Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
WWF zur Wasserkraft: Wo kann noch gebaut werden?
![Inn Inn](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/06/wwf-at_Inn_Kranebitter_cWWF_Martin-Hof.jpg)
Wien, am 29. Juni 2011 – Trotz eines Ausbaugrades von bereits über 70 Prozent, ortet die E-Wirtschaft noch reichlich Potential für die Wasserkraft an Österreichs Flüssen. In einer heute präsentierten Untersuchung zeichnet der WWF ein realistischeres Bild: Soll der Ausbau der Wasserkraft in Österreich nicht nur rein technisch möglich, sondern auch ökologisch vertretbar sein, ist der Plafond mit 3.100 Gigawattstunden (GWh) erreicht. Dies geht aus einer detaillierten Analyse der Universität für Bodenkultur im Auftrag des WWF hervor, für die bislang noch ungenutzte Abschnitte der 53 größten Flüsse Österreichs untersucht wurden. Addiert man jedoch jene 2.000 GWh, die in Modernisierungen bestehender Kraftwerke stecken, könnte Österreich die Ziele der Energiestrategie der Bundesregierung dennoch erreichen, ohne wertvolle Flussstrecken wie jene in Schutzgebieten heranzuziehen.
Die Energiestrategie sieht einen Ausbau der Erneuerbaren um 3.500 GWh bis 2015 vor.
Für die WWF-Untersuchung, wurde das technisch mögliche Ausbaupotential für die Wasserkraft der Schutzwürdigkeit der Gewässer gegenübergestellt. Die vorliegende Studie schlüsselt das Ausbaupotential von insgesamt 3.100 GWh erstmals konkret und detailliert auf.
Ökologischer Ausbau ist möglich
Ein Potential von 2.700 GWh liegt an Flussabschnitten, die ökologisch bereits stark degradiert sind, und deshalb für einen weiteren Ausbau der Wasserkraft zuerst herangezogen werden sollten. Solche Strecken liegen etwa in Vorarlberg an der Bregenzer Ache und der Ill, in Tirol an der Rosanna, der Trisanna, dem Inn, der Sill und der Melach. Auch an der Kärntner Drau, der Steirischen Mürz oder der Salzach im Bundesland Salzburg gibt es noch Platz für neue Kraftwerke. „Natürlich empfiehlt unsere Studie nicht, dass alle geeigneten Flüsse sofort vollständig ausgebaut werden sollen“, stellt WWF-Wasserkraftexperte Christoph Walder klar. „Sie soll Politik und Wirtschaft vielmehr zeigen, wo ökologisch verträglicher Ausbau theoretisch noch möglich ist.“ Dennoch müssen alle Projekte umsichtig geplant und für die entsprechenden Genehmigungsverfahren vorbereitet werden. Oft sprechen im konkreten Verfahren dennoch lokale Konflikte oder spezielle Naturschutzbelange gegen eine Realisierung.
Hohe Potentiale – aber viele in Schutzgebieten
Die Energieerzeugung aus Wasserkraft hat in der Alpenrepublik einen hohen Stellenwert. Insgesamt stellen Österreichs 53 größte Flüsse ein energiewirtschaftliches Potential von rund 41.615 GWh bereit. Rund die Hälfte davon – 20.580 GWh – wird bereits genutzt.
![Bestehende und geplante Wasserkraftwerke in Österreich, © by WWF Bestehende und geplante Wasserkraftwerke in Österreich, © by WWF](/wp-content/uploads/2021/10/4e09e2e3e0904_o.jpg)
Von den restlichen rund 21.000 GWh liegen 4.400 GWh in Schutzgebieten wie dem Nationalpark Hohe Tauern und können laut WWF nicht mehr genutzt werden. Weitere 7.290 GWh sind aus WWF-Sicht unantastbar, weil es sich um natürliche bzw. naturnahe Strecken mit hoher Artenvielfalt und typischen Gewässer- und Auenlandschaften handelt. Weitere 5.890 GWh Potential wiederum liegen in Flussabschnitten, deren Besonderheit es ist, dass sie noch auf langen Strecken unzerschnitten sind. „Gerade für wandernde Arten wie den seltenen Huchen, sind Flüsse wie die Obere Mur, der Inn oder die Enns, die noch frei fließen, extrem wichtig. Hier ist darauf zu achten, dass diese Fließstrecken so lange wie möglich so großflächig wie möglich erhalten bleiben. Sie sind aber nicht grundsätzlich alle für den weiteren Ausbau tabu“, erklärt Walder. Der Rest von rund 320 GWh verteilt sich vor allem auf Strecken, in denen die Datengrundlage nicht ausreichend war.
Insgesamt könnten laut WWF daher maximal 3.100 GWh für die Errichtung neuer Anlagen unter Berücksichtung realisiert werden. Rund die Hälfte der 60 in Österreich geplanten Großkraftwerke liegt jedoch in sensiblen Gebieten, die eines oder mehrere dieser schützenswerten Merkmale aufweisen.
Energiewende braucht Mix aus Wasserkraftausbau und Energieeffizienz
Der WWF plädiert für einen ökologisch verträglichen Ausbau der Wasserkraft bei gleichzeitiger Nutzung aller Effizienzpotentiale. „Eine echte Energiewende weg von Öl und Kohle und hin zu Erneuerbaren ist nur möglich, wenn wir unser Energiesystem in geeigneter Weise umbauen“, ist Annabella Musel, Energieexpertin des WWF, überzeugt. Alleine durch Effizienzmaßnahmen in der Gebäudesanierung könnten bis 2050 rund 60.000 GWh – das sind 50 Prozent des derzeitigen Gebäudeenergiebedarfs – eingespart werden. Würde noch verstärkt in den Ausbau von Solar, Wind und Biomasse investiert, könnten bis 2050 rund 33.000 GWh Strom zusätzlich erzeugt werden.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...