WWF zieht nach CITES-Konferenz in Usbekistan positive Bilanz für den Schutz von Haien, Rochen und asiatischen Großkatzen – Nachholbedarf bei Aalen und Singvögeln
Neue Klima-Studie zeigt Veränderungen bei Artenvielfalt in Österreich
Wien, 6. Juli 2007 – Eine neue Studie der Universität für Bodenkultur Wien im Auftrag der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) und des WWF zeigt, wo und wie sich der Klimawandel in Österreich auf unsere Wälder und die Artenvielfalt auswirken wird. Die Fichte als häufigste heimische Baumart ist der große Verlierer des Temperaturanstiegs. Auch mehrere Fischarten sind durch den Klimawandel akut gefährdet. Die Verschiebung des Vegetationsgürtels wird zahlreiche Arten zur Abwanderung in die Höhe zwingen oder sie aussterben lassen. Für die Österreichischen Bundesforste und den WWF ergibt sich daraus ein dringender Handlungsbedarf für die Forstwirtschaft, den Wasserbau und den Naturschutz. „Der Klimawandel wird sich in Österreich durch die alpine Struktur wesentlich stärker auswirken als in anderen Teilen der Welt“, warnt ÖBf-Vorstand Georg Erlacher. „Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, um die Folgen des Klimawandels auf die Natur in Österreich möglichst gering zu halten“, fordert WWF-Geschäftsführerin Hildegard Aichberger. WWF und Bundesforste haben nun eine Reihe von Empfehlungen zu Waldwirtschaft, Wasserbau und Naturschutz für die kommenden Jahrzehnte erarbeitet.
Osten Österreichs besonders betroffen
Durch den zunehmenden Trockenstress und wachsende Insektenschäden kommt bis zum Jahr 2100 vor allem die Fichte stark unter Druck. Andere Baumarten wie Eiche, Kiefer oder Buche werden die relativen Gewinner des Klimawandels sein, weil sie auch mit weniger Niederschlägen auskommen. Besonders betroffen von der steigenden Stressbelastung sind der sommerwarme Osten (Niederösterreich), das subillyrische Hügelland (Steiermark, Südburgenland) und der Donauraum. Auch im Mühl- und Waldviertel verschlechtern sich die Bedingungen für die Fichte deutlich. Dadurch verbleiben im wesentlichen nur im Alpenbogen in höheren Lagen für die Fichte geeignete Gebiete. Dies könnte zu einer Verminderung der Schutzwirksamkeit unserer Bergwälder gegenüber Naturgefahren führen.
Klimastress für Bachforellen
Durch die Erwärmung unserer Seen und Flüsse, das Risiko von Niedrigwasserständen und das Abnehmen des Gletscher-Schmelzwassers gerät auch die heimische Fischwelt immer mehr unter enormen Klimastress. Während der Karpfen als wärmeresistenter Fisch überleben wird, ist die Äsche bereits jetzt stark gefährdet. Auch Bachforelle, Huchen, Felchen und Barsche sind die Verlierer des Klimawandels. Anderen Tieren und Pflanzen bleibt nichts übrig als bergaufwärts oder in andere, kältere Vegetationszonen abzuwandern. Wenig mobile Arten werden durch den Klimawandel in den Alpen aussterben. „Bei der prognostizierten Temperaturerhöhung in Österreich ist eine Verschiebung des Vegetationsgürtels um 400 bis 700 Meter nach oben zu erwarten“, so der Studienautor Manfred Lexer.
Gegensteuern durch Flussrenaturierung
Zur Vorbereitung auf die unvermeidliche Veränderung der Artenvielfalt in Österreich schlagen ÖBf und WWF nun eine Reihe von Empfehlungen vor: Zusätzliche Stressfaktoren neben dem Klimawandel müssen so weit wie möglich reduziert werden, um Pflanzen und Tieren mehr Möglichkeiten für die Anpassung zu geben. Schutzgebiete und eine stärkere Lebensraumvernetzung sollen mit einem aktiven Management der gefährdeten Gebiete verknüpft werden. In der Waldbewirtschaftung steht die Förderung der Arten- und Strukturvielfalt der Wälder im Vordergrund. Heimische Baumarten, die wärme- und trocken-stressresistenter sind, werden zukünftig verstärkt bevorzugt. Im Wasserbau ist das wichtigste Ziel, die Renaturierung der Flüsse um die Ökosysteme für die Artenvielfalt zu vergrößern. Dadurch kann auch die Durchgängigkeit der Wassermengen verbessert und die Niedrig-wasserstände in den Trockengebieten ausgeglichen werden.
Bereits jetzt kämpft Österreich mit einem Temperaturanstieg von 1,8 Grad. „Ein weiterer Anstieg der Temperatur von zwei bis drei Grad im Alpenraum ist praktisch unvermeidlich“, so Lexer. „Wir müssen deshalb schon jetzt die Weichen für eine veränderte Umwelt stellen, denn der Klimawandel wird sich im Alpenraum sonst besonders dramatisch auswirken “, sind sich Aichberger und Erlacher einig.
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231 oder
Mag. Bernhard Schragl, Pressesprecher ÖBf, Tel. 02231-600-215 oder
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Weltbodentag: WWF fordert starkes Bodenschutzgesetz
Naturschutzorganisation fordert politische Maßnahmen gegen Bodenversiegelung – Österreich geht zu verschwenderisch mit wertvollen Böden um – Hohe Folgekosten für Gesamtgesellschaft
Salzburg: WWF kritisiert geplante Nachtbejagung von geschützten Arten
Naturschutzorganisation warnt vor Verstoß gegen EU-Recht – Landesregierung will Nachtjagd ausweiten und Einsatz von Nachtsichtgeräten sogar gegen geschützte Tiere wie den Biber ermöglichen
Neue Zahlen: Bodenverbrauch weit über „Nachhaltigkeitsziel“ der Politik
Neue ÖROK-Zahlen zeigen Zunahme von Verbauung und Versiegelung genauer als bisher – Bodenverbrauch mehr als doppelt so hoch wie selbst gestecktes „Nachhaltigkeitsziel“ des Bundes – WWF für Bodenschutz-Vertrag
WWF: Geplante Wolfs-Verordnung in der Steiermark ist rechtswidrig
Naturschutzorganisation gibt Stellungnahme zu Entwurf ab: „Geplante Verordnung ignoriert EU-Schutzvorgaben für den Wolf und erlaubt Tötungen, die weder fachlich noch rechtlich gerechtfertigt sind“
WWF trauert um Toni Vorauer
Langjähriger WWF-Mitarbeiter, Tiroler Schutzgebietsbetreuer und Fledermaus-Experte verstorben – Prägende Verdienste für den Natur- und Artenschutz
Neue Umfrage: Große Mehrheit fordert strengere Bodenschutz-Maßnahmen
Repräsentative Studie: Drei Viertel der Bevölkerung wünschen sich strengere Regeln und verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch – WWF fordert Bund und Länder zum Handeln auf
Kraftwerk Kaunertal: WWF fordert Offenlegung aller Sicherheitsrisiken
Aktuelle Anfrage an TIWAG eingereicht – Naturschutzorganisation für volle Transparenz, bevor Kraftwerksausbau vorangetrieben wird – Klimakrise verschärft Naturgefahren und Sicherheitsrisiken
“Der Luchs verschwindet”: WWF schlägt mit Weihnachtskampagne Alarm für den Schutz der seltenen Katzenart
Nur noch maximal 35 Luchse in Österreich – WWF fordert bessere Vernetzung der Lebensräume und entschlossenes Vorgehen gegen Wildtierkriminalität













