WWF zu Weltbodentag: Wer Straßen baut, wird Zersiedelung ernten

3. Dezember 2021 | Politische Arbeit, Presse-Aussendung

Naturschutzorganisation unterstützt Aus für teure Megaprojekte und fordert weitere Maßnahmen zum Stopp des Flächenfraßes
Straßen treiben die Zersiedelung voran © Christoph Wisser

Im Vorfeld des Weltbodentages am Sonntag erinnert der WWF Österreich an den enormen Beitrag des Straßenbaus zum Flächenfraß. „Straßen gehören zu den größten Bodenfressern überhaupt. Allein durch die Wiener Außenring-Schnellstraße, die den Lobau-Tunnel miteinschließt, würden 156 Hektar Grünraum permanent verloren gehen. Das entspricht mehr als dem durchschnittlichen jährlichen Bodenverbrauch des Bundeslandes Salzburg”, erklärt WWF-Bodenschutz-Sprecherin Maria Schachinger. Die Naturschutzorganisation bewertet daher die Absage mehrerer großer Straßenbauprojekte durch Umweltministerin Leonore Gewessler als Meilenstein für die Klima- und Bodenpolitik. „Wer angesichts der massiven Klimakrise und des Artensterbens an derart verfehlten Großprojekten festhält, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden”, kritisiert Schachinger. Der WWF fordert daher die Erweiterung des Klima- und Bodenchecks auf weitere Großbauprojekte, einen massiven Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel und Radwege sowie eine verbindliche Obergrenze für den Bodenverbrauch von maximal einem Hektar pro Tag.

Land der Straßen
Das österreichische Straßennetz hat bereits jetzt eine Gesamtlänge von 127.000 Kilometern – es könnte also die Erde dreimal am Äquator umspannen. Wissenschaftlich ist längst erwiesen, dass neue Autobahnen und Schnellstraßen nicht nur mehr Verkehr anziehen, sondern zusätzlich die Zersiedelung befeuern. „Neue Straßen machen das Abwandern in entlegene Regionen attraktiver. Sie steigern die Nachfrage nach neuen Gewerbeparks, Parkplätzen und Supermärkten auf der grünen Wiese – die ihrerseits wieder neue Straßen erfordern“, analysiert Maria Schachinger. „Das politische Versprechen von der Verkehrsentlastung gehört daher ins Reich der Märchen.“

Insgesamt verbrauchte Österreich im Schnitt der letzten drei Jahre 11,5 Hektar Boden pro Tag. Das liegt um mehr als das Vierfache über dem Nachhaltigkeitsziel des Bundes von 2,5 Hektar. „Der Flächenfraß hat jedes naturverträgliche Maß überschritten. Er treibt das Artensterben und die Klimakrise voran und gefährdet die Gesundheit und Lebensgrundlage der Menschen”, warnt WWF-Expertin Maria Schachinger. „Ohne eine neue Mobilitätspolitik wird Österreich daher weder seine Klimaziele noch die Bodenschutz-Ziele erreichen.” Neben dem Stopp neuer Schnellstraßen und Autobahnen fordert der WWF einen übergeordneten Bodenschutz-Vertrag von Bund, Ländern und Gemeinden zur verbindlichen Beschränkung des Bodenverbrauchs.

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Valentin Ladstätter
Pressesprecher, WWF Österreich

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