WWF initiiert Appell der Wissenschaft an die Landeshauptleute: Renaturierungsgesetz wäre einmalige Chance für Natur, Klimaschutz und Ernährung – Warnung vor Scheitern
Augen auf beim Fischkauf: Keine bedrohte Arten auf den Teller
Wien, 20. November 2014 – Niemand würde Tigersteak oder Nashornsuppe essen wollen, bei Fisch aber machen wir eine Ausnahme, auch Arten, die stark unter Druck stehen, landen auf unseren Tellern. Anlässlich des morgigen Weltfischereitags (21. November) warnt der WWF vor den gefährlichen Effekten die Fischerei auf bedrohte marine Arten haben kann. Haie zählen zu der am stärksten gefährdeten Gruppe, aber auch langsam wachsende Tiefseearten wie Rotbarsch oder Arten, die zwischen Süß- und Salzwasser wandern, sind anfällig.
„Viele Fischspezialitäten treiben die Überfischung bedrohter Arten voran, beispielsweise Haifischflossensuppe im Asiatischen Raum aber auch hierzulande beliebter Räucheraal oder Schillerlocken. Letzteres sind Bauchlappen vom Dornhai“, so Simone Niedermüller vom WWF Österreich. Haie sind besonders von Überfischung bedroht, weil sich praktisch alle Arten langsam reproduzieren, sie werden spät geschlechtsreif und bekommen wenig Junge. Dennoch werden sie sowohl küstennah als auch auf Hoher See gezielt befischt und werden zusätzlich in anderen Fischereien z.B. auf Thunfisch beigefangen. „Der Hai ist das letzte kommerziell bejagte Raubtier. Dass Hammerhai und Fuchshaie aus dem Mittelmeer praktisch verschwunden sind ist auch Ergebnis von regionaler Überfischung“, so WWF-Expertin Niedermüller. Sie fordert eine bessere Regulierung der Fischerei auch auf wandernde Arten, deren Bestände von mehreren Nationen befischt werden. „Haie und Thunfische halten sich nicht an Grenzen. Diese großen Raubfische haben eine wichtige Rolle im Ökosystem. Deshalb muss eine nachhaltige Fischerei grenzüberschreitend etabliert werden“.
Daran hapert es in der Praxis oft. Erst diese Woche wurden die Fangquoten für Roten Thun von der zuständigen Internationalen Kommission (ICCAT) um jährlich 20 Prozent erhöht. Der Appetit auf Sushi und Sashimi hatte dazu geführt, dass die Art im Mittelmeer über Jahrzehnte bis an den Rand der Ausrottung überfischt wurde. Nach einigen Jahren mit drastisch gekürzten Fangmengen wachsen die Bestände zwar langsam wieder an, auf der Roten Liste der bedrohten Arten steht der als Roter Thun bekannte Atlantische Blauflossenthun weiterhin. Auch sein naher Verwandter der Pazifische Blauflossenthun wird seit Anfang der Woche als gefährdet gelistet.
Zu starker Fischereidruck kann dazu beitragen, dass Arten regional nicht mehr vorkommen, das zeigt die Historie. „Glattrochen war vor 100 Jahren weit verbreitet in der Nordsee und ist seit Jahrzehnten fast völlig verschwunden, er wurde als „Seeforelle“ gehandelt.“ Einige der früher meistverkauften Speisefische sind heute verschwunden oder zählen zu den geschützten Arten. Fischarten, die im Laufe ihres Lebens zwischen Meer und Flüssen hin und her wandern, wie Aale, Lachse, Ostseeschnäpel, Finte, Maifisch oder Stör, haben neben der Fischerei auch mit Verbauung bzw. Zerstörung ihrer Süßwasserlebensräume zu kämpfen.
Der WWF gibt einen Einkaufsratgeber für Fisch und Meeresfrüchte heraus, der Konsumenten mittels Ampelsystem zeigt, welchen Fisch man mit gutem Gewissen essen kann.
Weitere Informationen:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
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