Index
Der WWF setzt den “ Living Planet Index“ seit den 1970er Jahren als Indikator für den globalen Zustand der Artenvielfalt ein. Er wird an den Beständen von fast 5000 Populationen von 1.686 Arten von Säugetieren, Vögeln, Reptilien, Amphibien und Fischen aus aller Welt gemessen. In den letzten 35 Jahren hat er um fast 30 Prozent abgenommen. Weitere Informationen unter www.wwf.at
Rückfragehinweis:
Mag. (FH) Lisa Simon, WWF Pressesprecherin, Tel. 01-48817-215.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF: Österreich enttäuscht beim Klima-Index
Österreich liegt im Klimaschutz-Index nur auf Platz 32 – Kritik an Energieverschwendung und hohen CO2-Emissionen, Lob für Klimaticket und Einstieg in CO2-Bepreisung – WWF fordert starkes Klimaschutzgesetz und Abbau umweltschädlicher Subventionen
Causa Ohlsdorf: WWF fordert Reform der Raumordnung in Oberösterreich
Rechnungshof-Bericht zeigt große Defizite und massiven Handlungsbedarf – WWF fordert rasche Umsetzung aller Empfehlungen und Maßnahmen gegen Flächenfraß – Zuständiger Landesrat Achleitner gefordert
Fünf WWF-Tipps für umweltschonenden Christbaumkauf
Großteil der Österreicher:innen setzt auf echte Bäume zu Weihnachten – Naturschutzorganisation liefert Entscheidungshilfe für umweltschonende Baumwahl
WWF warnt vor Scheitern der COP28: Auslaufen fossiler Energien als Knackpunkt
Fossile Energien entscheiden über Erfolg und Misserfolg der Klimakonferenz – WWF fordert Verknüpfung mit Ausbau der Erneuerbaren – Fonds für Klimaschäden ist positiver Grundstein für mehr Klimagerechtigkeit
Weltbodentag: WWF kritisiert Ausreden und Schönfärberei der Politik
Bodenverbrauch in Österreich nach wie vor zu hoch, Versiegelung sogar schlimmer als bislang angenommen – Naturschutzorganisation fordert wirksame Maßnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden
WWF-Erfolg: Seltenes Sumatra-Nashorn geboren
In Indonesien gibt es Nachwuchs bei den extrem seltenen Sumatra-Nashörnern! Die Geburt des männlichen Kalbs ist ein wichtiger Erfolg der Sumatra-Nashorn Allianz, zu der auch der WWF gehört. Denn laut Schätzungen gibt es weltweit nur mehr 80 Tiere dieser Art.
WWF: Bodenversiegelung deutlich höher als angenommen
Neue offizielle Zahlen bestätigen hohen Bodenverbrauch in Österreich – Versiegelte Fläche ist sogar um über 20 Prozent höher als bisher berechnet – WWF fordert Bodenschutz-Paket
Stromanbieter-Check 2023: Jede fünfte Kilowattstunde Strom aus fossilen Energien
21 Prozent des österreichischen Stroms aus Gas und Kohle – Vier Atomstrom-Konzerne direkt am heimischen Strommarkt aktiv – Stromanbieterwechsel ist kinderleicht, kostenlos und geht schnell