Wichtige Unterlagen zu Kraftwerksbau unter Verschluss – WWF und Verein “Lebenswertes Kaunertal” fordern Transparenz und unabhängige Prüfung der Gefahrenlage – TIWAG und Landesregierung in der Pflicht
Zurück zum Ötscher: Bär Moritz war auf Weibchensuche

Wien, am 19. Januar 2010 – Worüber bereits zu Jahresbeginn gemutmaßt wurde, ist jetzt nach der genetischen Auswertung aller 2009 gesammelten Bärenhaare- und Losungen bewiesen: Der bereits tot geglaubte Braunbär Moritz ist aus dem Salzkammergut in seine alte Heimat, das Ötschergebiet, zurück gewandert. Er legte dabei in der zweiten Maihälfte eine Strecke von 100 Kilometern zurück. „Es ist sehr ungewöhnlich, dass ein erwachsener Bär sein Streifgebiet nach fünf Jahren verlässt“, erklärt Bärenanwalt Georg Rauer vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde (FIWI) der Veterinär-medizinischen Universität Wien. „Wir vermuten, dass Moritz’ Wanderung mit der Suche nach einem Weibchen zusammenhängt, zumal er zur Paarungszeit aufgebrochen ist.“ Seit Dezember befindet sich der Bär im Gebiet zwischen Ötscher und Hochschwab in Winterruhe.
Der WWF sieht das Wiederauftauchen von Moritz als Fingerzeig für die Behörde, heuer endlich die notwendigen Schritte für eine Bestandesstützung einzuleiten. „Wir haben uns monatelang Sorgen um Moritz gemacht. Dass er jetzt da ist, soll als Signal für den längst überfälligen Rettungsplan der Bären in Österreich verstanden werden“, unterstreicht WWF-Bärenprojektleiter Christoph Walder.
Das Beispiel des Landes Kärnten, wo der Bär nie wirklich ausgestorben war und hohe Akzeptanz genießt, beweist, dass ein Miteinander möglich ist. „Wenn der Bär bei uns ausstirbt, dann nicht, weil er keinen Lebensraum vorfindet, sondern wegen des Versagens von Politik und Behörden, die nichts für ihn tun!“, ist Walder vom WWF überzeugt.
Auch renommierte europäische Wildtierexperten empfehlen die rasche Ansiedelung von zehn Bären aus Slowenien, damit die Art in Österreich überleben kann: Ende November berieten in Wien 15 österreichische und internationale Wissenschaftler unter der Federführung der Weltnaturschutzunion IUCN über die prekäre Lage der Österreichischen Bären. Sie kamen überein, dass ein sofortiger Aktionsplan für eine Bestandesstützung 2010 die einzige Möglichkeit ist, die österreichischen Bären vor dem Aussterben zur retten. Ein entsprechendes Empfehlungsschreiben wurde noch vor Jahresende an die verantwortlichen Behörden in Österreich und Brüssel übermittelt.
Die EU-Kommission hatte bereits im Mai 2009 kritisiert, dass Österreich keine Maßnahmen zur Rettung seiner Braunbären setze. „Will der Umweltminister den Braunbären als das Symboltier des heimischen Naturschutzes ausgerechnet im Jahr der Biodiversität aussterben lassen?“, fragt sich WWF-Bärenprojektleiter Christoph Walder.
Österreich hat sich im Jahr 2001 – wie alle Mitgliedsländer der EU – am Gipfel in Göteborg verpflichtet, bis 2010 den Verlust an biologischer Vielfalt zu stoppen. Damals umfasste die Österreichische Bärenpopulation im NÖ/Steiermärkischen Grenzgebiet noch rund zehn weibliche und männliche Bären. Heute sind von dieser Kernpopulation nur noch Moritz und sein Vater Djuro am Leben. Auch die vereinzelt im Grenzgebiet zu Slowenien und Italien vorkommenden Bären sind allesamt Männchen.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Christoph Walder, WWF-Bärenprojektleiter, Tel. 0676/92 55 430, E-Mail: walder@ecotone.at
Georg Rauer, Bärenanwalt, Tel. 0664/6219419, E-Mail: georg.rauer@fiwi.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Wie sich Polarfüchse den hohen Norden zurückerobern
2022 war ein Rekordjahr für den Polarfuchs: Insgesamt 762 Jungtiere wurden in Norwegen, Schweden und Finnland im Sommer gezählt.
Treibhausgas-Bilanz: WWF fordert Klima- und Naturschutz-Offensive
Umweltschutzorganisation fordert Reformen für langfristige Krisensicherheit: Energie sparen, umweltschädliche Subventionen abbauen, Bodenschutz-Vertrag beschließen
Ich bin im TEAM PANDA
Gemeinsam mit dem TEAM PANDA machen sich viele Kinder für einen lebendigen Planeten stark. Willst du wissen, wer dabei ist und warum? Dann schmökere dich mal durch die Seiten von...
WWF-Bilanz nach “Jahr des Tigers”: Lichtblicke im Artenschutz
Asiatisches Mondjahr im Zeichen des Tigers geht zu Ende: Zahl der Tiger durch Schutzmaßnahmen gestiegen – Umweltschutzorganisation im Einsatz gegen illegale Wilderei bestärkt
WWF-Monitoring zeigt Stillstand beim Bodenschutz
Bodenschutz-Versprechen des Koalitionspakts unter der Lupe: 15 von 22 Projekten hängen immer noch in der Warteschleife – Neue Strategie muss robuste Ziele & Maßnahmen enthalten – Landwirtschaftsminister gefordert
Wer sind die Schneekönige?
Eisiges Wetter ist für uns Menschen oft sehr unangenehm. Nicht so im Tierreich! Etliche Arten sind perfekt an die winterliche Umgebung angepasst und trotzen Schnee und Kälte....
Energie-Effizienz-Gesetz: WWF fordert Einsparziel von 30 Prozent
Umweltschutzorganisation: Begutachtungsentwurf ist zahnlos und wenig ambitioniert – WWF fordert Senkung des Energieverbrauchs um zumindest 30 Prozent bis 2030
Betroffene fordern unabhängige Prüfung der Naturgefahren im Kaunertal + Fotos
Kraftwerksbetrieb und Klimakrise verstärken Naturgefahren im Kaunertal – Festhalten der TIWAG an überalterten Plänen völlig unverantwortlich – Landeshauptmann Mattle darf Sicherheitsfragen nicht an UVP auslagern